Generative KI: Ein Game Changer für Gründungsprojekte?
Generative Künstliche Intelligenz gewinnt auch in der Welt des Projektmanagements und der Unternehmensgründung zunehmend an Bedeutung. Mit Entwicklungen wie Chat GPT4 von OpenAI sind neue Möglichkeiten für Gründerinnen und Gründer entstanden, die weit über die traditioneller digitaler Werkzeuge hinausgehen.
Generative KI: Ein Game Changer für Gründungsprojekte?
Generative Künstliche Intelligenz gewinnt auch in der Welt des Projektmanagements und der Unternehmensgründung zunehmend an Bedeutung. Mit Entwicklungen wie Chat GPT4 von OpenAI sind neue Möglichkeiten für Gründerinnen und Gründer entstanden, die weit über die traditioneller digitaler Werkzeuge hinausgehen.
Dieser Beitrag erscheint im Rahmen der Blogparade zur PM Welt 2024: "Können wir KI? Wie bereichern ChatGPT & Co. Ihr ProjektteamProjektteamDas Projektteam umfasst alle Personen, die aktiv am betrachteten Projekt beteiligt sind. Dies umfasst u.a. den Lenkungsausschuss , den Auftraggeber , den Projektmanager und alle Projektmitarbeiter?"
Generative Künstliche Intelligenz (KI) gewinnt auch in der Welt des Projektmanagements und der Unternehmensgründung zunehmend an Bedeutung. Mit Entwicklungen wie Chat GPT4 von OpenAI sind neue Möglichkeiten für Gründerinnen und Gründer entstanden, die weit über die traditioneller digitaler Werkzeuge hinausgehen.
Im Kieler Forschungsprojekt “AI2Entrepreneur” wird dazu derzeit untersucht, ob generative KI als ein Booster im Gründungsprozess fungieren kann. In seinem Buchbeitrag "Einsatz generativer KI als ‚Booster‘ für Gründungsprojekte" hat das Team den aktuellen Stand der Erkenntnisse und Einsatzmöglichkeiten von KI in diesem Bereich erläutert.
Übersicht über KI-Tools für Gründer:innen
Dieser Beitrag legt einen besonderen Fokus auf eine umfangreiche Liste effektiver KI-Tools, die im Gründungsprozess eingesetzt werden können (siehe Tabelle 1). Diese Zusammenstellung basiert auf den Erkenntnissen des AI2Entrepreneur-Teams, die im Rahmen von praxisorientierten Veranstaltungen (Workshops) gewonnen wurden. Der hohe Nutzen und Spaßfaktor von KI-Tools zeigt sich besonders deutlich bei kreativen Herausforderungen. KI-Tools können den Kreativprozess anreichern und Menschen inspirieren, insbesondere in Situationen, in denen Gründerinnen und Gründer möglicherweise überfordert sind. In solchen Situationen bieten die KI-Tools durch fundierte kreative Vorschläge und benutzerfreundliche Anwendungen eine unterstützende Ressource zur Bewältigung von Herausforderungen.
Beispielsweise können KI-Werkzeuge den kreativen Prozess bei der Namensfindung unterstützen oder die Logogestaltung explorativ inspirieren. Der bewusste Einsatz künstlicher Intelligenz fördert einen Gewöhnungseffekt im Gründungsteam, was wiederum die ResilienzResilienzAls Persönlichkeitsmerkmal bedeutet Resilienz widerstandsfähig zu sein gegenüber Krisen und Katastrophen im Leben. Resilienz kann erlernt werden. Auch Teams können in gemeinsamer Anstrengung ihre Resilienz erhöhen. stärkt und eine flexiblere KI-gestützte Reaktion auf neue Situationen ermöglicht. Dieser Ansatz könnte nicht nur KI-Fähigkeiten im Gründungsprozess entwickeln, sondern auch eine tiefere Identifikation mit der Kernbotschaft des entstehenden Unternehmens fördern.
