Die Krise legt offen, was vorher schon faul war Wie Corona das Projektmanagement verändert

Wie Corona das Projektmanagement verändert

Gibt es eine "Welt nach Corona" auch im Projektmanagement? Mario Neumann hat mit vielen Praktikern gesprochen und aus deren Erfahrungen sieben Thesen abgeleitet, wie die Projektarbeit besser und Projekte krisenfester gemacht werden können.

Management Summary

Die Krise legt offen, was vorher schon faul war Wie Corona das Projektmanagement verändert

Wie Corona das Projektmanagement verändert

Gibt es eine "Welt nach Corona" auch im Projektmanagement? Mario Neumann hat mit vielen Praktikern gesprochen und aus deren Erfahrungen sieben Thesen abgeleitet, wie die Projektarbeit besser und Projekte krisenfester gemacht werden können.

Management Summary

Wir empfehlen zum Thema Portfoliomanagement
1 Stunde
16.01.2025
Websession: Effizientes Portfolio-Management: Innovation lenken & Risiken minimieren - powered by Hypergene GmbH

In der Websession erfahren Sie am Beispiel von Blue Ant, wie Sie in Ihrem Projektportfolio Ideen gezielt priorisieren & Risiken systematisch bewerten, um Projekte auf Kurs zu halten & klare Entscheidungen für ein strukturiertes Portfolio zu treffen.  Mehr Infos

Gibt es wirklich eine "Welt nach Corona", oder wird irgendwann wieder alles wie vorher? Stellen wir uns doch also einfach vor, wir sitzen Ende des Jahres mit den Kolleginnen und Kollegen in geselliger Runde beieinander und lassen noch einmal gemeinsam die ganze Pandemie Revue passieren. Wie hat sich bei uns die Krise bemerkbar gemacht? Wie sind wir durch die Krise gekommen? Was mussten wir hart lernen? Womit kämpfen wir auch noch Monate nach dem ersten Lockdown? Wo hat die Krise Dinge offengelegt, die vorher schon nicht funktioniert haben? Wie ist die Projektarbeit? Ist alles wieder wie früher? Besser? Schlechter? Oder genauso wie damals vor Corona?

Gestartet habe ich dieses kleine Gedanken-Experiment mit den vielen tausend Projekt- und Teamleiter/innen, die ich in meiner langjährigen Karriere als Trainer und Berater kennengelernt habe (ich melde mich zwei bis drei Mal jährlich per E-Mail bei diesen). Im vergangenen Sommer ging es um Corona. Die entsprechende Umfrage offenbarte Erstaunliches: Die Corona-Krise hatte tatsächlich Tausende Projektmitarbeiter ins Homeoffice gezwungen. Die Art der Zusammenarbeit in Projekten musste teilweise völlig neu gedacht werden – und die wenigsten waren wirklich darauf vorbereitet. Deutschlandweit und branchenübergreifend müssen sich Projektleiter seither auf eine neue Art der Zusammenarbeit einstellen. Den Soundtrack dazu liefert die Band R.E.M. mit ihrem Song aus dem Jahr 1987 – "It’s The End Of The World As We Know It" …

1. Für Projektleiter gilt: Trust Is The New Control

Deutschland ist im Homeoffice: Um die Ausbreitung des Corona-Virus' in Unternehmen zu verhindern, hatten schon im Frühjahr viele Beschäftigte quasi über Nacht ihren Arbeitsplatz vom Firmenbüro ins heimische Wohnzimmer oder in die Küche verlegt. Die Fragen, die mir Projektleiter, aber auch Unternehmensführer, seither stellen, zeigen mir, dass sich die Projektkultur durch den Wechsel ins Homeoffice stark gewandelt hat – notgedrungen. Plötzlich müssen sich Projektleiter auf ihre Mitarbeiter verlassen, die sich im Homeoffice selbst organisieren müssen. Das bedeutet Stress für die Projektleiter: In schneller Taktung müssen Prozesse neu erfunden, alte Strukturen ad acta gelegt oder lang durchdachte Strategien über den Haufen geworfen werden. Plötzlich ist alles anders, alles neu.

Durch die Vereinzelung ganzer Teams erzeugt die Corona-Phase eine neue Dimension, die auf Projektleiter erst einmal wirken muss. Denn die aktuelle Projektleiter-Generation ist über Kontrolle großgeworden: Projektpläne zu entwickeln und über Kennzahlen (KPIs) zu steuern, war für sie über viele Jahre Standard. Es war unüblich, auf Vertrauen zu setzen, dass die Mitarbeiter von sich aus qualitativ hochwertig arbeiten und dabei Zeit und Kosten nicht aus den Augen verlieren.

"Was mich am meisten beschäftigt, ist die ungeschönte Klarheit, wie vieles durch die Krise zu Tage gekommen ist", schrieb mir Michael Tzschoppe von der Würth Gruppe in Künzelsau. "Ganz unverblümt und direkt merkt man, wer wie tickt. Wer kann seine Teilprojekte selbständig vorantreiben? Wen muss ich an die Hand nehmen und jeden Schritt nacheinander anleiten? Wo man sich vorher durch den Alltag schlängelte und sein (Un)vermögen versteckt hat, sieht man nun ganz unverblümt die einzelnen Charaktere. Dies biete eine große Chance, sich noch besser auf die Mitstreiter einzustellen."

Zu Recht weist Tzschoppe darauf hin, dass sich Projektleiter gerade jetzt an ihre Kernfunktion erinnern müssen: das Führen von Mitarbeitern. Diese Funktion haben viele Unternehmen in ihrer Projektleiter-Ausbildung lange vernachlässigt, was in der Krise zum Problem wird, wenn die Motivation und das Engagement jedes Mitarbeiters gebraucht werden, um kreative Lösungen für neue Probleme zu finden. So wie Projektleiter ihren Plänen und To-do-Listen vertrauen, befinden sich viele ihrer Mitarbeiter im dazu passenden Modus des Abarbeitens. Projektleiter sind nun gefordert, eine offene und motivierende Haltung in ihren Projekten aufzubauen, damit virtuelle Zusammenarbeit funktionieren kann.

Projektleiter sollten die Motive Ihrer Mitarbeiter kennen

Das könnte Sie auch interessieren