Überlastung und Überforderung gesund reduzieren Wie bleibe ich in der digitalen Arbeitswelt gesund?

Gesund bleiben in der digitalen Arbeitswelt

Beim Gedanken an den nächsten Arbeitstag bekommen Sie Kopfschmerzen und ein flaues Gefühl im Magen? Schlechte oder stressige Tage sind im Projektgeschäft normal, anhaltender Stress aber macht uns krank. Ulrike Balke-Holzberger zeigt Ihnen, wie Sie Ihre Gesundheit zum erklärten Projektziel machen und in fünf Schritten wieder zurück in eine gesunde Balance finden.

Management Summary

Überlastung und Überforderung gesund reduzieren Wie bleibe ich in der digitalen Arbeitswelt gesund?

Gesund bleiben in der digitalen Arbeitswelt

Beim Gedanken an den nächsten Arbeitstag bekommen Sie Kopfschmerzen und ein flaues Gefühl im Magen? Schlechte oder stressige Tage sind im Projektgeschäft normal, anhaltender Stress aber macht uns krank. Ulrike Balke-Holzberger zeigt Ihnen, wie Sie Ihre Gesundheit zum erklärten Projektziel machen und in fünf Schritten wieder zurück in eine gesunde Balance finden.

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23 Uhr: Endlich schalten Sie auf Drängen Ihrer Partnerin den Laptop und Ihr Smartphone aus. An Einschlafen aber ist nicht zu denken. Zu viele Gedanken gehen Ihnen durch den Kopf. Der Wecker klingelt am nächsten Morgen, gefühlt jedoch mitten in der Nacht. Sie stehen mal wieder völlig erschöpft auf.

Beim Duschen gehen Ihnen unerfreuliche Gedanken zum heutigen Projektmeeting durch den Kopf. Sie haben die Ergebnisse für den Kunden gestern Abend gut zusammengetragen, aber der Kunde kritisiert immer, ist nie zufrieden. Ihr Chef gibt den Druck an Sie und Ihre Kollegen ungefiltert nach unten durch. Die Technik und digitalen Arbeitsweisen funktionieren nur bedingt: Es kommt zu Unterbrechungen und zeitlichen Verzögerungen im Tagesgeschäft, der IT-Administrator ist heute krank und schickt Ihnen zur Neuinstallation eines Updates schnell einen Link mit dem Hinweis "Das klappt ganz einfach".

Willkommen im schnellen, agilen, digitalen Arbeiten; selbstbestimmt, an jedem Ort. Dieser anhaltende Ärger mit Kunden und die störanfällige Technik macht schon beim Drandenken mürbe. Am liebsten würden Sie zu Hause bleiben und etwas Schönes oder Sinnvolles tun – in die Garage gehen und am Motorrad schrauben oder den Garten umgraben.

7.20 Uhr: Ihre Kinder drängeln, sie müssten zur Schule. Sie reagieren gereizt auf die Frage, ob sie jetzt endlich loskönnen; gleich, nur noch schnell diese eine E-Mail wegen des Updates, sonst können Sie heute gar nicht arbeiten.

Wir halten fest: Ausgeruht: Nein; Lust auf die Arbeit: Nein; sinnvolle Arbeit, die Sie heute erledigen können: Nein; genügend Zeit für Sport, Hobbies o.ä.: Nein. Es ist irgendwie alles zu viel, auf vieles haben Sie gefühlt keinen Einfluss und wirklich sinnvoll ist das aktuelle Kundenprojekt auch nicht.

Kennen Sie solche Situationen? So ähnlich hat es sich bei Projektleiter Maier über Monate zugetragen. Im Coaching sucht er nach guten Lösungen, um wieder in eine gesunde Balance zurückzukommen.

Eine gute Selbstfürsorge ist heute wichtiger denn je

Wer in der heutigen digitalen Arbeitswelt gesund bestehen möchte, braucht eine gute Selbstfürsorge. Mehr denn je sind wir auf förderliche Fähigkeiten im Umgang mit uns selbst angewiesen. Mit welcher Haltung ich mir und meiner Gesundheit bzw. meinem Stress begegne, hat genauso viel Einfluss auf meine Gesundheit wie der erfolgreiche Umgang mit Zeitdruck und Arbeitsverdichtung.

Wie nur kommen Sie wieder in Ihre gesunde Balance zurück? Dieser Artikel stellt Ihnen eine Lösung in fünf Schritten vor, die Sie zurück in die Gesundheit bringt und Ihre Resilienz stärkt.

Schlechte Tage sind unausweichlich – monatelanger Stress aber macht krank

Wir alle kennen eingangs beschriebene Momente oder einzelne Tage. Werden daraus aber Wochen oder Monate, haben wir langanhaltenden und vor allem negativen Stress. Negativer Stress bedingt unangenehme Körperempfindungen und unangenehme Gefühle. Wir sind Experten, solche Empfindungen zu verdrängen und zu ignorieren. Wir tun so, als wären sie nicht da und reden uns sein: Das geht schon irgendwann von allein wieder weg. Manchmal verhalten wir uns auch bewusst "ungesund" dagegen, um das Unangenehme nicht zu spüren. Da hilft schon einmal ein Glas Wein oder das Feierabendbier... Typisch menschlich, aber dauerhaft gesundheitlich falsch. Wenn negativer Stress da ist, wirkt er sich schädlich auf unsere körperliche und seelische Gesundheit aus, ob wir wollen oder nicht.

