Wie viele Hüte haben Sie auf? In 7 Schritten Rollen klären und sich fokussieren

In 7 Schritten Rollen klären und sich fokussieren

Kommen Sie vor lauter Aufgaben kaum dazu, sich um Ihre Projekte zu kümmern? Dann sollten Sie Ihren Fokus stärken, indem Sie Tätigkeiten und Rollen abgeben. Erfahren Sie, wie Ihnen dies in sieben Schritten gelingt (mit Vorlage). 

Management Summary

Wie viele Hüte haben Sie auf? In 7 Schritten Rollen klären und sich fokussieren

In 7 Schritten Rollen klären und sich fokussieren

Kommen Sie vor lauter Aufgaben kaum dazu, sich um Ihre Projekte zu kümmern? Dann sollten Sie Ihren Fokus stärken, indem Sie Tätigkeiten und Rollen abgeben. Erfahren Sie, wie Ihnen dies in sieben Schritten gelingt (mit Vorlage). 

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Wenn es Ihnen so geht wie meiner Klientin Sabine, dann tragen Sie mindestens sieben Hüte: Als Projektmanagerin in einem schnell wachsenden Technologie-Unternehmen ist sie gleichzeitig Ansprechpartnerin für Bestandskunden, Kundenanfragen und Support-Validierung, Koordinatorin des technischen Entwicklerteams für die drei Produkte in ihrem Geschäftsbereich, Testerin für neue Funktionalitäten, Mitarbeiterin im Management-Team, Mitwirkende im Marketing- und PR-Kreis, sowie Projektmanagerin im Rollout für das neuste Kundenprojekt.

Als Sabine zu mir kam, war ihre größte Klage, dass sie nach den ganzen Gesprächen, Telefonaten, Meetings und Nachrichten erst abends dazu kam, ihre "eigentliche" Arbeit zu machen – zumindest nannte sie das so. Sie meinte damit z.B. das Verarbeiten von Meeting-Protokollen, das Weiterreichen von Arbeitsaufträgen, das Eintragen neuer Anforderungen oder Support-Meldungen. Dazu kamen die aufwändigeren Aufgaben, die Konzentration erfordern, u.a. die Präsentation für den Kunden zu erstellen, den Entwurf für die Einladung an den hochrangigen Stakeholder-Kreis zu formulieren, und die Frage zu klären, wie sie ihre verschiedenen Projekte am besten organisieren könnte.

Mit den folgenden Tipps gestaltet Sabine ihre Tage fokussierter und macht seitdem immer häufiger pünktlich Feierabend, weil sie ihre Arbeit bereits tagsüber erledigt hat.

1. Sammeln Sie Ihre Rollen

Zunächst sammelten wir Sabines verschiedene Tätigkeiten (siehe Bild 1) und ordneten sie den dazugehörigen Rollen zu (siehe Bild 2). Sie war überrascht, dass sie ganze sieben verschiedene Rollen ausübte.

Sabine leitet drei Projekte und unterstützt den Support sowie das Marketing
Bild 1: Sabine leitet drei Projekte und unterstützt den Support sowie das Marketing

In den kleinen Dingen, die Sie nebenbei machen, verstecken sich oft größere Rollenüberlappungen. Beispielsweise bei dem Projektleiter, der früher mal im Support tätig war und bis heute "nur ab und zu" ein Ticket löst. Bei diesen Tätigkeiten merken wir oft nicht, wie viel Zeit wir wirklich damit verbringen.

Sabine war überrascht, dass sie sieben Rollen ausfüllte. Die vier Rollen in den grauen Kästen standen zur Disposition
Bild 2: Sabine war überrascht, dass sie sieben Rollen ausfüllte. Die vier Rollen in den grauen Kästen standen zur Disposition

Mit der Übersicht konnten Sabine und ich den nächsten Schritt machen: abklären, welche Rollen überhaupt zu ihrem eigentlichen Job-Auftrag gehörten (eine Vorlage zum Selbstausfüllen finden Sie im Ordner zum Artikel-Download).

