Rollenkonflikte erkennen und vermeiden Klarer kommunizieren mit dem Drei-Welten-Modell

Klarer kommunizieren mit dem Drei-Welten-Modell

Berufliche Konflikte lassen sich vermeiden, wenn einem bewusst ist, ob man sich in der privaten, professionellen oder organisatorischen Rolle befindet. Dies macht Verantwortung und Funktion klar, sodass eine Lösung entwickelt werden kann.

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Rollenkonflikte erkennen und vermeiden Klarer kommunizieren mit dem Drei-Welten-Modell

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Berufliche Konflikte lassen sich vermeiden, wenn einem bewusst ist, ob man sich in der privaten, professionellen oder organisatorischen Rolle befindet. Dies macht Verantwortung und Funktion klar, sodass eine Lösung entwickelt werden kann.

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3 Tage
14.05.2025
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"Aber ich habe doch… und das ist jetzt der Dank!" Wenn Sie in Ihrer Projektarbeit solche Äußerungen hören oder sogar selber denken, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ein Rollenkonflikt vorliegt: Vielleicht haben Sie in einer bestimmten Rolle, z.B. als fachlicher Experte, Gutes getan und dafür Anerkennung von Jemandem erhalten. Doch kurz darauf werden Sie von derselben Person kritisiert – diesmal allerdings in ihrer Rolle als Verantwortlicher für ein größeres Aufgabenpaket. Wenn Ihnen diese unterschiedlichen Rollen, die Sie aktuell einnehmen, nicht bewusst sind, werden Sie mit Verwirrung, Verärgerung und ähnlichen Missstimmungen reagieren.

Bekannt ist, dass wir grundsätzlich mit Rollenkonflikten besser umgehen können, wenn wir nur darauf achten, ob wir uns gerade in der privaten oder in der beruflichen Rolle befinden. Der Psychologe Dr. Bernd Schmid fügt in dem von ihm entwickelten Drei-Welten-Modell dieser Unterscheidung eine weitere Kategorie hinzu, indem er die berufliche Rolle weiter unterteilt in die Professionswelt und die Organisationswelt. Diese Unterscheidung kann dabei helfen, Rollenkonflikte im Berufsalltag besser zu erkennen und adäquat darauf zu reagieren.

Beispiel 1: Rollenkonflikt mit Beteiligung der Rolle "Privatperson"

Ulrich A. freut sich. Während des Mittagessens hat er sich mit dem Projektleiter Paul B. zum ersten Mal richtig gut unterhalten. Das Gespräch drehte sich um ihre kleinen Kinder, denn zufälligerweise sind beide gerade auf der Suche nach einem Kindergartenplatz. Damit hat Ulrich endlich mit dem sonst recht unnahbaren Projektleiter eine persönliche Ebene gefunden.

Drei Tage später folgt die Ernüchterung: Ulrich bittet Paul um einen freien Tag am zehnten Geburtstag seiner älteren Tochter. Doch dieser reagiert ablehnend und beendet nach Ulrichs mehrfachem Insistieren das Gespräch mit der Bemerkung: "An dem Tag haben wir die Präsentation vor unserem Lenkungskreis und Sie sind der wichtigste Wissensträger. Da kann ich nicht auf Sie verzichten. Antrag abgelehnt." Ulrich ist tief enttäuscht: Er hatte von Paul, der ja schließlich auch Vater ist, mehr Entgegenkommen erwartet. Da hatten sie so ein gutes Gespräch – und jetzt das!

Beispiel 2: Rollenkonflikt ohne Beteiligung der Rolle "Privatperson"

Martin C. ist als Entwickler bei einem IT-Dienstleister tätig und arbeitet derzeit in einem Software-Entwicklungsprojekt bei einem Kunden vor Ort. Er ist für einen Teil der Softwareentwicklung zuständig und nimmt außerdem die Rolle des Teamleiters für seine Firma wahr. Aktuell läuft die Arbeit hervorragend. Für die Programmierung der neuen Benutzeroberfläche hat er ein tolles Feedback von seinem Kunden erhalten; Sabine D., die Projektleiterin auf Auftraggeberseite, hat sich vor versammelter Mannschaft für die gute Arbeit bedankt, die sogar schneller und besser ausgeführt worden sei als vereinbart.

So läuft es Martin eiskalt den Rücken runter, als dieselbe Projektleiterin die aktuelle Monatsrechnung nicht zur Zahlung freigibt mit der Begründung, das Wartungskonzept sei noch nicht fertig. Martin ist empört: "Wie hinterhältig". Sabine hatte doch genau mitbekommen, dass das Wartungskonzept zeitlich etwas nach hinten geschoben wurde und die Benutzeroberfläche Priorität erhalten hat! Dann hat sie sich äußerst positiv über den aktuellen Softwarestand geäußert, in die er einige lange Abende gesteckt hat. Und das ist jetzt der Dank!

Was ist da passiert?

Wenn Sie sich die erste Situation ansehen, werden Sie unschwer erkennen, dass es sich hier um einen Konflikt zwischen Privatperson und beruflicher Rolle handelt. Ulrich hat auf der privaten Ebene ein gutes Gespräch mit Paul geführt und daraus geschlossen, dass er jetzt bei Konflikten zwischen familiären und beruflichen Anforderungen mehr Verständnis und Entgegenkommen erhält. Ein solcher Automatismus ist aber nicht eingetreten und Ulrich hätte ihn auch nicht erwarten sollen. Tatsächlich sollte er in seiner eigenen beruflichen Rolle den Standpunkt von Paul durchaus nachvollziehen können.

Doch auch Paul hätte weniger konfrontativ reagieren können: Statt mit seinem unwirschen Ton Distanz zu schaffen, hätte er mit einem Thematisieren des Rollenkonflikts wahrscheinlich dazu beigetragen, die Wogen zu glätten: "Wir haben uns ja neulich erst über unsere Kinder unterhalten und ich verstehe, dass der Termin Ihrer Tochter wichtig für Sie ist; mir würde das genauso gehen. Aber an dem Tag haben wir die Präsentation vor unserem Lenkungskreis und Sie sind der wichtigste Wissensträger. Da kann ich nicht auf Sie verzichten. Es tut mir leid, aber ich muss Ihren Antrag ablehnen."

Manche Konflikte sind schwer zu erkennen

Etwas schwieriger zu durchschauen, ist der zweite Fall. Ist Martin nicht zu Recht verärgert und enttäuscht? Hätte Sabine nicht früher sagen sollen, dass das Wartungskonzept eben nicht hinter der Oberflächenprogrammierung zurücktreten darf? Sie hat doch mitbekommen, an was er arbeitet. Tatsächlich liegt auch hier ein Rollenkonflikt vor, der weniger offensichtlich ist wie der zwischen Berufs- und Privatleben: Martin hat seine Rollen "Softwareentwickler" und "Auftragnehmer" bzw. "Vertragspartner" nicht auseinandergehalten und letztere zugunsten der ersteren vernachlässigt.

Das Drei-Welten-Modell der Persönlichkeit

Um das besser zu verstehen und solche Problemsituationen aktiv zu vermeiden, hilft es, sich mit einem Konzept des Psychologen und Coach Bernd Schmid zu befassen. Er hat das "Drei-Welten-Modell der Persönlichkeit" entwickelt, nach dem der berufstätige Mensch Rollen in – wie der Name schon sagt – drei Welten einnimmt: Privatwelt, Professionswelt und Organisationswelt (Bild 1).