Durch (Teil-)Automatisierung kreativer Prozesse können Zeit und Ressourcen eingespart werden, was wiederum die Effizienz von Gründungsprojekten steigert. Dieser Aspekt ist besonders relevant, wenn man bedenkt, dass der Gründungsprozess oft von Natur aus ineffizient ist. Gemäß dem "Deutschen Startup Monitor 2023" hat der Anteil der Startups, die einen (sehr) signifikanten Einfluss von KI erfahren, einen Anstieg von 47,0% auf 52,1% verzeichnet. Es ist zwar nicht jedes Startup in der Lage, im „Vorbeigehen“ eigene KI-Produkte zu entwickeln, jedoch greifen sie auf entsprechende Tools zurück, um zum Beispiel ihr Marketing im Kundenkontakt zu verbessern oder ihr Alleinstellungsmerkmal (USP) in der Produktentwicklung zu schärfen.
Die Integration von generativer KI in den Gründungsprozess erweitert nicht nur das Gründer:innen-Team, sondern ermöglicht es auch, die anfänglichen Herausforderungen von Start-ups zu bewältigen. Viele Gründungswillige haben oft nicht die Erfahrung, mögliche Fallstricke zu erkennen oder effektive Strategien zu entwickeln. KI kann hier als eine Art virtueller Mentor dienen, der aufgrund von analysierten Daten und simulierten Szenarien in vielen Fällen fundierte Ratschläge gibt. Simulierte Erfahrungen ersetzen natürlich keine realen Erfahrungen, jeoch können sie dabei helfen, Mängel im Erfahrungsschatz, die Start-ups oft haben, zumindest vorwegzunehmen oder abzufedern. So mag dies eine Erklärung sein, dass vermehrt jüngere Alterskohorten auf KI-Tools setzen.
Generative KI kann hier – richtig angewendet - als ein kraftvoller Booster fungieren, indem sie dem Gründungswilligen ermöglicht, in mehrere Rollen zu schlüpfen und einen ersten Aufgaben-Pfad für zukünftige Mitarbeiter:innen zu erstellen. Diese Funktion eröffnet die Möglichkeit, in verschiedenen Szenarien zu experimentieren und unkonventionelle Ansätze zu verfolgen. Diese Entwicklung verdeutlicht den wachsenden Einfluss der KI auf die Innovationslandschaft, indem sie nicht nur Wissen ergänzt, sondern auch eine unterstützende Rolle für aufstrebende Unternehmensgründer/innen einnimmt.
Chancen und Risiken von KI für Start-ups
Die hohe Misserfolgsrate von Start-ups generell – in Deutschland liegt sie bei einer Misserfolgsquote von 75% – könnte durch die Implementierung von generativer KI reduziert werden: Verschiedene Gründe können zum Scheitern eines Startups beitragen. Mangelnde Produktnachfrage macht beispielsweise 34% der Fälle aus, gefolgt von Marketingproblemen mit 22% und Teamproblemen mit 18%. Diese Daten verdeutlichen, dass die Integration von KI nicht nur als Optimierung des Gründungsprozesses betrachtet werden kann, sondern auch als entscheidender Beitrag zur Bewältigung spezifischer Herausforderungen, die häufig zum Scheitern von Start-ups führen.
Dabei setzt das Team AI2Entrepreneur stark auf die oben erwähnten generativen KI-Modelle. Sprach- und Bildgeneratoren beispielsweise haben die Fähigkeit, neue Inhalte basierend auf erlernten Datenmustern zu erstellen. Sie können Texte verfassen, Bildmaterial generieren und sogar Programmcodes schreiben. Diese Fähigkeiten eröffnen neue Dimensionen in der Konzeption und Umsetzung von Gründungsprojekten.
Der Vorteil vieler generativer KI-Anwendungen ist dabei, dass sie auch (fast) ohne technische Vorkenntnisse verhältnismäßig einfach verwendet werden können und dadurch einem großen Publikum zur Verfügung stehen. Egal also aus welchem fachlichen Bereich ein Gründer oder eine Gründerin stammt oder über welches Knowhow die Person zu KI verfügt, kann sie sich diese Technologie zu Nutze machen. Um allerdings als nicht unbedingt Tech-affine Person die generative KI im Gründungsprozess sinnvoll einsetzen zu können, scheint es ratsam, sich zumindest einige grundlegende Kenntnisse zur Technologie anzueignen.
