Durchführung

Meredith Belbin identifizierte in seinen Untersuchungen (siehe Abschnitt "Herkunft") zur Leistungsfährigkeit von Teams neun Rollen, die er in drei Kategorien unterteilte: kommunikationsbasierte, handlungsbasierte und wissensbasierte Rollen. Jede Kategorie erfüllt eine besondere Funktion im Team, und gemeinsam sorgen sie für eine ausgewogene Zusammenarbeit.

Seien Sie sich stets bewusst, welchen Zweck diese Rollen haben und vermitteln Sie dies auch Ihrem Team: Es geht darum, Zusammenarbeit und Effizienz zu fördern, nicht um Bewertungen oder Kritik. Eine offene und wertschätzende Teamkultur ist die Grundlage dafür, dass alle Mitglieder den Mehrwert der Methode erkennen und annehmen.

Die Belbin-Teamrollen sind keine Methode im eigentlichen Sinne, sondern ein Modell, das Sie aktiv in Ihren Arbeitsalltag integrieren sollten: sei es bei Teamentwicklungsworkshops, Projektplanungen oder der Neuausrichtung von Teams. Kombinieren Sie sie mit bewährten Ansätzen wie Kompetenzanalysen oder Zielvereinbarungsprozessen, um eine optimale Teamzusammensetzung zu erreichen.

In dieser Methodenbeschreibung stelle ich zum einen allgemeine Aspekte der Arbeit mit den Belbin-Teamrollen vor. Zum anderen beschreibe ich in einem realitätsnahen Beispiel das Zusammenstellen und Entwickeln eines Projektteams mit ihrer Hilfe. Es handelt sich also nicht um eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, sondern um Anregungen, mit Hilfe dieser Rollen die tägliche Teamarbeit sowohl erfolgreicher als auch motivierender zu gestalten.

Die neun Belbin-Teamrollen und ihre Aufgaben

Es existieren vielfältige Darstellungen der Belbin-Teamrollen, z.B. auf der offiziellen Belbin-Website selbst: https://www.belbin.com/about/belbin-team-roles. Sie können sich dort auch eine PDF mit Kurzbeschreibungen (englisch) der Rollen herunterladen, die als Handout für das Team hilfreich sein kann. Im Folgenden stelle ich die für ein Projektteam besonders relevanten Eigenschaften zusammen.

Kommunikationsbasierte Rollen

Diese Rollen fördern die Zusammenarbeit und das Verständnis innerhalb und außerhalb des Teams.

Koordinator:in (Co-ordinator)

Verbindet das Team, klärt Ziele und priorisiert Aufgaben. Sorgt dafür, dass jede:r seinen:ihren Beitrag leistet. Mögliche Aufgaben im Projekt sind z.B.:

• Strategische Planung und Organisation
• Überwachung des Projektfortschritts
• Moderation von Meetings und Entscheidungsfindung

Wegbereiter:in (Resource Investigater)

Bringt Enthusiasmus und Ideen ein, knüpft Kontakte und erkundet neue Möglichkeiten. Mögliche Aufgaben im Projekt sind z.B.:

• Identifizieren neuer Chancen und Ressourcen
• Brainstorming kreativer Lösungen
• Aufbau und Pflege externer Netzwerke

Teamarbeiter:in (Teamworker)

Fördert Zusammenarbeit und Harmonie im Team, vermittelt bei Konflikten. Mögliche Aufgaben im Projekt sind z.B.:

• Unterstützen und motivieren von Teammitgliedern
• Konfliktmanagement und Aufbau einer positiven Teamkultur
• Fördern der Zusammenarbeit und Kommunikation

Wissensbasierte Rollen

Diese Rollen liefern Expertise und innovative Ansätze.

