Deutscher Project Excellence Award erstmals nicht vergeben – warum?
Deutscher Project Excellence Award erstmals nicht vergeben – warum?
Der Deutsche Project Excellence Award (DPEA) ist eine Institution: Seit 1997 zeichnet er Projekte aus, die Vorbilder für gutes Projektmanagement sind. Der Gedanke von Business Excellence wurde für den Award clever auf Projekte übertragen. Vor einigen Jahren verschlankte die GPM das Project Excellence Modell und verlieh dem Award einen frischen Spirit. Mit Erfolg: Die Awardgalas der Jahre 2015 und 2016 waren Treffen der Spitzenklasse im Projektmanagement. Und dennoch wird der Deutsche Project Excellence Award in seinem Jubiläumsjahr nicht vergeben.
Botschafter für professionelles Projektmanagement
Der DPEA identifiziert jedes Jahr Projekte, an denen sich der Wert von Projektmanagement deutlich zeigt. Die Öffentlichkeit soll sehen, wie gut geführte Projekte ein Motor unserer Gesellschaft sind. Auf diese Weise hat der Award in den letzten 20 Jahren einen großen Beitrag zur Entwicklung und Professionalisierung des Berufsbilds "Projektmanager" geleistet.
Der DPEA ist gleichermaßen modern in seinem Aufbau als auch bedeutend für die Disziplin der professionellen Projektmanager. So denke ich jedenfalls und mit mir ein Team von inzwischen ca. 100 Assessoren. Das sind erfahrene Projektleiter, die aus Überzeugung und Interesse für die Begutachtung der DPEA Projekte ausrücken, ehrenamtlich, motiviert und auf höchstem Niveau.
Wie kann das sein?
Fakt ist, dass dieses Jahr keine Bewerbungen eingegangen sind. Interessenten gab es im Vorfeld einige, darunter waren hochkarätige und sehr spannende Projekte, die teils aus der Presse schon gut bekannt sind und andere, die noch Schlagzeilen machen werden. Dennoch ist keines dieser Projekte den letzten Schritt gegangen und hat eine Bewerbung für den Award eingereicht. Im Folgenden erhalten Sie einen Einblick in das Innenleben des Deutschen Project Excellence Awards 2017 in dieser herausfordernden Situation. Es ist gleichzeitig auch ein Überblick der Gedanken und Fragen, die mich als Programmleiter des DPEA umtreiben.
Die folgenden Erklärungsansätze weisen in mehrere Richtungen, doch (fast) alle mahnen zur Bewegung. Es wäre fahrlässig, jetzt einfach unkritisch an alten Mustern festzuhalten. Denn wer stehen bleibt und sich auf seine Größe verlässt, wird enden wie die Dinosaurier. Deswegen betreiben wir im DPEA-Team eine Aufarbeitung und Reflexion. Was ist passiert und was müssen wir zukünftig anders machen?
1. Das externe Umfeld, der Markt, die Auftragslage
Das Umfeld vieler Unternehmen und Projekte zeichnet in den Jahren 2016/17 eine gute Auftragslage aus – aber auch schnelle Veränderung. Der Personalmarkt ist leergefegt und die Mitarbeiter in operativer Arbeit gebunden. So erklären jedenfalls einige Trainingsanbieter, warum die Nachfrage für Ausbildung im Projektmanagement aktuell zurückgegangen sei – das Personal muss an der Front eingesetzt werden, nicht unmittelbare Tätigkeiten wie Ausbildung oder eben Awards müssten zurückgestellt werden. Damit wäre es einfach ein schlechtes Jahr für Awards, eine Situation, die ausgesessen werden kann. Doch ist es wirklich so einfach?
2. Aufwand für die Teilnahme am DPEA
Die Teilnahme am DPEA ist mit einigem Aufwand verbunden: Bewerber müssen eine umfangreiche Selbstbewertung des Projekts erstellen, Belege für alle Kriterien des Project Excellence Modells finden, sowie für den Tag des Vor-Ort-Besuchs die Interviewpartner freistellen.
Dazu kommen die Teilnahmegebühren von aktuell weniger als 2.000 Euro – eine geringe Summe für ein tiefes und unabhängiges Gutachten, das ein Projekt im Rahmen der DPEA-Teilnahme erhält. Wer jedoch darin alleine keinen Wert sieht und nicht aus eigenem Antrieb am Award interessiert ist, dem kann der Aufwand als zu groß erscheinen.
Allerdings ist die Qualität des DPEA Assessments bislang ein Alleinstellungsmerkmal: Diesen Award bekommt man nicht aus Sympathie oder Marketinggründen, die Auszeichnung basiert auf dem unabhängigen Gutachten der Assessoren und Jury, sie muss ehrlich verdient werden. Ist dieser Qualitätsanspruch aus der Zeit gefallen?
3. Wahrnehmung und Wirkung der GPM
Die GPM ist als "Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V." die Mutterorganisation des DPEA und hat den Anspruch "Interessensvertretung für 80% der Projektmanager in Deutschland" zu sein. Doch wird sie heute noch – oder schon – als nationale Fachgesellschaft in dieser Dimension wahrgenommen?