Anwendungsgebiete generativer KI im Gründungsprozess
Wer sich mit verschiedenen Anwendungen generativer KI vertraut macht, trifft dabei auf eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten. Hier seien beispielhaft unterschiedliche Anwendungsgebiete generativer KI für Gründungsinteressierte genannt:
- Ideenfindung: KI-Tools können zur Generierung von Geschäftsideen und zur Identifizierung von Marktlücken beitragen.
- Marktforschung: KI-gestützte Analysetools ermöglichen eine umfassende Markt- und Wettbewerbsanalyse.
- Entwicklung von Geschäftsplänen: KI kann bei der Strukturierung und Ausarbeitung von Geschäftsplänen unterstützen.
- Produktentwicklung und Design: Von der Ideenfindung bis hin zum Prototyping kann KI die Entwicklung neuer Produkte beschleunigen.
- Marketing und Vertrieb: Generative KI kann zur Erstellung personalisierter Marketingmaterialien und zur Optimierung von Vertriebsstrategien eingesetzt werden.
Die Anwendungsbereiche der Künstlichen Intelligenz (KI) lassen sich grundlegend in zwei Kategorien einteilen:
- Die einmalige oder kurzfristige Nutzung von Tools wie "Namelix", "Ideogram" und "Looka" dient der Förderung der Ideenfindung, insbesondere im Kontext der Generierung von Unternehmensnamen, Unternehmenslogos und Corporate Identity. Dieser explorative Prozess stärkt nicht nur den:die individuelle Gründer:in, sondern fördert auch das gesamte Gründungsteam. Diese kollaborative Dynamik wiederum trägt dazu bei, die Kernbotschaft des Start-ups in Bezug auf Produktvermarktung zu stärken. Sie ermöglicht eine kreative Herangehensweise an die Entwicklung der Unternehmensidentität und betont die Bedeutung einer gemeinsamen Vision im Gründungsprozess.
- Langfristig kann KI dazu dienen, Produktivität und Effizienz zu steigern, wodurch die Arbeitsweise weniger explorativ, sondern stärker fokussiert wird. Eine sinnvolle Investition ist eine kostenpflichtige Option, die bessere Unterstützungsfähigkeiten für die Fokussierung im Arbeitsbereich bietet (s. Tabelle 1).
Bei der dauerhaften Implementierung im Prozessmanagement sollten Unternehmer:innen jedoch berücksichtigen, dass hohe Volatilität die KI-Branche prägt. Es ist vielfach unklar, ob die eingesetzten Tools langfristig existieren werden. Daher ist eine sorgfältige Abwägung und bewusstes Handeln im Hinblick auf die volatile Natur der KI-Branche gerade bei der nachhaltigen Integration in Geschäftsprozesse wichtig.
Aufgabe |
Gründungsphase |
Beispiel-Tools |
Geschäftsmodell |
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(viele weitere denkbar) |
(Preise Stand Januar 2024, Angaben ohne Gewähr) |
Inspiration |
Ideenfindung |
Free, Plus (20$/Monat/User, Team 25$/Monat/User, Enterprise auf Anfrage, |
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Free, 20$/Monat oder 200$/Jahr, |
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Free, Basic 4,99$/ Monat, Premium 8,99$/ Monat, |
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Markt-/Wettbewerbsanalyse |
Marktforschung |
s.o. |
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Kostenfrei |
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VoxScript |
ChatGPT-Plugin, über ChatGPT Plus-Account (s.o.) zugänglich. |
Personas |
Marktforschung, Geschäftsmodell-entwicklung, Produktentwicklung, Marketing |
Business Plans, es sind auch Agency Plans verfügbar: Free, Standard 89$/ Monat, Growth 199$/ Monat, |
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Free, Starter 16$/Monat, Pro 36$/Monat, |
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Free, Pro 20$/Monat, |
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Onlineshop |
Marketing |
Freie Version verfügbar, Bezahlmodell unklar |
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Business-Plan |
Geschäftsmodell-entwicklung, |
Free. |
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Free, Pro 20$/Monat, Agency auf Anfrage, |
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Free. |
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Business Model Canvas |
Geschäftsmodell- |
s.o. |
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s.o. |
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s.o. |
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Programmierung |
Produktentwicklung |
Free, Team 4$/Monat, Enterprise 21$/Monat, |
