Projektmanagement in Non-Profit-Organisationen Der Logical Framework Approach in der internationalen Zusammenarbeit
Projektmanagement in Non-Profit-Organisationen Der Logical Framework Approach in der internationalen Zusammenarbeit
Das Projektmanagement in Non-Profit-Organisationen hat viele Parallelen zum "kommerziellen" Projektmanagement, allerdings gibt es auch einige Besonderheiten. Ein wichtiges Instrument im Non-Profit-Bereich ist der Logical Framework Approach (LFA), auch "Logframe" genannt. Dieser wird von überstaatlichen und nationalen Organisationen eingesetzt, z.B. von den UN-Organisationen, der EU-Kommission, der Weltbank, der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und von vielen Nichtregierungsorganisationen (NRO).
Der LFA ist ein Instrument zur Identifizierung, Planung, Durchführung und Evaluierung eines Projekts. Besondere Bedeutung hat dabei die Einbindung aller Stakeholder. In der Planungsphase erarbeiten diese gemeinsam eine Projektplanungsübersicht, die zwischen Zielen, Ergebnissen und Aktivitäten unterscheidet und explizite Voraussetzungen enthält, die für den Projekterfolg erfüllt sein müssen. Diese Übersicht dient als Grundlage für die Projektsteuerung. Anhand von Indikatoren, die in der Planungsphase festgelegt wurden, lässt sich nach der Durchführung überprüfen, ob die angestrebten Ziele erreicht wurden. Somit wird der LFA in allen Projektphasen angewendet.
Fokus auf Partizipation
Ein Merkmal des LFA ist, dass er besonderen Fokus auf den Prozess der Konsensherstellung zwischen allen Stakeholder legt. In Projekten der internationalen Zusammenarbeit arbeiten die EU sowie die oben genannten Non-Profit-Organisationen mit eigenständigen Partnern zusammen, die gleiche oder ähnliche Ziele verfolgen. Maßnahmen müssen deshalb in einem gemeinsamen, gleichberechtigten Vorgehen vereinbart und in enger Absprache durchgeführt werden. Auf diese Weise wird gewährleistet, dass sie den politischen Vorgaben und Zielsetzungen aller beteiligten Organisationen entsprechen.
Da es außerdem für das Projektergebnis - anders als bei kommerziellen Projekten - keine Nachfrage auf einem kaufkräftigen Markt gibt, sollten nach Möglichkeit auch die Nutznießer der Projektergebnisse in die Planung einbezogen werden. Nur so lässt sich gewährleisten, dass das Projektergebnis dem Bedarf der Zielgruppe entspricht. Zur Motivation aller Beteiligten setzt LFA deshalb auf Partizipation bei der Planung und während der Projektdurchführung.
Dieses Vorgehen passt auch zur Kultur in Non-Profit-Organisationen. Das Verhältnis zwischen Projektleitung und -mitarbeitern entspricht oft der Stab-Linien-Projektorganisation der "kommerziellen" Projektwelt. In dieser Organisationsform ist der Teamleiter mit wenig Macht ausgestattet und erfüllt im Wesentlichen eine koordinierende Funktion. In der Wirtschaft hat die Konsensherstellung keinen so hohen Stellenwert wie in der internationalen Zusammenarbeit, da die meisten Entscheidungen auch mit direktiven Mitteln durchgesetzt werden können. Das ist möglicherweise der Grund, weshalb der LFA in der Wirtschaft nur marginal eingesetzt wird.
Im Jahr 2006 verfügt die Europäische Kommission über ein Budget von 11,2 Mrd. Euro für so genannte "external actions", d.h. Projekte im Rahmen von internationalen Beziehungen. Ein großer Teil dieser Summe steht für projektbezogene Lieferungen und Dienstleistungen bereit. Angesichts dieser Tatsache ist es für potentielle Geschäftspartner interessant, die internen "Projektspielregeln" der Europäischen Union zu kennen, um inhaltlich und formal gültige Angebote abgeben zu können und bei der Auftragsvergabe berücksichtigt zu werden. Projektleiter und Projektbeteiligte aus der Wirtschaft können durch einen Blick auf das Projektmanagement im Non-Profit-Bereich ihre Perspektive auf die eigenen PM-Methoden erweitern. Im Folgenden wird der LFA vorgestellt und sein Einsatz in internationalen Projekten der EU erläutert.
LFA Schritt für Schritt
Startschuss für ein Projekt ist ein formeller Projektantrag seitens der Regierung eines Partnerlandes bei einem möglichen Geldgeber, z.B. der Europäischen Kommission. Die Kommission prüft, ob der Vorschlag den vereinbarten Kooperationsschwerpunkten und ihrem entwicklungspolitischen Konzept entspricht und entwickelt Ideen, wie er am besten konkretisiert werden kann. Bei finanziell aufwändigeren Vorhaben wird zusätzlich eine Machbarkeitsstudie durchgeführt, um zu prüfen, ob die Intervention nachhaltig einen positiven Beitrag zur Entwicklung eines Landes, einer Region oder eines Wirtschaftssektors leisten kann.
Besteht eine Projektidee die Überprüfungen auf Relevanz, Machbarkeit und erwartete positive Wirkung, sind bereits wichtige politische und fachliche Klippen überwunden: Das Projekt wird sowohl vom Geber- als auch vom Empfängerland gewollt und verspricht, entwicklungspolitisch sinnvoll zu sein.
Einladung zum Planungsworkshop
Jetzt kommt LFA in voller Breite und Detaillierung zum Einsatz: Der federführend verantwortliche Projektpartner, in der Regel eine Behörde oder eine Nichtregierungsorganisation, lädt zu einem mehrtägigen Planungsworkshop ein. Teilnehmer sind die potenziellen Projektpartner, also Vertreter verschiedener voneinander unabhängiger staatlicher und nichtstaatlicher Organisationen und Vertreter der Zielgruppe (d.h. der beabsichtigten Nutznießer der Projektwirkungen). Unter Leitung eines externen Moderators wird nun gemäß des im Folgenden beschriebenen LFA-Ablaufs in Gruppenarbeit oder im Plenum geplant und das Ergebnis visualisiert.
Es besteht zu diesem Zeitpunkt also bereits Einigkeit über die Notwendigkeit eines Projekts in einem bestimmten Sektor oder in einer bestimmten Region eines Landes und eine grobe Vorstellung über das Vorgehen.