
Ausgabe 7/2025
In selbstorganisierten Teams besteht die Aufgabe von Führung darin, Klarheit und Sicherheit zu schaffen – nicht darin, Mikromanagement zu betreiben.
Henrik Kniberg, Agile Coach bei Spotify
Liebe Leserinnen und Leser,
was ist Selbstorganisation – ein schnelllebiger Trend oder ein echter Paradigmenwechsel? Während das Konzept in der Theorie bestechend einfach klingt – weniger Hierarchie, mehr Eigenverantwortung –, zeigt die Praxis ein komplexeres Bild.
In unserem Leitinterview "Selbstorganisation in Unternehmen: Mehr als nur ein Trend?" machen die Organisationsentwicklerin Silke Luinstra und der Change-Experte Fabian Lange deutlich, dass der vielbeschworene "Common Ground" in Sachen Selbstorganisation kaum existiert. Für die einen bedeutet es die völlige Abwesenheit formaler Hierarchien, während andere argumentieren, dass auch klassisch hierarchisch strukturierte Unternehmen selbstorganisiert sein können – sofern sie ihre Strukturen und Entscheidungsprozesse bewusst und funktional gestalten.
Die beiden Experten beleuchten notwendige Rahmenbedingungen für selbstorganisierte Strukturen: Zentral sind klar definierte Rollen, eine stringente Kommunikation und eine verlässliche Feedback-Kultur. Nur so lassen sich Orientierung und Stabilität gewährleisten.
Spannend ist Luinstras und Langes kritische Reflexion der Führungsrolle: Sie stellen deutlich heraus, dass Selbstorganisation nicht das Ende von Führung bedeutet – sondern ihre Transformation. Statt autoritär zu steuern, agieren Führungskräfte in selbstorganisierten Teams als Moderatoren, Impulsgeber und strategische Begleiter.
Entscheidend ist nicht das Label "selbstorganisiert", sondern ob die Unternehmensstrukturen tatsächlich klare Verantwortlichkeiten ermöglichen. Ohne durchdachte Regeln und die Möglichkeit, reelle Verantwortung zu übertragen, bleibt Selbstorganisation ein leeres Versprechen und scheitert in der Praxis schnell am berühmt-berüchtigten Mikromanagement.
Differenzierte und erhellende Perspektiven auf das Thema Selbstorganisation wünschen Ihnen
Hilda Arnold, Nathalie Röseler und das Team des projektmagazins