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s.o. |
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Creator (free), Pro 24$/Monat, Enterprise auf Anfrage, |
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Student 0,99$/Woche, Pro 1,99$/Woche, Teams 2,49$/Woche, |
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UI-Design |
Produktentwicklung |
Free, Mini 5$/Monat, Basic 15$/Monat, Pro 30$/Monat, Enterprise, s. https://www.framer.com/pricing/ |
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Free, Pro 12$/Monat, Business 49$/Monat, |
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s.o. |
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3D-Modelle und Photo-grammetrie |
Produktentwicklung |
Free, Basic 12$/Monat, Pro 24$/Monat, Technowizard 60$/Monat, |
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Zahlen pro Download oder monatlich/ jährlich zahlbares Abo. Details s. https://app.3dfy.ai/pricing |
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Website |
Produktentwicklung, Marketing/ Vertrieb |
s.o. |
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Free, Starter 12$/Monat, Business 20$/Monat, Mogul 80$/Monat s. https://durable.co/pricing |
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Free 4,99$/Monat, Pro 6,99$/Monat, Business, |
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Erklär- und Werbevideos |
Produktentwicklung, Marketing/ Vertrieb |
Monatliche und jährliche Abos verfügbar, Details |
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Monatliche und jährliche Abos verfügbar, Details |
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49,99 EUR/ Monat, s. https://www.wave.ai/plans-and-pricing |
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Audio und Musik |
Produktentwicklung, Marketing/ Vertrieb |
Free, Creator 16,99$/Monat, Artist 29,99$/Monat, |
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Demo frei verfügbar, s. https://musiclm.com/ |
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Demo frei verfügbar, s. https://www.suno.ai/ |
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Sprachausgabe |
Produktentwicklung, Marketing/ Vertrieb |
Free, Starter 5$/Monat, Creator 22$/Monat, Independent Publisher 99$/Monat, Growing Business 330$/Monat, Enterprise auf Anfrage, s. https://elevenlabs.io/pricing |
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Monatliche und jährliche Abos verfügbar, Details |
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Monatliche und jährliche Abos verfügbar, Details |
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Bilderstellung |
Produktentwicklung, Marketing/ Vertrieb |
Standard (kostenfrei), Professional 7$/Monat, Enterprise 29$/Monat, |
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Basic 10$/Monat, Standard 30$/Monat, Pro 60$/Monat, Mega 120$/Monat, |
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Freie Version, aber auch unterschiedliche Abo-Versionen für Einzelanwender:innen, Agenturen, Schulen und Studium und Bildungseinrichtungen verfügbar, Details |
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Namensfindung |
Marketing |
Kostenfrei |
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s.o. |
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Logo, Corporate Design |
Marketing/ Vertrieb |
Monatliche und jährliche Abos verfügbar, Details |
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Pro-Download-Möglichkeit sowie jährliche Abo-Möglichkeiten vorhanden, Details |
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s.o. |
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Verträge erstellen |
Rechtshilfe |
Unklar, s. https://www.genieai.io/ |
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Präsentationen, Pitch Decks |
Marketing/ Vertrieb, Kapitalakquise |
AdHoc Single Presentation 45$, Pro 12$/Monat, Team 40$/Monat, Enterprise auf Anfrage, |
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Monatliche und jährliche Abos verfügbar, Details |
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Monatliche und jährliche Abos verfügbar, Details |
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Diagramme |
Marketing/ Vertrieb, Marktforschung, Kapitalakquise |
Show Me |
Bei ChatGPT Plus Account als CustomGPT nutzbar, im Abo enthalten. |