Spezialist:in (Specialist)

Bringt tiefes Fachwissen und Expertenkenntnisse in einem bestimmten Bereich ein. Mögliche Aufgaben im Projekt sind z.B.:

• Bereitstellung von spezialisierten Informationen
• Entwicklung und Implementierung technischer Lösungen
• Schulung oder Beratung des Teams zu spezifischen Themen

Beobachter:in (Monitor Evaluator)

Analytisch und nüchtern, bewertet Vorschläge und Entscheidungen objektiv. Mögliche Aufgaben im Projekt sind z.B.:

• Überprüfung und Analyse von Ideen
• Identifizieren von Schwächen und Risiken
• Empfehlungen auf Basis von Daten und Fakten

Erfinder:in (Plant)

Entwickelt originelle und kreative Ideen, oft unabhängig von Gruppendynamik. Mögliche Aufgaben im Projekt sind z.B.:

• Generieren innovativer Lösungen
• Vorschläge für neue Ansätze und Strategien
• Lösung von komplexen Problemen

Handlungsbasierte Rollen

Diese Rollen sorgen für Umsetzung und Effizienz im Team.

Perfektionist:in (Completer Finisher)

Hat ein Auge für Details und strebt nach Exzellenz. Überprüft Arbeitsergebnisse auf Qualität. Mögliche Aufgaben im Projekt sind z.B.:

• Endprüfung von Projektergebnissen
• Qualitätskontrolle und Fehlerbehebung
• Einhalten hoher Standards

Umsetzer:in (Implementer)

Setzt Pläne in die Praxis um, strukturiert Prozesse und sorgt für Effizienz. Mögliche Aufgaben im Projekt sind z.B.:

• Erstellen von klaren Arbeitsabläufen
• Umsetzung strategischer Pläne in konkrete Aktionen
• Sicherstellen, dass Fristen eingehalten werden

Macher:in (Shaper)

Motiviert das Team, setzt Ziele und sorgt für Dynamik und Ergebnisse. Mögliche Aufgaben im Projekt sind z.B.:

• Setzen und Durchsetzen von Prioritäten
• Treiben des Teams zu Höchstleistungen
• Überwinden von Hindernissen und Widerständen

Teamzusammensetzung und Aufgabenverteilung

Ein ideales Team kombiniert diese Rollen, um verschiedene Stärken zu nutzen und Schwächen auszugleichen. Die Rollen können sich je nach Projektanforderungen überschneiden. Beispielsweise könnte der:die Koordinator:in auch Aufgaben eines Teamarbeiters übernehmen, während ein:e Spezialist:in eng mit einer Perfektionistin zusammenarbeitet, um sicherzustellen, dass die Ergebnisse den Anforderungen entsprechen.

In der Praxis wird es kaum möglich sein, immer ein "Dream-Team" mit ausgewogen besetzten Belbin-Teamrollen zusammenzustellen. Das ist auch gar nicht unbedingt erforderlich. Es ist bereits ein großer Gewinn sowohl für das Team als auch für die Zusammenarbeit, wenn Sie sich individuell und gemeinsam mit den Rollenausprägungen der Teammitglieder und ihrem Zusammenwirken befassen.

Fokussieren Sie sich dabei auf die individuellen Rollen Ihrer Teammitglieder: Ermutigen Sie diese, sich ehrlich einzuschätzen, und holen Sie wertvolles Feedback aus dem Team ein. Analysieren Sie gemeinsam die Ergebnisse und erstellen Sie übersichtliche Rollenprofile, die Stärken und Schwächen im Team sichtbar machen. Nutzen Sie diese Einsichten, um als Führungskraft Aufgaben gezielt zu delegieren, Rollen klar zu kommunizieren und Missverständnisse über Arbeitsstile zu vermeiden.

Nehmen Sie sich bewusst Zeit für den gesamten Prozess der damit verbundenen Teamentwicklung. Planen Sie die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung sorgfältig ein, und sorgen Sie für Raum, die Ergebnisse im Team zu besprechen und in die Praxis umzusetzen. Nur so können Sie das volle Potenzial der Methode ausschöpfen und die Teamleistung langfristig steigern.

Beispiel: Optimierung eines Projektteams für ein Innovationsvorhaben

Ein Technologieunternehmen plant die Entwicklung eines neuen Softwareprodukts. Dafür wurde ein interdisziplinäres Team zusammengestellt. Der Projektleiter Jan möchte mit den Belbin-Teamrollen sicherstellen, dass das Team optimal aufgestellt ist.

Hierzu lädt er das Team zu einem Workshop für die Teamfindung ein. In der Einladung stellt er das Modell der Belbin-Teamrollen vor und erläutert, dass für die erfolgreiche Durchführung des wichtigen Projekts alle Rollen erforderlich sind.