Mein Team und ich – wer motiviert hier eigentlich wen?

Vor kurzem stieß ich auf einen Artikel, der mich nachdenklich stimmte – der Titel versprach mir, ich würde erfahren, wie ich meine Projektmitarbeiter "optimal" motiviere. Schmunzelnd las ich weiter, und bei der weiteren Lektüre sträubten sich mir gelegentlich die Haare, bei Weisheiten der Art:

"Wenn Sie wollen, dass ein Projektmitarbeiter ein neues Verhalten lernt, sollten Sie ihn anfangs jedes Mal belohnen, wenn er das gewünschte Verhalten zeigt…"

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Mein Team und ich – wer motiviert hier eigentlich wen?

Vor kurzem stieß ich auf einen Artikel, der mich nachdenklich stimmte – der Titel versprach mir, ich würde erfahren, wie ich meine Projektmitarbeiter "optimal" motiviere. Schmunzelnd las ich weiter, und bei der weiteren Lektüre sträubten sich mir gelegentlich die Haare, bei Weisheiten der Art:

"Wenn Sie wollen, dass ein Projektmitarbeiter ein neues Verhalten lernt, sollten Sie ihn anfangs jedes Mal belohnen, wenn er das gewünschte Verhalten zeigt…"

Vor kurzem stieß ich auf einen Artikel, der mich nachdenklich stimmte – der Titel versprach mir, ich würde erfahren, wie ich meine Projektmitarbeiter "optimal" motiviere. Schmunzelnd las ich weiter, und bei der weiteren Lektüre sträubten sich mir gelegentlich die Haare, bei Weisheiten der Art:

"Wenn Sie wollen, dass ein Projektmitarbeiter ein neues Verhalten lernt, sollten Sie ihn anfangs jedes Mal belohnen, wenn er das gewünschte Verhalten zeigt…"

Ein gewisses Gefühl entstand, hier eher einen Text über die Abrichtung von Schäferhunden zu lesen – ich fand meine Vorstellung eines wertschätzenden Umgangs mit allen Projektmitarbeitern und das Bedürfnis nach Respekt vor jedem einzelnen Menschen im Team etwas zu wenig berücksichtigt.

Das immer wieder in der Literatur breit getretene Thema Motivation – im Zusammenhang mit der Teamentwicklung im Projekt – kann der eine oder andere Projektleiter sicher nicht mehr hören; gerade bei schwierigen, langwierigen Projekten oder starker Arbeitsbelastung der Mitarbeiter mutiert es manchmal eher zum Reizwort für die Projektbeteiligten.

Zumindest motivierte mich der Text zu einer spontanen Mind Map, die nach kurzer Zeit des Nachdenkens entstand. Sie enthält einige für mich wichtigen Aspekte der Teamarbeit – sicherlich nicht alle – aus der Perspektive als Projektleiterin. Das Thema der Teamführung und Teamentwicklung kann getrost als mehrdimensional bezeichnet werden – meine Grafik stellt daher bei weitem nicht den Anspruch auf Vollständigkeit…

Sie machte mir schnell sehr deutlich, welche Herausforderung "Motivation im Projektumfeld" darstellt und in welchem Zusammenhang sie gestellt werden kann: Sicherlich sollte sich jeder Projektleiter Gedanken machen über eine Strategie, mit der er für die Menschen im Team eine motivierende Arbeitsumgebung schaffen kann. Doch bei all dem, was immer wieder zu Papier gebracht wird – ein Erfolgsrezept für die "optimale" Motivation in unterschiedlichen Projektphasen, dem sich dynamisch entwickelndem Projektumfeld oder auch in Anbetracht der individuellen Bedürfnisse der Teammitglieder ist eine Mär, die es meiner Ansicht nach niemals geben wird.

Patentrezepte gibt es nicht

In der Projektmanagementliteratur finden sich reichlich Erkenntnisse darüber, welche bewährten Ansätze es gibt, um ein so genanntes "motivierendes Projektklima" zu fördern und was sich in der Praxis dafür eher weniger gut bewährt hat. Die Frage der Umsetzung in der eigenen Situation ist jedoch nicht leicht zu beantworten: Worauf kommt es im Projektalltag an, um die eigenen Mitarbeiter mit den gut gemeinten motivationsfördernden Maßnahmen auch wirklich zu erreichen?

Nährboden der Teamentwicklung: Ein ehrliche und offene Projektkultur

Meine Erfahrungen – einerseits als Projektmitarbeiterin, andererseits als Projektleiterin – mit sehr unterschiedlichen Teams aus Industrie, Entwicklung, IT oder auch Ehrenamt lassen sich einfach zusammenfassen: Ein ehrliches Interesse an den Personen im Team, aufrichtiger Umgang miteinander und Kommunikation "auf Augenhöhe" ist ein wesentlicher Baustein der Teamarbeit und kann sehr motivierend wirken – und das für alle Beteiligten! Denn auch als Projektleiter kann man hieraus Energie schöpfen und die Eigenmotivation nähren.

