Wissensmanagement
Wissensmanagement erfasst, organisiert, verbreitet, nutzt und entwickelt Wissen innerhalb einer Organisation systematisch weiter. Organisationen nutzen vorhandenes Wissen effizient, generieren neues Wissen und machen es dauerhaft verfügbar. Dies fördert ihre Innovationsfähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und verbessert Entscheidungsprozesse.
Wissensmanagement
Wissensmanagement erfasst, organisiert, verbreitet, nutzt und entwickelt Wissen innerhalb einer Organisation systematisch weiter. Organisationen nutzen vorhandenes Wissen effizient, generieren neues Wissen und machen es dauerhaft verfügbar. Dies fördert ihre Innovationsfähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und verbessert Entscheidungsprozesse.
Herkunft und Definition des Begriffs
Karl Wiig prägte den Begriff "Knowledge Management" 1986 während einer Konferenz der United Nations International Labour Organization in der Schweiz. Peter Senge setzte mit seinem Konzept der Lernenden Organisation entscheidende Impulse. Ikujiro Nonaka erlangte Bekanntheit durch sein Modell der Knowledge-Creating Company.
In den 1990er-Jahren erkannten Unternehmen Wissen zunehmend als zentralen Wertschöpfungsfaktor. Ab 2005 integrierten viele Organisationen Wissensmanagement als strategische Aufgabe: Das Konzept der Knowledge Governance stellt sicher, dass Aktivitäten in diesem Bereich Unternehmensziele unterstützten und messbare Werte schaffen.
2015 wurde Wissensmanagement erstmals explizit in die ISO-Zertifizierung aufgenommen. Dieser Schritt verdeutlichte seine wachsende Bedeutung für Unternehmen weltweit.
Vorteile von Wissensmanagement
Wissensmanagement erleichtert den optimalen Umgang mit Wissen und bietet zahlreiche Vorteile:
- Effizienzsteigerung: Mitarbeitende greifen schneller auf relevantes Wissen zu, reduzieren Arbeitszeiten und arbeiten produktiver.
- Fehlervermeidung: Die Dokumentation und Verfügbarkeit von Erfahrungswissen verhindert die Wiederholung von Fehlern.
- Förderung von Innovationen: Wissensmanagement unterstützt Innovations- und Ideenprozesse aktiv.
- Mitarbeiterentwicklung: Schulungen und Wissenstransfer fördern die persönliche und fachliche Weiterentwicklung der Belegschaft.
- Sicherung von Kontinuität: Wissen bleibt auch bei Fluktuation im Unternehmen erhalten.
- Bessere Entscheidungen: Der Zugang zu umfassenden Informationen ermöglicht fundierte und strategisch durchdachte Entscheidungen.
Arten und Dimensionen von Wissen
Implizites und explizites Wissen: Nonaka und Takeuchi beschreiben, wie Organisationen implizites Wissen (Tacit Knowledge) durch Erfahrungslernen in explizites sowie formalisiertes Wissen umwandeln.
Individuelles Wissen: Einzelpersonen erwerben Wissen durch Erfahrung, Bildung oder Reflexion und speichern es in ihrem Gedächtnis.
Kollektives Wissen: Gruppen, Teams oder Organisationen schaffen kollektives Wissen durch Austausch und Kombination individueller Wissensbestände.
Die 7 W’s des Wissens: Wissen wird auch inhaltlich nach den sieben W-Fragen unterschieden, diese lauten Was? (Know-what), Wie? (Know-how), Wann? (Know-when), Wo? (Know-where), (Know-who, (Know-with-which): Warum? (Know-why).
Modelle
Verschiedene Modelle erleichtern es, Wissensmanagement unter unterschiedlichen Aspekten zu analysieren, zu planen, umzusetzen und zu kontrollieren.
- DIKW-Pyramide: Diese Pyramide stellt die Beziehung zwischen Daten, Informationen, Wissen und Weisheit dar. Organisationen nutzen diese Hierarchie, um Wissen strategisch wertvoll zu machen (siehe Bild 1).
- Wissenstreppe nach North: Klaus North entwickelte dieses Modell, das Wissen in den Kontext verwandter Begriffe setzt. Es zeigt, wie Daten durch Wertschöpfung zu Wissen transformiert werden (siehe Bild 2).
- SECI-Modell: Ikujiro Nonaka und Hirotaka Takeuchi entwickelten dieses Modell, das die Wissensschaffung in Unternehmen durch Sozialisation, Externalisierung, Kombination und Internalisierung beschreibt (siehe Bild 3).
- Kernprozesse nach Probst: Gilbert Probst und sein Team integrierten Wissensmanagement in die Unternehmensprozesse, indem sie grundlegende Wissensmanagement-Aktivitäten definierten (siehe Bild 4).
- Münchner Wissensmanagement-Modell nach Mandl: Dieses Modell unterteilt Wissensmanagement in Wissensziele, Wissensprozesse und unterstützende Maßnahmen.
- Wissensmarkt-Modell nach North: Dieses Modell betrachtet Wissen als handelbare Ressource und beschreibt den Austausch von Wissen innerhalb von Organisationen.
- Reifegrad-Modell: Organisationen bewerten und entwickeln ihr Wissensmanagement durch eine schrittweise Verbesserung ihrer Prozesse, von der anfänglichen Nutzung bis zur strategischen Anwendung.