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Free, Plus 79$/Monat, Pro 219$/Monat, Enterprise auf Anfrage, bei jährlichem Abo werden die Preise um 13% monatlich reduziert, Details s. https://rows.com/pricing |
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Suche nach Kostenlosen KI Tools |
Tool Suche |
Kostenfrei |
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SEO-optimierte Werbetexte |
Marketing/ Vertrieb |
Business auf Anfrage, Pro 69$/Monat, Creator 49$/Monat, bei jährlichem Abo, reduzieren sich die monatlichen Kosten um 20%, |
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s.o. |
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Standard 30€/ Monat, Pro 80€/Monat, Business 300€/Monat, bei Abschluss eines jährlichen Abos reduzieren sich die monatlichen Kosten um 16%, s. https://neuroflash.com/de/preisplaene/ |
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Öffentlichkeitsarbeit |
Marketing/ Vertrieb |
s.o. |
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Canva |
Z.B. nutzbar als GPT über den OpenAI GPT Store. Voraussetzung dafür ist ein ChatGPT Plus-Plan. |
Werbemittel, Social-Media-Posts |
Marketing/ Vertrieb |
Canva |
s.o. |
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Basic 9$/Monat, Growth 19$/Monat, Premium 39$/Monat, bei Abschluss eines jährlichen Abos reduzieren sich die monatlichen Kosten um 20%, |
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Monatliche und jährliche Abos verfügbar, Details |
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Marketingstrategie |
Marketing/ Vertrieb |
s.o. |
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Unklar, s. https://albert.ai/pricing/ |
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s.o. |
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Support, Customer Service |
Marketing/ Vertrieb |
Auf Anfrage, s. https://poly.ai/product/pricing/ |
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moinAI (KI-Chatbot) |
Essential-Tarif für kleine Firmen und Start-ups ab 850 Euro monatlich Professional-Tarif für mittelständische Unternehmen Premium-Tarif für Konzerne |
Herausforderungen beim Einsatz von KI
Der Einsatz generativer KI birgt neben der Volatilität auch einige weitere Herausforderungen, die es erforderlich machen, klare und strenge Kriterien aufzustellen, um die Risikobewertung auf ein angemessenes Maß zu heben. Hierbei spielen verschiedene Faktoren eine entscheidende Rolle, die im Folgenden näher erläutert werden.
- Die geplante Einsatzdauer des KI-Tools: Eine grundlegende Überlegung bei der langfristigen Implementierung generativer KI ist die geplante Nutzungsdauer des Tools. Es ist von wesentlicher Bedeutung, zu klären, ob die entwickelte KI-Lösung kurzfristige Ziele erfüllen soll oder ob sie langfristig in die Geschäftsprozesse des Unternehmens integriert werden soll. Dies erfordert eine sorgfältige Abwägung der technologischen Entwicklung, um sicherzustellen, dass die KI über einen längeren Zeitraum hinweg reibungslose Ergebnisse liefert.
- Die wirtschaftliche Situation des herausgebenden Unternehmens: Die Implementierung und Aufrechterhaltung solcher fortschrittlicher Technologien erfordert beträchtliche finanzielle Ressourcen. Eine genaue Analyse der finanziellen Leistungsfähigkeit des Unternehmens ist daher unabdingbar, um sicherzustellen, dass die langfristige Nutzung der generativen KI wirtschaftlich tragfähig ist.
- Die Ersetzbarkeit bzw. Einzigartigkeit des verwendeten Tools: Diese Frage ist von zentraler Bedeutung. Es ist wichtig zu prüfen, ob die generative KI eine spezifische und einzigartige Funktion erfüllt, die nicht leicht durch alternative Technologien oder herkömmliche Methoden ersetzt werden kann. Dies beeinflusst direkt die langfristige Wirksamkeit der KI-Lösung und deren Relevanz im sich ständig wandelnden technologischen Umfeld. Auch eine mögliche Abhängigkeit von Unternehmen, die die KI-Lösung zur Verfügung stellen, sollte hier mitgedacht werden.
- Open vs. Closed Source: Es ist entscheidend zu bedenken, dass bei Closed Source KI die genutzten Tools stark eingeschränkt oder sogar gänzlich abgeschaltet werden können. Die Nutzung von Open-Source kann von Vorteil sein, da die Community größer und flexibler ist. Allerdings besteht auch hier das Risiko, dass die Community das Projekt aufgibt oder zu viele divergierende Versionen (Forks) entstehen.