Eine wichtige Rolle für das Team spielt meiner Ansicht nach die "Vorbildfunktion", die ein Projektleiter aus Sicht vieler Teammitglieder innehat; das so gelebte Vorbild hat wesentlichen Einfluss auf die Projektkultur. Meiner Erfahrung nach sind es viele kleine Dinge, die mehr oder weniger bewusst von den beteiligten Menschen wahrgenommen werden und auf die Teammitglieder eine positive oder negative Auswirkung haben können: Schon die Art, miteinander umzugehen, Anerkennung offen auszusprechen, Kritik wertschätzend und fair anzubringen, die persönliche Art und Arbeitsweise der anderen Beteiligten zu respektieren, Fairness gegenüber allen Beteiligten zu zeigen oder die Erfolge der Kollegen und Mitarbeiter zu schätzen – all dies trägt sicherlich zu einem motivierenden Umfeld im Projekt bei. Das steht natürlich auch in jedem Lehrbuch über Projektmanagement!

Ich halte es für wichtig, die persönlichen Bedürfnissen der Menschen im Projektteam zu respektieren – und einen projektfreien Nachmittag zu ermöglichen, wenn ein Kindergeburtstag ansteht oder ein wichtiges Fußballspiel. Ein ernsthaftes Interesse an den Menschen, mit denen man zusammenarbeitet, ist dabei unabdingbar – und wertvoller als jede noch so ausgefeilte "Belohnungsstrategie".

Verhindern von Demotivation: auch eine gute Strategie

Ein zweiter "Baustein" eines anregenden Projektklimas ist erfahrungsgemäß das Verhindern von Frust, Ärger und negativem Stress – soweit es in der Macht eines Projektleiters liegt. Dies ist jedoch meist harte Arbeit und zieht sich durch die gesamte gemeinsame Projektarbeit.

Demotivierend wirkende Einflüsse kennen sicherlich die meisten Menschen aus eigener (Projekt-)Erfahrung: Übermäßiger Druck und Arbeitsüberlastung aus den Fachabteilungen oder von Projektseite, Konflikte mit den Vorgesetzten in der Linie oder innerhalb des eigenen Projekts, unklare Rollenverteilung, fehlende Projektorganisation und viele andere Gründe mehr. Dazu kommen latente psychische Belastungen durch eine negativ wirkende Projektkultur (sei es übersteigerte Leistungsorientierung oder etwa "Sündenbockreiterei" bei aufgetretenen Problemen).

Auch Defizite im Projektmanagement, die meist auf dem Rücken der Projektteammitglieder ausgetragen werden, wirken belastend. Spitzenkandidaten sind hier ein fehlendes Konfliktmanagement, direkte Konkurrenz zu anderen Projekten, negative Propaganda durch Projektgegner usw. Derartige negative Einflussfaktoren können den Spaß an der Projektarbeit nachhaltig verderben und sind nach meiner Erfahrung auch nicht durch noch so angestrengte Motivationsstrategien auszugleichen. Je angestrengter in solchen Fällen Aktionen gestartet werden, um die Teammitglieder "wieder zu motivieren", je durchschaubarer sind sie.

Werden Teammitglieder jedoch vor derartigen Schieflagen bewahrt, ist das Thema Motivation häufig gar kein Thema mehr.

Projektarbeit darf auch Spaß machen

Machen Sie sich Gedanken, woran Sie gemeinsam Spaß haben – und tun sie es! Mit einer positiven Grundhaltung finden Sie je nach Projektphase oder Situation sicherlich viele Ansatzpunkte, um im eigenen Projekt etwas für die Motivation der Teammitarbeiter und auch für die eigene zu tun; damit Sie nicht irgendwann vor dem folgenden Problem stehen:

"Erhalten Menschen eine Belohnung zu häufig, schüttet ihr Gehirn nur noch wenig Dopamin aus. Dann sind sie nicht mehr dazu bereit, sich besonders anzustrengen."

 

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Alle Kommentare (1)

Guest

Sehr geehrte Frau Niklas, diese differenzierte Betrachtungsweise kann ich nur bestätigen. Gerade in Konzernen mit einer sehr komplexen Projektumwelt und mit sehr komplexen Projektaufträgen, also in dieser Matrixstruktur, ist die Projektkultur als ein Teil der Unternehmenskultur mit ausschlaggebend für die Motivation im Team. Klare Ziele, Strukturen und Rollenverteilung sind ein Beitrag, ein weiterer das "wie gehen wir miteinander um? Welche Regeln geben wir uns dazu? Welche Werte sind uns in der Zusammenarbeit wichtig?" Das haben Sie ja in Ihrer Grafik auch mit angeführt.