2. Klären Sie, welche dieser Rollen Sie weiter ausfüllen möchten

Beim Hinterfragen der verschiedenen Rollen wurde schnell klar, dass die Themen "Support" und "Akquise" nicht zu ihrem Aufgabenbereich gehörten – bzw. gehören sollten. Wie so oft hatte sich hier etwas eingeschlichen, weil der Kunde ohnehin einen guten Kontakt zu Sabine hatte (Support), oder weil sie die nachfolgenden Schritte organisierte (Akquise).

Nachdem Sabine für sich entschieden hatte, welche Hüte sie sich tatsächlich aufsetzen wollte, führte sie ein Gespräch mit ihrem Chef. Der war ebenfalls der Meinung, dass Sabine mehr Aufgaben wahrnahm, als er in ihrer Verantwortung sah und ließ ihr die Freiheit, sich für eigene Schwerpunkte zu entscheiden. Erst durch Sabines Rückmeldung erkannte er, wie viel ihrer Zeit solche "Nebenaufgaben" verschlangen. Er verteilte diese Aufgaben anschließend verstärkt auf die Kolleg:innen im Vertrieb und Support.

Seien Sie sich dessen bewusst, dass Ihre Teammitglieder und Vorgesetzten nicht alles mitbekommen, was Sie "nebenbei" machen. Schaffen Sie Transparenz und klären Sie, was wirklich zu Ihrem Auftrag gehört.

3. Legen Sie Ihre Prioritäten fest

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Alle Kommentare (2)

Profile picture for user kw@metisleadership.com
Klaus
Wagenhals
Dr.

Hallo Kollegin Collisi,
bin grade auf Ihren Artikel gestossen und finde ihn sehr gut, weil gut herausgearbeitet, welche Verbindungen die Rollen zu den Tätigkeiten - ich würde eher sagen Aufgaben - haben. gute Ergebnisse habe ich in meinen WS mit dem Rollenmodell von MORENO erzielt, der zweierlei Definitionen von Rolle in die diskussion einbringt: zum einen die für uns eher an den "Beruf" gekoppelte Rollen-Stereotype, die gesellschaftlich geworden ist und zum anderen die eng mit der jeweiligen Persönlichkeit und ihren individuellen Rollenerfahrungen verbundenen "Handlungsoptionen bei der Übernahme einer Aufgabe" (so diese Definition). Mit letzterem kann man dann in einem "kick-off"-WS ganz prima mit der Frage "welche Aufgaben/ Rollen sind nötig, um das Projekt erfolgreich zu bearbeiten?" die jeweils als nötig erachteten Rollen sammeln (z.B. auf Kärtchen, die man dann auf den Boden werfen lässt) und anschliessend persönlich zuordnen lassen (jede/r wählt sich diejenigen Rollen, die sie/er im Projekt haben will - dabei kann man dann z.B. störende Abgrenzungen o.ä. diskutieren und ggf klären bzw. beseitigen und man kann den Führungs-Anteil in jeder Rolle klären und ggf auf eine oder mehrere Personen verteilen). mit dieser Rollenzuordnung ist dann eine gegenseitige Klärung der jeweiligen Erwartungen verbunden - stärkt die Gesamtsicht in Verbindung mit dem "big picture" des Projekts und die Verantwortung in Abhängigkeit von der Bedeutung fürs "Ganze". Wenn Sie Näheres wissen wollen: Basiswissen PM - Führung im Projekte, Symposion-Verlag, 2014. viele Grüße

Danke für Ihr Feedback. Ich unterscheide bei der Rollenarbeit sehr stark nach dem Setting, in dem ich mich mit dem Klienten bewege - im Projekt geht es häufig erstmal um die sachliche, d.h. aufgabenbezogene Rolle. Die muss einerseits eingenommen werden, d.h. es braucht das eigene Verständnis. Zum anderen muss sie mit den anderen Teilnehmer:innen im Team ausgehandelt werden. Hier kommen persönliche Präferenzen ins Spiel, und die selbstgewählte Rolle ergänzt die aufgabenbezogene. Im persönlichen Coaching ist der Startpunkt die individuelle, selbstgewählte oder angestrebte Rolle. Und wie der Artikel zeigt, braucht es auch da manchmal einiges an Klärung und Sortierung. Schöne Diskussion :-)