Doch bei der Implementierung von KI-Technologien sind nicht nur die oben genannten Faktoren zu bedenken. Sie erfordert des Weiteren auch eine kritische Auseinandersetzung mit Datenschutz, ethischen Aspekten und der Abhängigkeit von Technologien. Gründer:innen müssen verantwortungsvoll mit den Limitationen und potenziellen Verzerrungen der KI umgehen.
Ein zentrales Problem liegt für viele Gründungsteams beispielsweise in der Intransparenz der Entscheidungsprozesse in neuronalen Netzen. Diese Komplexität erschwert es, die Funktionsweise und Entscheidungen der KI vollständig zu verstehen und zu kontrollieren. Das macht den Output teilweise nur bedingt vorhersehbar, was v.a. bei Prozessen, an denen Kund:innen beteiligt sind und die daher eine Entscheidungs-Transparenz und -Konsistenz benötigen, berücksichtigt werden sollte.
Aber auch bei internen Prozessen will der Einsatz der generativen KI wohlüberlegt sein: Laut einer Studie von McKinsey könnten zwischen 2030 und 2060 bis zu 50% aller Arbeitsaufgaben durch vollständige Automatisierung durch Maschinen und künstliche Intelligenz betroffen sein. Diese disruptive Veränderung wird die Arbeitswelt nachhaltig prägen, potenziell viele Arbeitsplätze kosten und wirft daher die Frage auf, bis wohin der Einsatz von KI ethisch und gesellschaftlich vertretbar ist.
Ein weiterer Aspekt, den Gründer:innen und Unternehmer:innen bedenken sollte, betrifft die FehlerkulturFehlerkulturDer Begriff Fehlerkultur beschreibt die Art und Weise, wie eine Organisation mit Fehlern umgeht. In einer positiven Fehlerkultur werden Fehler als Teil der Arbeit akzeptiert und als Chance zur Verbesserung genutzt. in Teams und die menschliche Wahrnehmung von KI-Fehlern. Menschen werden gelegentliche Fehler in der Regel verziehen, aber von automatisierten Systemen wird erwartet, dass sie bei jedem Einsatz perfekt funktionieren. Studien zeigen, dass Nutzer:innen weniger Vertrauen in eine KI haben und sie weniger verwenden, wenn sie einmal einen Fehler beobachtet haben - selbst wenn die KI im Durchschnitt besser als der Mensch abschneidet. Auch hier kann Transparenz darüber, wie eine Entscheidung entstanden ist, hilfreich sein. Perplexity AI beispielsweise macht KI-generierte Antworten durch das Anführen von Quellen zu einem höheren Grad nachvollziehbar als andere KI-Chatbots.
Ein generelles Risiko bei der Nutzung automatisierter Systeme ist das der Unaufmerksamkeit. Eine zu starke Abhängigkeit von der Automatisierung kann fatale Folgen haben, wenn die Leistung des Systems nicht angemessen überwacht und bewertet wird. Das Monitoring solcher Systeme erfordert jedoch oft eine hohe kognitive Belastung – ein Widerspruch zu dem Ziel, durch Automatisierung menschliche Arbeit zu erleichtern oder gar zu ersetzen. Hinzu kommt, wie zuvor erwähnt, dass viele Nutzer:innen wenig realistisch erwarten, eine automatisierte Lösung müsse perfekt oder nahezu perfekt funktionieren.
Insgesamt erfordert der Einsatz von KI in Start-ups und bei Unternehmensgründungen ein sorgfältiges Risikomanagement und eine offene ethische Reflexion unter den Teammitgliedern. Für die erfolgreiche Nutzung kann es entscheidend sein, dass Gründer:innen die Grenzen und Möglichkeiten der genutzten Technologien verstehen und verantwortungsvoll damit umgehen.
Doch während wir uns über gesellschaftliche Auswirkungen und Veränderungen durch KI Gedanken machen, schreitet die Entwicklung generativer KI-Technologien weiter voran. Der derzeitige Stand und die angekündigten Entwicklungen deuten auf eine zunehmende Integration der generativen KI in verschiedene Geschäftsbereiche hin. Die Fähigkeit, große Datenmengen effizient zu analysieren und kreative Lösungen zu generieren, wird voraussichtlich zu einer noch intensiveren Nutzung in Gründungsprojekten führen.