Rollen im Wissensmanagement
Erfolgreiches Wissensmanagement setzt voraus, dass alle Hierarchieebenen und Funktionsbereiche einer Organisation aktiv mitwirken. Gilbert Probst definiert dafür die folgenden Rollen:
- Chief Knowledge Officer (CKO): Der CKO gestaltet, steuert und entwickelt die Wissensbasis einer Organisation.
- Kompetenzfeldverantwortliche (KFV): Diese Rolle umfasst die Lenkung und Entwicklung eines bestimmten Kompetenzfeldes.
- Brückenbauende (Boundary Spanner): Brückenbauer vernetzen Kompetenzfelder, vermitteln Kontakte und identifizieren neue Geschäftsmöglichkeiten.
- Transparenzschaffende: Sie sorgen dafür, dass eine ausreichende Transparenz über die organisationale Wissensbasis besteht.
Beispiele für Wissensmanagement in Organisationen
Viele Unternehmen setzen Wissensmanagement erfolgreich ein. Hier sind drei bekannte Beispiele:
IBM fördert den Wissensaustausch durch kollaborative Technologien und ein umfassendes internes Wissensportal.
Siemens entwickelte Wissensnetzwerke, die den Austausch zwischen verschiedenen Geschäftseinheiten und Standorten ermöglichen.
Accenture nutzt eine digitale Wissensplattform und fördert eine globale Wissensgemeinschaft, um Fachinformationen und Best Practices auszutauschen.
Wissensmanagement-Methoden und -Tools
Organisationen setzen eine Vielzahl von Methoden und Tools ein, um Wissensmanagement umzusetzen:
- Wissenskarten: Diese visualisieren komplexe Themen und stellen sie strukturiert dar.
- Yellow Pages: Diese erweiterten Verzeichnisse helfen, interne Experten für spezifische Themen zu finden.
- Collaboration-Tools: Digitale Werkzeuge unterstützen den Wissensaustausch, die Aufgabenorganisation und die KommunikationKommunikationIm Projektmanagement ist der Austausch von Informationen zwischen den Projektbeteiligten ein entscheidender Erfolgsfaktor und Kommunikation ist ein eigenständiger Aufgabenbereich für die Projektleitung..
- Knowledge-Café: In Workshops tauschen Teilnehmer unterschiedliche Perspektiven zu einem Thema aus und teilen Wissen.
- Storytelling: Erfahrungswissen wird durch Geschichten vermittelt.
- Expert Debriefing: Implizites Wissen wird gezielt von Experten auf andere Mitarbeiter übertragen.
- Wissensbilanz: Dieses strategische Instrument analysiert und entwickelt das intellektuelle Kapital einer Organisation.
Wissensmanagement in Projekten
Wissensmanagement bildet einen integralen Bestandteil des Projektmanagements und gewährleistet:
- den effektiven Austausch von Wissen und Erfahrungen
- die Vermeidung von Fehlern durch Best Practices
- eine schnelle Problemlösung durch den Zugriff auf aktuelles Wissen
- die Wiederverwendung von Erkenntnissen aus früheren Projekten
Typische Methoden im Projektmanagement sind:
- Projekthistorie: Sie dokumentiert die Hintergründe eines Projektauftrags.
- Projektsteckbrief: Dieser One-Pager fasst die wesentlichen Fakten eines Projekts übersichtlich zusammen.
- Lessons Learned: Diese Methode bündelt während der Projektarbeit gewonnene Erkenntnisse, um sie für zukünftige Projekte nutzbar zu machen.
Wissensmanagement und Künstliche Intelligenz
Künstliche Intelligenz (KI) erweitert die Möglichkeiten des Wissensmanagements erheblich. Organisationen nutzen KI unter anderem in folgenden Bereichen:
- Intelligente Suche: KI-basierte Systeme nutzen Ontologien, um Suchanfragen präzise zu verarbeiten, und optimieren ihre Ergebnisse durch Relevanz-Feedback.
- Chatbots: Diese Programme beantworten automatisiert Benutzeranfragen und ermöglichen effiziente Kommunikation.
- Business Intelligence: Mithilfe von KI analysieren Unternehmen große Datenmengen, um Muster und Zusammenhänge zu erkennen.
- Sensoren und Smart Suits: Diese Technologien sammeln Sensordaten und liefern spezifische Erkenntnisse für Anwendungen.
Die kontinuierliche Weiterentwicklung der KI führt zu neuen Einsatzmöglichkeiten im Wissensmanagement. Gleichzeitig müssen Organisationen Herausforderungen an der Mensch-Maschine-Schnittstelle sowie ethische und datenschutzrechtliche Aspekte berücksichtigen. Der verantwortungsvolle Umgang mit sensiblen Daten bleibt dabei ein zentrales Anliegen.
Fazit
Wissensmanagement spielt eine zentrale Rolle für den Erfolg moderner Organisationen. Es ermöglicht die effektive Nutzung von Wissen als Ressource, fördert Innovationen und sichert langfristig die Wettbewerbsfähigkeit. Die Kombination klassischer Methoden mit neuen Technologien wie Künstlicher Intelligenz erweitert die Potenziale des Wissensmanagements kontinuierlich.
Literatur
- Probst, Gilbert; Raub, Steffen; Romhardt, Kai: Wissen managen: Wie Unternehmen ihre wertvollste Ressource optimal nutzen, Gabler Verlag, Wiesbaden 2010
- Müller, Michael: Wissensmanagement klipp & klar, Springer Gabler, Wiesbaden 2022