Die GPM ist eine Organisation mit mehreren Gesichtern: Für Berufsanfänger kann sie eine Zertifizierungsorganisation mit hohen Hürden sein und Begleiter auf dem Karrierewege im Projektmanagement. Für Kunden kann sie ein Dienstleister sein mit einem umfangreichen Servicemodell, für Trainingsanbieter formuliert sie Produktrahmen und Inhalte, nach ihrer Satzung ist sie ein eingetragener Verein mit gemeinnützigem Auftrag, für manche Verfechter der agilen Ansätze gilt sie als Vertreter der klassischen Ansätze, für Anhänger des nordamerikanischen Zertifizierungssystems ist sie eine konkurrierende Gesellschaft.
Für das Team der DPEA Assessoren und etwa 200 andere aktive Mitglieder der GPM ist der Verein eine Plattform, auf der sie mit anderen Experten zusammenkommen, gemeinsam Themen vorantreiben und dabei persönlich lernen und wachsen können.
Für Teilnehmer des Deutschen Project Excellence Awards muss die GPM vor allem glaubwürdig sein als neutrale fachliche Instanz mit nationaler Bedeutung. Wird sie so wahrgenommen? Ist sie mit ihren Themen und Angeboten in dieser Rolle positioniert in der Welt des Projektmanagements des Jahres 2017?
4. Interne Veränderung der GPM
Großer Wandel herrscht auch innerhalb der GPM. Schon länger ist uns bewusst, dass der Verein sich professionalisieren muss, um weiter wachsen zu können. Wachsen an Mitgliedern, aber auch an Inhalten. Dazu wurde die Satzung vor einigen Jahren neu geschrieben und unter das Vorzeichen der Professionalisierung gestellt: Aus der jährlichen offenen Mitgliederversammlung wurde eine Delegiertenversammlung.
Diese repräsentiert die stimmberechtigte Basis des Vereins in konstanter Besetzung, die Delegierten bilden so etwas wie eine "Profi-Mitgliederversammlung". Dort wird wiederum ein Präsidium gewählt, das aus zwei hauptberuflichen Vorständen besteht, statt wie früher bis zu sieben Ehrenamtliche, die Organisation, Geschäfte und Personal der GPM in ihrer Freizeit führen mussten.
Dieser Wandel ist noch in vollem Gange, an manchen Stellen mit gutem Erfolg, an anderen stellt er uns vor ungeahnte Herausforderungen. Das bindet Ressourcen der aktiven Mitglieder, genauso wie der angestellten Mitarbeiter in den Geschäftsstellen und lenkt den Blick nach innen.
Das bedeutet auch: Viele der renommierten Experten unter den Aktiven der GPM leisten seit Jahren viel Aufwand für die Organisation der Fachgesellschaft selber, anstatt ihre verfügbare Zeit der eigentlichen Facharbeit zum Thema Projektmanagement und dem öffentlichen Austausch widmen zu können. Haben wir uns zu sehr mit uns selbst beschäftigt und darüber zu wenig Ressourcen für die Fachthemen aufbringen können?
Was tun?
Wir glauben an die Qualität des "Produkts" DPEA – und an die Idee. Sie ist heute wichtig wie nie: In einem wirtschaftlichen und politischen Umfeld, in dem schneller Wandel zur Normalität gehört, sind es Qualitäten wir kontinuierliche Verbesserung, Nachhaltigkeit, gute Leadership und gelebte Verantwortung, die den Erfolg von Projekten und Unternehmen bestimmen. Genau das sind die Kernthemen des Project Excellence Modells.
Allesamt sind es Themen, die überfakultär sind, sie beschränken sich nicht auf Projektideologien aus dem Umfeld der GPM, lassen bewusst auch Ansätze des PMI oder aus dem Agilen zu. Sie fördern Vielfalt, Innovation und Kritik an bestehenden Paradigmen des Managements – die DPEA-Preisträger der vergangenen Jahre bestätigen das eindrucksvoll.
Das ehrliche Halten an die eigenen Maßstäbe ist auch wichtig mit Blick auf unsere Assessoren: Sie erfüllen ein Ehrenamt und investieren ihre Zeit, Erfahrung und persönliche Glaubwürdigkeit nur für eine Sache, bei der Anspruch und Wirklichkeit zusammenpassen.
Ihr Feedback ist gefragt!
Unsere Kernfrage beim DPEA bleibt: Welche Prozesse, Plattformen, Inhalte oder Rahmenbedingungen müssen wir verändern, um unsere Idee vom DPEA noch stärker zu unterstreichen?
Es interessiert mich, was Sie denken: Was ist Ihre Meinung zum DPEA und seiner aktuellen Lage? Ich freue mich über Kommentare, Sichtweisen und Anregungen!
Gerrit Hille
13.10.2017
Benedict Gross
13.10.2017
Harald Martini
13.10.2017
Benedict Gross
13.10.2017
Alexander Miskiw
15.10.2017
U. Schwarze
13.10.2017
Benedict Gross
13.10.2017
Christian von Stengel
13.10.2017
Benedict Gross
13.10.2017
Dr. Georg Angermeier
15.10.2017
Benedict Gross
16.10.2017
Dr. Georg Angermeier
16.10.2017
Benedict Gross
17.10.2017
Udo Schmidt
16.10.2017
Benedict Gross
16.10.2017
Bernhard Schloß
17.10.2017
Benedict Gross
17.10.2017
Martina Albrecht
18.10.2017