Multimodale Interpolation
Zukünftige KI-Modelle könnten in der Lage sein, nicht nur numerische Daten, sondern auch andere Modalitäten wie Bilder, Texte, Code und Videos miteinander zu interpolieren. Wir müssen im Grunde noch viel mehr in Netzwerken denken. Denn je mehr Daten unterschiedlicher Art eine KI als Grundlage bekommt, desto mehr Analysemöglichkeiten ergeben sich daraus. Vor diesem Hintergrund erweist sich der Aufbau einer eigenen Dateninfrastruktur als entscheidender Vorteil, wodurch die Kontrolle auf den Datenfluss sowie Datenverwendung maximiert wird, sowie das Auftreten von Halluzinationen verringert werden könnte.
Schauen wir uns das genauer an: Künstliche Intelligenz (KI) kann neues Wissen erzeugen, beispielsweise eine Idee generieren, die sich im Raum zwischen bereits bekannten Ideen bewegt. Eine solche Überlagerung oder Integration mehrerer Ideen nennt man in der Fachsprache "Interpolation". Was die KI hingegen nur teilweise gut kann, ist das Extrapolieren, also das Entwickeln einer grundlegend neuen Idee, die sich nicht aus bereits bekannten oder dem Jonglieren bereits existierender Ideen ergibt. Das Extrapolationsproblem ist dabei ein prinzipielles, kein nebensächliches Problem. Machen wir es etwas greifbarer: Wenn wir eine KI neu aufsetzen und ihr 100.000 Bilder zur Verfügung stellen, auf denen nur Tiere im Dschungel zu sehen sind, würde die neu aufgesetzte KI irgendwann von selbst darauf kommen, dass es auch Meereslebewesen gibt? Die Antwort lautet: Nein, sie würde es nicht. Meerestiere liegen für die KI im Extrapolationsraum. Daher ist es äußerst wichtig, Daten zu überwachen, damit der Interpolationsraum erweitert sowie abgesichert wird und die KI möglichst viele Stützstellen erhält, an denen Sie sich orientieren kann.
Durch die Zusammenführung multimodaler Datenquellen können in der generativen KI neue Erkenntnisse, Muster oder Fähigkeiten entstehen, die in den Einzelmodalitäten nicht offensichtlich waren. Dieser emergente Effekt verdeutlicht, wie die Integration unterschiedlicher Informationsarten die Leistungsfähigkeit der KI erweitern kann und das Extrapolationsproblem verkleinert, indem der Interpolationsraum breiter und sicherer gestaltet wird.
Analog zu den künftigen Entwicklungen rund um KI und Entrepreneurship wird sich vermutlich auch die Gründungsberatung ändern. Wenn generative KI-Tools als Sparringspartner im Gründungsprozess dienen, so ist die Hoffnung, dass Gründungsberater:innen mit deutlich ausgefeilteren Geschäftsmodellen und Businessplänen als bisher konfrontiert werden und so mit den künftigen Gründer:innen direkt in eine tiefer gehende Beratung einsteigen könnten.
Das AI2Entrepreneur-Team arbeitet in diesem Zuge gerade an einem Chatbot, der durch intensive Befragungen Gründungsinteressierter diese bei der Ausarbeitung ihrer Geschäftsideen unterstützen soll. "GründungsGPT" steht Interessierten bereits in der Entwicklungsphase zum Ausprobieren im OpenAI GPT-Store oder auf der Website ai2e.de zur Verfügung. Feedback, Anmerkungen und Ideen zur Nutzung und Weiterentwicklung von GründungsGPT wird erbeten an tools@ai2e.de.
Insgesamt zeigt sich bereits in der aktuellen Phase des Forschungsprojekts von AI2Entrepreneur, dass generative Künstliche Intelligenz (KI) das Potenzial hat, den Gründungsprozess zu revolutionieren und vielversprechende Perspektiven für zukünftige Unternehmensgründerinnen bietet.