Sie können die Methode "Advocatus Diaboli" in unterschiedlichen Kontexten anwenden, wie z.B. in Projektmeetings, Workshops zur Strategieentwicklung oder Risikomanagement-Sessions. Sie lässt sich gut mit anderen Methoden wie z.B. SWOT-Analyse oder Brainstorming kombinieren, um kritische Aspekte gezielt zu hinterfragen und potenzielle Schwächen aufzudecken.
Zentraler Aspekt dieser Methode ist es, eine Person in die Rolle des "Teufelsadvokaten" zu versetzen, die nicht nur Kritik übt, sondern aktiv hinterfragt, was oft als gegeben angenommen wird. Es ist wichtig, dass diese Person unabhängig und mit einer konstruktiven Haltung agiert, um unangemessene Annahmen zu entlarven und die Gruppe zu einem tieferen Verständnis zu führen.
Achten Sie darauf, dass alle Teammitglieder die Methode als Chance verstehen, die Qualität der Entscheidung zu verbessern, und nicht als persönlichen Angriff. Damit das funktioniert, ist eine offene und respektvolle Teamkultur absolut notwendig, in der Kritik als wertvoll angesehen wird.
Wenden Sie diese Methode nicht voreilig an, da tiefgehende Überlegungen und die Analyse möglicher Einwände Zeit erfordern. Planen Sie daher ausreichend Raum für Diskussionen und Reflexion ein, sodass die Ergebnisse durchdacht und umsetzbar sind.
Beispiel: Überprüfung eines neuen Marketingplans
In einem mittelständischen Unternehmen entwickelte das Marketingteam einen Plan, um das Unternehmen als Marktführer in einer neuen Region zu positionieren. Um sicherzustellen, dass der Plan robust und durchdacht ist, beauftragt der CEO die Teamleiterin Sarah, eine Sitzung zur kritischen Überprüfung des Plans durchzuführen. Sarah lädt Paul ein, der im Unternehmen für Risikomanagement zuständig ist, um in der Rolle des Advocatus Diaboli die Strategie zu hinterfragen. Paul nimmt diese Rolle an, indem er potenzielle Risiken und Annahmen des Plans kritisiert, etwa die Annahme, dass die Zielgruppe schnell auf die neuen Angebote reagieren wird. Die Gruppe diskutiert diese Einwände ausführlich und kann den Plan optimieren, indem sie realistischere Annahmen trifft und Maßnahmen zur Risikominderung ergreift.
Schritt 1: Bereiten Sie das Team vor!
Um die Advocatus-Diaboli-Methode erfolgreich einzusetzen, müssen Sie zunächst das Ziel des Workshops und den zu überprüfenden Inhalt klar definieren. Das bedeutet, dass Sie genau festlegen, worauf der Fokus im Workshop liegt: Soll z.B. ein Marketingplan, eine neue Strategie oder die Idee für ein neues Produkt überprüft werden? Es ist entscheidend, dass alle Beteiligten ein gemeinsames Verständnis davon haben, was überprüft und hinterfragt wird. Ebenfalls ist es wichtig, dass alle dasselbe Ziel verfolgen: Soll der Inhalt selbst einer kritischen Prüfung unterzogen werden, oder seine Wirkung auf das Umfeld? Welche Aspekte – finanzielle, technische, juristische usw. – sollen berücksichtigt werden?
Stellen Sie vorbereitend sicher, dass alle relevanten Informationen zusammengetragen wurden. Das umfasst sowohl Daten als auch Analysen, die für das Thema entscheidend sind. Dazu können Marktforschungsberichte, finanzielle Prognosen oder interne Leistungskennzahlen gehören. Diese Informationen müssen allen Teammitgliedern vor dem Workshop zur Verfügung gestellt werden, damit alle auf dem gleichen Wissensstand sind und keine wichtigen Details übersehen werden. Achten Sie darauf, dass auch die Annahmen, die der zu prüfenden Idee oder Strategie zugrunde liegen, klar erfasst sind. Ohne dieses Wissen wird es schwierig, realistische Annahmen zu hinterfragen.
In diesem ersten Schritt geht es außerdem darum, die Methode selbst zu erklären. Die Teilnehmenden müssen verstehen, dass der Advocatus Diaboli nicht darauf aus ist, den Plan oder die Strategie abzulehnen, sondern diese kritisch zu hinterfragen, um mögliche Schwächen und Risiken zu identifizieren. Stellen Sie klar, dass es in dieser Phase nicht darum geht, Lösungen zu finden, sondern vielmehr darum, die Annahmen und den Plan selbst so objektiv wie möglich zu prüfen. Diese Klarstellung ist wichtig, um Missverständnisse und eine mögliche negative Wahrnehmung der Methode zu vermeiden.
Beispiel: Prozessauftakt – die Weichen werden gestellt
Sarah beginnt den Workshop, indem sie das Ziel des Treffens erläutert: Das Marketingteam möchte das Unternehmen als Marktführer in einer neuen Region positionieren. Sie erklärt, dass der Fokus des Workshops darauf liegt, den entwickelten Marketingplan aus einer kritischen Perspektive zu überprüfen. Sarah sorgt dafür, dass das Ziel des Workshops für alle verständlich ist: Der Plan soll nicht nur auf seine Stärken hin überprüft werden, sondern auch auf potenzielle Schwächen, Risiken und Annahmen.
Sie teilt dem Team mit, dass Paul, der Risikomanager des Unternehmens, als Advocatus Diaboli fungieren wird. Paul wird in dieser Sitzung gezielt Fragen stellen und Annahmen des Plans hinterfragen. Es könnte z.B. darum gehen, die Annahme zu prüfen, dass die Zielgruppe schnell auf das neue Angebot reagiert, ohne externe Einflüsse wie den Wettbewerb oder ökonomische Faktoren zu berücksichtigen. Sarah betont, dass diese kritische Perspektive notwendig ist, um den Plan robuster zu machen. Sie stellt sicher, dass alle Teammitglieder verstehen, warum diese Methode eingesetzt wird, und dass Pauls Rolle nicht mit negativer Kritik, sondern mit einer wertvollen Unterstützung zur Verbesserung des Plans verbunden ist.
Alle Teammitglieder haben nun das Ziel des Workshops und die Vorgehensweise verstanden. Die erforderlichen Informationen sind gesammelt, und die Teilnehmenden sind darauf vorbereitet, dass der Plan nun einer detaillierten kritischen Prüfung unterzogen wird.