Agiles Projektmanagement in der Hardwareentwicklung Strategien zur Definition von agilen Inkrementen im Projekt

Agiles PM in der Hardwareentwicklung: Inkremente definieren

Kunden fordern maßgeschneiderte Produkte mit kurzen Entwicklungszeiten. Unternehmen nutzen vermehrt agile Produktentwicklung, stoßen damit jedoch in Hardwareumgebungen auf neue Hürden. Lesen Sie, wie diese gemeistert werden können.

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Agiles Projektmanagement in der Hardwareentwicklung Strategien zur Definition von agilen Inkrementen im Projekt

Agiles PM in der Hardwareentwicklung: Inkremente definieren

Kunden fordern maßgeschneiderte Produkte mit kurzen Entwicklungszeiten. Unternehmen nutzen vermehrt agile Produktentwicklung, stoßen damit jedoch in Hardwareumgebungen auf neue Hürden. Lesen Sie, wie diese gemeistert werden können.

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Die Globalisierung und die Digitalisierung sorgen kontinuierlich für eine Veränderung des Umfelds vieler Unternehmen und stellen diese vor neue Herausforderungen. Kunden verlangen verstärkt individuelle und leistungsfähige Produkte mit kurzen und flexiblen Entwicklungszyklen. Während die Entwicklung eines neuen Automobils vor der Jahrtausendwende noch zwischen vier und sechs Jahren dauerte, sind heutzutage Entwicklungszyklen zwischen zwei und vier Jahren Standard. Hinzu kommen eine stetig wachsende Anzahl an Features und die Erwartungshaltung der Kunden nach individueller Abstimmung.

Um diesen neuen Anforderungen gerecht zu werden, setzen Unternehmen zunehmend auf eine agile Produktentwicklung. In der Softwareentwicklung haben sich agile Methoden wie Scrum oder Kanban längst in der Breite durchgesetzt. Der nächste logische Schritt ist, die Anwendung von Agilität auszuweiten durch den Einsatz dieser Frameworks auch in Hardware- und Mechanikumgebungen.

Das Problem von Körperlichkeit bei physischen Inkrementen

Allerdings birgt diese Übertragung viele Herausforderungen. Hardware und Mechanik haben einen bedeutenden Unterschied zu Software: die Körperlichkeit. Ein Grundprinzip der agilen Entwicklung ist die regelmäßige Bereitstellung funktionsfähiger Produktinkremente in kurzen Abständen. Was bei Softwareprodukten mit einem Klick auf "kompilieren" recht schnell umzusetzen ist, stellt sich bei Hardware- und Mechanikprodukten als komplexe Aufgabe dar.

Ein praxisnahes Beispiel verdeutlicht dies: In den frühen Phasen der Entwicklung eines Autositzes lässt sich nicht ohne Weiteres ein funktionsfähiges Inkrement (also ein potenziell auslieferbares Produkt) erstellen. Der Entwicklungsprozess erfordert hierbei umfassende Planung, detaillierte Konstruktion, Materialauswahl und aufwendige Tests. Bis ein physisch einsatzbereites Produkt vorliegt, ist ein langer Weg zu gehen.

Eine zentrale Frage ist also, wie agile Inkremente sinnvoll in der Hardwareentwicklung definiert werden können. Dieser Artikel liefert Antworten auf diese Fragen und bietet zudem konkrete Beispiele aus unserer langjährigen Erfahrung und Praxis.

Agile Inkremente: der Schlüssel zur iterativen Entwicklung

Bei der agilen Produktentwicklung wird der Entwicklungsprozess in sich wiederholende Iterationen geteilt, welche oft als "Sprints" oder "Zyklen" bezeichnet werden. Ein Sprint hat in der Regel eine Dauer von zwei bis vier Wochen. Während eines Sprints arbeitet das Entwicklungsteam kontinuierlich daran, die während des "Sprint-Planungsmeetings" definierten Aufgaben zu erledigen. Diese Aufgaben werden oftmals als "User Storys" oder "Tasks" definiert und sind typischerweise aus den Anforderungen des Produktauftraggebers oder des Kunden abgeleitet.

