
Unternehmen "DIN 69901 neu" Ein Praxisbericht über die Verjüngungskur für deutsche PM-Normen
Unternehmen "DIN 69901 neu" Ein Praxisbericht über die Verjüngungskur für deutsche PM-Normen
Die deutschen Normen für Projektmanagement sind in die Jahre gekommen. Sie stammen zum Teil aus dem Jahr 1987. Während die amerikanische Norm, der PMBOK&ttrade; Guide zuletzt 2000 erschienen ist und bereits an der nächsten Version gearbeitet wird, hinkt der deutsche Normungsprozess sowohl dem internationalen Vergleich als auch dem Stand der Technik hinterher.
Mit einem Kraftakt versuchen nun eine Reihe engagierter Projektmanagerinnen und Projektmanager, dieses Defizit zu beheben und eine den aktuellen Anforderungen entsprechende deutsche Projektmanagement-Norm zu erstellen. Spannend bleibt die Frage, inwieweit das gestiegene Interesse der Wirtschaft am Projektmanagement nicht nur Lippenbekenntnis bleibt, sondern zu einer echten Beteiligung am Normungsprozess führt.
Zeit und Geld sparen mit Normen
Was ist ein Meilensteinplan? Wie strukturiere ich ein Projekt? Wie messe ich den Projektfortschritt? Diese und viele andere Fragen stürzen frisch ernannte Projektmanager erst einmal in tiefste Verwirrung. Plötzlich finden sich Ingenieure, Natur- oder Geisteswissenschaftler in einem Dschungel von Fachbegriffen wieder. Sie sollen Prozesse und Methoden anwenden, die viele der so genannten Standardwerke aus der Projektmanagementliteratur unterschiedlich definieren. Bei genauer Betrachtung widersprechen sie sich oft sogar in entscheidenden Punkten. Aus dieser Not heraus schaffen sich Projektmanager und Unternehmen ihre individuelle Systematik.
Das Rad des Projektmanagements wird immer wieder neu erfunden und in Projektmanagementhandbücher gegossen. Diese landen häufig im Schrank, weil sie nicht zu denen der Kunden passen. Für jedes Projekt vereinbaren Auftraggeber und Auftragnehmer deshalb mit viel Zeitaufwand erneut Ad-hoc-Lösungen, um zusammenarbeiten und kommunizieren zu können. So wird Projektmanagement aufwändig und produziert Kosten.
Die Baubranche, das wohl älteste Projektmanagement-Gewerbe der Welt, zeigt uns: Einheitliche Begriffe und Abläufe einzuführen ist möglich. VOB (Verdingungsordnung Bau) und HOAI (Honorarordnung für Architekten und Ingenieure) regeln fast jeden Handgriff. Diese genauen Vorschriften haben zwar den Nachteil, dass Bauen mehr zum juristischen Balanceakt als zum handwerklichen Fertigungsprozess wird. Andererseits weiß jeder in der Branche sofort, was eine "Ausschreibung nach VOB" bedeutet und wie sie abläuft.
Vision: Projektmanagement nach DIN statt langer Verträge
Stellen Sie sich folgenden Vertragspassus vor, der in einem Großprojekt den umfangreichsten Teil des Projekthandbuchs ersetzen könnte:
"Das Projektmanagement erfolgt nach DIN 69901."
Oder für ein kleineres Projekt, bei dem es nur darum geht, eine Controllingmethode festzulegen:
"Die Messung des Projektfortschritts erfolgt nach DIN 69901, Teil 3 Methoden, Abschnitt Projektüberwachung, Paragraph 08, Absatz 15."
Das wären fast paradiesische Zustände - durch die Anwendung einer allgemeinen Norm würde der Aufwand für die Installation des Projektmanagements erheblich sinken und damit sein Nutzen entsprechen steigen.