Projektabbruch
Projektabbruch
Projektabbruch gemäß PRINCE2
Von allen PM-Richtlinien beschreibt ausschließlich PRINCE2 das Vorgehen zum vorzeitigen Projektabschluss. Die nicht mehr gültige DIN 69905:1997 definierte zwar noch den Projektabbruch als "Einstellen der Projektabwicklung vor Erreichen der Projektziele mit dem Willen, das Projekt nicht weiterzuführen.", aber die Folgenorm DIN 69901:2009 widmet dem Abbrechen eines Projekts kein Wort mehr.
Bei PRINCE2 erzwingen die Prinzipien "Steuern über Managementphasen" (Management by Stages) und "Steuern nach dem Ausnahmeprinzip" (Management by Exception) zu definierten Anlässen die bewusste Entscheidung des Lenkungsausschusses über Abbruch oder Fortsetzung des Projekts. Das Prozessmodell sieht dabei explizit vor, dass noch vor dem Erstellen aller Produkte das Projekt vorzeitig beendet wird.
Der Prozess "Abschließen eines Projektes" (Closing a Project) kann deshalb in zwei Varianten durchlaufen werden: als regulärer und als vorzeitiger Projektabschluss. Beim vorzeitigen Projektabschluss ist insbesondere darauf zu achten, dass die bereits erbrachte Wertschöpfung erhalten bleibt und somit der durch den Projektabbruch entstandene Schaden begrenzt wird. PRINCE2 weist explizit darauf hin, dass die laufenden Arbeiten daraufhin zu überprüfen sind, ob sie unverzüglich abzubrechen sind oder ob es besser ist, sie noch bis zum nächsten (Teil)Ergebnis fortzuführen, um zumindest einen Teil des geplanten Nutzens realisieren zu können.
Weiterhin ist die Sicherung von Erfahrungswerten beim vorzeitigen Projektabbruch besonders wichtig, um die Erfolgschancen von künftigen Projekten zu erhöhen.
Erläuterungen und Kommentar
Es ist erstaunlich, dass die Projektmanagement-Literatur sich zwar intensiv mit Krisen, Konflikten und Risiken beschäftigt, aber nur selten ein systematisches Vorgehen für das vorzeitige Beenden eines Projekts beschreibt.
Ein möglicher Grund dafür ist, dass ein Projektabbruch gemeinhin als Scheitern der Projektverantwortlichen angesehen wird. In Anbetracht dessen, dass Projekte einmalige, risikobehaftete Vorhaben sind, ist es nur selbstverständlich, dass ein gewisser Prozentsatz nicht erfolgreich sein kann.
Alle Projektbeteiligten, insbesondere Auftraggeber, sollten sich bewusst sein, dass ein Projekt sich im Lauf seiner Durchführung als nicht machbar oder als nicht rentabel erweisen kann. Dementsprechend sollten auch die Prozesse definiert sein, die bei einem ggf. erforderlichen Projektabbruch durchzuführen sind.
- DIN 69905:1997