Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen,
durch die sie entstanden sind. (Albert Einstein)
Der Grund für die allermeisten Schwierigkeiten bei der Agilisierung ist, dass das agile Mindset häufig fehlt. Denn nur durch die entsprechende innere Einstellung kann Agilität wirklich zu einer adäquaten Antwort auf die aktuellen Herausforderungen werden. Nur sie kann dafür sorgen, dass dort, wo Unsicherheit, Überforderung und Demotivation herrschen, dennoch Agilität wächst.
Das Mindset steuert unser Denken, Fühlen und Verhalten und entscheidet folglich darüber, was wir als Problem und Herausforderung wahrnehmen und welche Möglichkeiten wir sehen, um ihnen zu begegnen. Die innere Einstellung prägt die Erfahrungen, die wir machen, und die Art, wie wir auf sie reagieren. Nur wer agil denkt, kann deshalb auch agil handeln. Ein agiles Mindset zu entwickeln ist die Lösung der allermeisten Probleme bei der agilen Transformation von Unternehmen.
Der Grund dafür, dass zahlreiche Agilisierungsversuche scheitern, ist also das fehlende agile Mindset. Zwar brauchen dieses sowohl die Organisation als auch die dort arbeitenden Menschen, ich beziehe mich im Folgenden aber nur noch auf die persönliche Agilität, die meiner Erfahrung nach eine der wichtigsten Einflussgrößen für die erfolgreiche Agilisierung einer Organisation ist.
Agil werden erfordert nicht nur neue Methoden, sondern ein neues Denken – und das lässt sich nicht verordnen. Aber es lässt sich entwickeln.
Ähnlich wie beim Begriff "agil" sprechen zwar alle vom dazugehörenden Mindset, aber für viele Menschen ist der Begriff doch noch sehr abstrakt. Und wie will ich ein agiles Mindset entwickeln, wenn ich nicht weiß, was das ist und wie es geht? Lassen Sie uns also etwas Licht in dieses Dunkel bringen.
Was ist ein "Mindset"?
Der Begriff "Mindset" lässt sich vielfältig übersetzen: als Denkweise, Einstellung, Gesinnung, Haltung, Lebensphilosophie, Mentalität, Orientierung, Weltanschauung oder Selbstbild.
Erst die Vielfalt der Begriffe zusammengenommen gibt eine gute Idee davon, worum es geht:
- Das Mindset eines Menschen prägt seine Sichtweise der Welt.
- Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, die Welt zu sehen.
Ein agiles Mindset ist beweglich und passt sich ständig an die jeweils aktuellen Bedingungen an, indem es aus Erfahrungen lernt. Menschen mit einem agilen Mindset stellen sich Herausforderungen, handeln von Moment zu Moment, überprüfen kleinschrittig die Folgen ihrer Handlungen, lernen daraus und verändern ihr Verhalten entsprechend.
Ein agiles Mindset ist also ein Bündel – ein Set – von Sichtweisen, das es uns ermöglicht, die Werte, Prinzipien und Praktiken der agilen Welt umzusetzen, mit den dabei notwendigerweise auftauchenden Unsicherheiten und Unschärfen produktiv umzugehen. Zugleich kann man damit der kontinuierlichen Anpassung an Dynamik und Komplexität gelassen und gesund begegnen. Denn es ist das agile Mindset, das uns dynamikrobust macht.
Growth versus Fixed Mindset: die eigene Einstellung
Für eben dieses agile Mindset ist es sinnvoll, sich weitere Mindsets genauer anzusehen, die unmittelbar mit dem agilen Mindset zusammenhängen. Die amerikanische Psychologie-Professorin der Stanford University Carol Dweck, eine der weltweit führenden Forscherinnen auf dem Gebiet der Motivations- und Entwicklungspsychologie, forschte jahrzehntelang zum Thema Mindset. Daraus entwickelte sie die Theorie des Growth Mindsets, also des Wachstumsdenkens oder des dynamischen Selbstbilds, versus des Fixed Mindsets oder des starren, statischen Denkens bzw. des unflexiblen Selbstbilds.
Das dynamische Selbstbild (Growth Mindset) führt zur Sichtweise, auch in Misserfolgen Chancen zu sehen und Fehler als Möglichkeit zu betrachten, etwas Neues auszuprobieren und sich weiterzuentwickeln. Herausforderungen und Veränderungen lösen Neugier oder sogar Vorfreude aus.
Das statische Selbstbild (Fixed Mindset) lässt jeden Misserfolg wie eine Katastrophe aussehen, verursacht häufig ein diffuses Gefühl der Bedrohung und der Angst vor Herausforderungen, und jede Veränderung hat teils dramatische Auswirkungen auf das persönliche Befinden.
Menschen mit einem Growth Mindset trauen sich mehr zu und entwickeln sich stetig weiter, da sie daran glauben, dass sie jedes realistische Ziel erreichen können, das sie erreichen wollen. Sie sind fest davon überzeugt, dass sie es selbst in der Hand haben, ob sie eine Herausforderung bewältigen können.
Menschen mit einem Fixed Mindset schrecken vor Herausforderungen eher zurück und entwickeln sich i.d.R. in den Bereichen weiter, in denen sie ohnehin schon ganz gut sind und so wenig Fehler wie möglich machen werden. Häufig sind sie der Meinung, für einen Aufgabenbereich kein Talent zu haben, und glauben, ohne Talent sei es nicht möglich, sich weiterzuentwickeln.
Ein Mindset entsteht also aus unserer jeweils eigenen Sicht auf die Welt und auf uns selbst. Unser Mindset steuert unser Denken, Fühlen und Verhalten und entscheidet darüber, wie wir mit Problemen, Herausforderungen und der Bewältigung von Aufgaben umgehen. Es ist geprägt von unseren Erfahrungen aus der Vergangenheit, unserem Umfeld sowie unserer Erziehung.
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11.11.2020
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