Ein Inkrement stellt hierbei einen konkreten Fortschritt zum Produktziel dar und wird sorgfältig geprüft, um sicherzustellen, dass es nutzbar ist. Innerhalb eines Sprints können mehrere Inkremente erstellt werden, üblicherweise als Ergebnisse von Tasks und User Storys. Der Fokus beim Inkrement liegt darin, dass das Inkrement am Ende des Zyklus "erlebbar" und "feedbackfähig" ist. "Erlebbar" bedeutet, dass es dem Kunden präsentiert wird und dieser mit dem Produkt interagieren kann. "Feedbackfähig" heißt in diesem Zusammenhang, dass Stakeholder auf Basis des Inkrements in Dialog treten, Diskussionen angeregt und Meinungen ausgetauscht werden können. In der Softwareentwicklung wird an dieser Stelle von "funktionierender Software" gesprochen.

​Bild 1:Inkremente innerhalb des agilen Entwicklungsprozesses
​Bild 1: Inkremente innerhalb des agilen Entwicklungsprozesses

Wichtige Eigenschaften eines Inkrements sind, dass es auf Funktionalität getestet ist und sowohl die "Definition of Done" (DoD) als auch die Akzeptanzkriterien erfüllt. In der Softwareentwicklung könnte die DoD zum Beispiel folgende Punkte beinhalten:

  • Der Code ist vollständig kommentiert.
  • Der Code wurde peer-reviewed (gegengeprüft).
  • Ein Eintrag im Changelog ist angelegt (Änderung wurde dokumentiert).

Vorteile von agilen Methoden in Entwicklungsprozessen

Agile Produktentwicklung ist eine iterative und kundenorientierte Herangehensweise, um den Anforderungen einer sich schnell ändernden Geschäftswelt und steigernder Komplexität gerecht zu werden. In der Produktentwicklung bringen agile Methoden zahlreiche Vorteile mit:

  1. Kundenorientierung: Agile Produktentwicklung stellt den Kunden und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt. Durch kontinuierliches Feedback kann das Endprodukt besser den Kundenanforderungen entsprechen.
  2. Flexibilität: Agile Methoden ermöglichen es Teams, sich leicht an Änderungen in den Anforderungen oder am Markt anzupassen. Dies fördert die Anpassungsfähigkeit und das Reaktionsvermögen.
  3. Schnellere Markteinführung: Durch die iterative Entwicklung und das frühzeitige Bereitstellen von funktionsfähigen Teilen des Produkts können Unternehmen Produkte schneller auf den Markt bringen.
  4. Qualitätssteigerung: Regelmäßiges Testen und Feedback ermöglichen die Identifizierung und Behebung von Problemen in einem frühen Stadium, was zu einer höheren Produktqualität führt.
  5. Motivierte Teams: Selbstorganisierte Teams haben oft höhere Motivation und Engagement, was die Produktentwicklung vorantreibt.
  6. Risikoreduzierung: Durch die Aufteilung des Entwicklungsprozesses in kleinere Schritte und das frühe Sammeln von Feedback können potenzielle Risiken und Probleme frühzeitig erkannt und behoben werden.

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Alle Kommentare (1)

Andreas
Reichmuth
Dr.

Danke für die im Artikel erwähnten Ansätze für eine angemessene Definition of Done abseits von SW. Sie scheinen stillschweigend davon auszugehen, dass ein Produktinkrement zwingend identisch zu einem Sprintzyklus ist. Es kann durchaus hilfreich sein, mehrere kurze Sprintzyklen in einem Produktinkrement einzubetten, z.B. 2 Wochen Sprint in Quartalsinkrementen. Das kann insbesondere dann hilfreich sein, wenn mehrere Teams zu einem Gesamtsystem beitragen.