Die Collective-Mind-Methode "Weiche Faktoren" im Projekt bewusst gestalten
Der "Faktor Mensch" spielt in der Projektarbeit eine entscheidende Rolle. Doch wie wirken sich unterschiedliche Temperamente und Charaktere konkret auf die Zusammenarbeit aus? Und welche Grundmuster kennzeichnen dabei erfolgreiche und welche weniger erfolgreiche Projekte? Um diese Fragen zu klären, untersuchten Dr. Alfred Oswald und Dr. Jens Köhler systematisch den Einfluss von Soft Skills auf den Projekterfolg. Im ersten Teil dieses zweiteiligen Beitrags stellen sie eine Systematik vor, um die Persönlichkeit der Projektbeteiligten zu typisieren und die "weichen Faktoren" damit beherrschbar zu machen. Ein praxisnahes Beispiel zeigt, welche Auswirkungen Soft Skills auf den Projekterfolg haben.
Die Collective-Mind-Methode "Weiche Faktoren" im Projekt bewusst gestalten
Der "Faktor Mensch" spielt in der Projektarbeit eine entscheidende Rolle. Doch wie wirken sich unterschiedliche Temperamente und Charaktere konkret auf die Zusammenarbeit aus? Und welche Grundmuster kennzeichnen dabei erfolgreiche und welche weniger erfolgreiche Projekte? Um diese Fragen zu klären, untersuchten Dr. Alfred Oswald und Dr. Jens Köhler systematisch den Einfluss von Soft Skills auf den Projekterfolg. Im ersten Teil dieses zweiteiligen Beitrags stellen sie eine Systematik vor, um die Persönlichkeit der Projektbeteiligten zu typisieren und die "weichen Faktoren" damit beherrschbar zu machen. Ein praxisnahes Beispiel zeigt, welche Auswirkungen Soft Skills auf den Projekterfolg haben.
Die Frage, warum manche Projekte erfolgreich sind und andere wiederum nicht, hat uns vor einigen Jahren dazu bewogen, den Einfluss von Soft Skills auf den Projekterfolg systematisch zu untersuchen. Wir wollten wissen, welche Grundmuster erfolgreiche und welche weniger erfolgreiche Projekte kennzeichnen. Da wir vor allem IT-Projekte untersuchten, bedeutete "erfolgreich" u.a. auch, dass sich die Benutzerwünsche in den umgesetzten Funktionen einer IT-Anwendung widerspiegelten, so dass diese später auch benutzt wurden.
Bei der Analyse der IT-Projekte stellten wir immer wieder spezifische Konstellationen im Hinblick auf Soft Skills fest. Mit Soft Skills sind hier die Fähigkeiten gemeint, die eine Person auf Grund ihrer Persönlichkeit einbringt, wenn sie mit einer anderen Person, einer Gruppe, z.B. einem Projektteam, oder einer Organisation in Wechselwirkung tritt. Auch verstehen wir darunter die sozialen Fähigkeiten einer Organisation, die diese auf Grund ihrer organisatorischen Identität in ihrem Verhalten ausdrückt (mehr dazu weiter unten).
In diesem dreiteiligen Beitrag zeigen wir anhand eines praxisnahen Beispiels, welche Auswirkungen Soft Skills auf den Projekterfolg haben und wie man durch deren Beherrschung die Chancen für einen Projekterfolg deutlich erhöht. Ein zentrales Werkzeug ist dabei die Methode "Collective Mind", die im Team für eine gemeinsame Vorstellung von Zielen, Inhalten und Aufgaben des Projekts sorgt.
Im ersten Teil stellen wir zunächst eine Systematik vor, um die Persönlichkeit der Projektbeteiligten anhand des Indikators "Temperament" zu typisieren und erläutern anschließend, welche Bedeutung Mitarbeiter-Temperament, organisatorische Identität und Art der Aufgabenstellung für den Projekterfolg haben.
Der zweite Teil erklärt, wie man das Wissen über die Wirkung der Soft Skills, das man anhand der Systematik erworben hat, nutzen kann, um die Kommunikation und den Wissensaustausch im Projekt zu verbessern. Anhand des Beispiels wird die Funktion des Werkzeugs "Collective Mind" erläutert, das zwischen den unterschiedlichen Denkweisen und Kommunikationsstilen der einzelnen Projektmitarbeiter vermittelt.
Der dritte Teil liefert schließlich Empfehlungen für den Einsatz des Werkzeugs Collective Mind in der Praxis.
Typologien des Temperaments
Menschen haben eine bevorzugte Art und Weise zu denken und zu handeln. Die dabei dominanten Größen sind Charakter und Temperament. Der Einfachheit halber konzentrieren wir uns in diesem Artikel auf das Temperament, das ein zentraler Aspekt der Persönlichkeit eines Menschen und der organisatorischen Identität ist, und betrachten dessen Einfluss auf Projekte.
In der Persönlichkeitspsychologie wird das Temperament durch Typologien erfasst (Keirsey; Asendorpf, 2007). Eine sehr erfolgreiche und für unsere Zwecke hinreichende Persönlichkeits-Typologie ist der Myers-Briggs Type Indicator (MBTI) mit den Erweiterungen von Keirsey. Er beschreibt das bevorzugte Verhalten von Menschen anhand von vier Dimensionen. Wir verwenden hier anstelle der englischen Bezeichnungen von Myers-Briggs anschaulichere deutsche Begriffspaare, die den englischen nahezu entsprechen:
- nach außen orientiert (extravertiert) nach innen orientiert (introvertiert)
(engl.: Extraversion Introversion), - faktenorientiert intuitiv
(engl.: Sensing INtuition), - analytisch beziehungsorientiert
(engl.: Thinking Feeling), - ergebnisorientiert prozessorientiert
(engl.: Judging Perceiving).
Es ist möglich, dem Temperament eines Menschen für jede dieser vier Dimensionen einen Wert zuzuweisen, der in der Regel eine Tendenz hin zu einer der beiden Ausprägungen aufweist. Kombiniert man die Buchstabenkürzel dieser Ausprägungen aus den vier Dimensionen, ergibt sich eine, für die jeweilige Person typische Buchstabenkombination. Um das Temperament eines Menschen modellhaft zu beschreiben sind damit insgesamt 2*2*2*2 also 16 verschiedene Kombinationen, MBTI-Signaturen genannt, möglich (Tabelle 1). Fragebögen zur Selbsteinschätzung nach der MBTI-Typologie finden sich bei Keirsey und unter www.philognosie.net.
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Alexander von Massenbach
27.01.2011
Dr. Alexander Gleich, Redaktion
28.01.2011