Negativer Stress macht körperlich und seelisch krank

Wenn wir negativen Stress nicht reduzieren, verändern oder abbauen, keine Zeit für Sport und/oder schöne Aktivitäten mit Freunden haben, lässt der negative Stress den Körper schmerzen. Der Rücken zwickt und wird unbeweglicher, wir schlafen schlecht und sind dauererschöpft. Die Ohren rauschen, die Nase ist verstopft oder es sitzt uns etwas Schweres im Nacken.

Auch die Seele schmerzt: Wir sind müde, erschöpft und antriebslos, dazu womöglich gereizt, zynisch, unglücklich, vielleicht sogar ängstlich oder leicht depressiv. Wir fühlen uns ohnmächtig, haben keine Idee, wie wir irgendetwas ändern können. Wir können uns schlechter als sonst regulieren. Das Leben ist einfach nur noch anstrengend.

Meine Gesundheit und ich – ausbalanciert in digitalen Zeiten

Stressoren sind alle Reize, die bei Menschen Stress verursachen und dadurch die Stressreaktion als Anpassung auslösen. Es gibt keine allgemeingültigen Stresssituationen, die immer bei allen Menschen Stress auslösen. Stressoren sind höchst individuell. Im Arbeitsleben entstehen Stressoren entweder aus der Rolle, der Organisationsstruktur oder dem zwischenmenschlichen Miteinander unter Kollegen und Vorgesetzten. Die Digitalisierung hat die Arbeit stark verändert und weitere Stressoren hervorgebracht, z.B. die permanente Erreichbarkeit durch neue Kommunikationstools und einen gefühlten Kontrollverlust durch digitale Lernlücken.

Beispiele für digitale Stressoren in der Arbeitswelt:

  • Angst und Arbeitsplatzunsicherheit:  Ich schaffe den technischen Wandel nicht, gehöre nicht mehr dazu, fühle mich ausgegrenzt, ich werde nicht mehr benötigt und wegrationalisiert…
  • Permanente Erreichbarkeit: Ich bin ständig "on", ich schaffe kein "off" mehr. Wann, wo und wie soll ich mich erholen? Immer muss ich gleich und sofort antworten und jeder bekommt mit, wie schnell oder wie langsam ich antworte, egal, ob ich am Arbeitsplatz oder zu Hause bin.
  • Überforderung und Arbeitsverdichtung durch IKT (Informations- und Kommunikationstechnologien): Ich habe zu viele Tools, die ich gleichzeitig erlernen und bedienen muss, um meine Arbeit zu schaffen, aber die Technik funktioniert nicht immer. Die Zeit fehlt, ich werde ständig unterbrochen, ich schaffe die Arbeitslast in dem steigenden Arbeitstempo und die steigenden Multitasking-Anforderungen nicht mehr.
  • Ohnmacht oder Kontrollverlust: "Die Digitalisierung" ist immer schneller als ich, mein eigener Handlungsspielraum wird immer kleiner und immer mehr erledigt die Technik. Ich kann IKT nicht allumfassend verstehen und bedienen. Ich habe digitale Lern-Lücken.

Wenn Sie herausfinden, was Sie in der digitalen Arbeitswelt negativ stresst, können Sie etwas dagegen tun. Nutzen Sie als Projektexperte dabei Ihr Projektwissen für das wichtigste Projekt: Ihre Gesundheit und Sie – ausbalanciert in digitalen Zeiten.

In fünf Schritten selbstbestimmt aus dem (digitalen) Stress

Um wieder in eine gesunde Balance zurückzukehren, bietet sich ein schrittweises Vorgehen an. Zunächst muss ich die veränderte Situation akzeptieren, das heißt, anerkennen: Hier stimmt was nicht! Ich analysiere meine derzeitige Situation, um den Änderungsbedarf zu identifizieren. Mit einem klaren Projektauftrag mache ich mich anschließend an die Planung und Umsetzung. Durch Meilensteine überprüfe ich dabei kontinuierlich den Fortschritt, bevor ich das Projekt bewusst abschließe (Bild 1):

  • Schritt 1: Ist-Analyse – was ist los? Was will ich ändern?
  • Schritt 2: Der Projektauftrag
  • Schritt 3: Projektplanung
  • Schritt 4: Umsetzung, Controlling
  • Schritt 5: Abschluss
Projektablaufplan
Bild 1: Der Projektablaufplan für ein gesundes Selbstmanagement raus aus dem Stress

Schritt 1: Ist-Analyse – die Gegenwart verstehen!

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