Anleitung zum selbstorganisierten Lernprogramm Working out loud – 5 Prinzipien für eine bessere Zusammenarbeit

Working out loud

Wie profitieren Mitarbeiter und Unternehmen von Working out loud? Wie funktioniert das Programm und wie findet man eine Gruppe (Circle genannt)? Melanie Kuhlmann stellt die Methode vor und beantwortet die wichtigsten Fragen.

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Anleitung zum selbstorganisierten Lernprogramm Working out loud – 5 Prinzipien für eine bessere Zusammenarbeit

Working out loud

Wie profitieren Mitarbeiter und Unternehmen von Working out loud? Wie funktioniert das Programm und wie findet man eine Gruppe (Circle genannt)? Melanie Kuhlmann stellt die Methode vor und beantwortet die wichtigsten Fragen.

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Was müssen wir tun, damit Mitarbeiter und Führungskräfte die Herausforderungen der künftigen Arbeitswelt engagiert und mit Begeisterung angehen und so entscheidend zum Unternehmenserfolg beitragen? Wie können wir Mitarbeiter dazu anregen, unternehmerisch zu denken und zu handeln und aktiv an der Weiterentwicklung des Unternehmens zu arbeiten? Wie können wir dafür sorgen, dass möglichst viele Menschen im Unternehmen ihr Silo-Denken aufgeben und ein Mindset entwickeln, in dem das großzügige Teilen von Wissen zur Selbstverständlichkeit wird?

Eine Reihe führender deutscher Konzerne wie BMW, Bosch und Siemens erkannte früh, dass Working out loud überzeugende Antworten auf diese Fragen liefert. Sie gründeten die Initiative "#WOLCoP" ("Selbstorganisierte, unternehmensübergreifende 'Working Out Loud' Community of Practice #WOLCoP"). Dafür erhielten sie 2017 den HR Excellence Award in der Kategorie "Mitarbeiterengagement & Kollaboration". Mittlerweile ist Working out loud weltweit in über 60 Ländern vertreten.

Was ist Working out loud?

Der Begriff Working out loud tauchte erstmals Ende 2010 auf im Blogartikel "When will we start to Work Out Loud? Soon!" von Bryce Williams. Der Gedanke dahinter: Das eigene Wissen und die eigene Arbeit sichtbar machen, damit alle davon profitieren können. Es geht also um eine Änderung des Mindsets von "Wissen ist Macht" zu "Wissen teilen ist Macht". Es geht um wertschätzende und transparente Zusammenarbeit über Abteilungs-, Länder-, Unternehmensgrenzen hinweg.

John Stepper entwickelte den Gedanken weiter und veröffentlichte 2015 das Buch "Working Out Loud: For a better career and life". Dort stellte er die Methode vor und veröffentlichte gleichzeitig kostenlose Anleitungen und Aufgabenstellungen für die einzelnen Meetings. Diese "Circle Guides" stellt er auf seiner Webseite (www.workingoutloud.com) kostenlos zur Verfügung. Sie führen die Teilnehmer eines Circles durch den gesamten Prozess. Die Guides enthalten rund 30 Coaching-Übungen zur wertschätzenden Zusammenarbeit, Anleitungen um Wissen zu teilen, für empfängerorientierte und wertschätzende Kommunikation sowie vernetztes Arbeiten.

John Stepper über die Entstehung von Working out loud

Ich habe drei Jahrzehnte in großen Unternehmen gearbeitet und gesehen, wie die Mehrheit der Beschäftigten abgestumpft oder sogar völlig unglücklich war. Obwohl wir über Zusammenarbeit und Kultur sprachen, waren wir aggressive Konkurrenten. Es war entmenschlichend – eine tragische Verschwendung von menschlichem und unternehmerischem Potenzial – und ich war mir sicher, dass es einen besseren Weg geben musste.

Also habe ich daran gearbeitet und schließlich Working Out Loud entwickelt, eine Methode, die Menschen hilft, effektiver zu sein, mehr Möglichkeiten zu nutzen und sich bei der Arbeit glücklicher zu fühlen. Über mehrere Jahre hinweg entstand eine kleine Bewegung, basierend auf einem selbst herausgegebenen Buch, einem Vortrag auf einer TEDx-Konferenz und einer Peer-Support-Methode, die sich in mehr als 40 Ländern und Unternehmen wie Bosch, Daimler, BMW und Siemens verbreitet hat. Und es fühlt sich an, als wäre das nur der Anfang."

Quelle: www.workingoutloud.com

Das Konzept basiert auf selbstorganisiertem Lernen. Dazu treffen sich vier bis fünf Personen (ein Circle) zwölf Wochen lang und bearbeiten vorgegebene Aufgaben. Zu Beginn setzt sich jeder ein individuelles Lernziel, an dem er oder sie während des Circle arbeitet.

Zunächst geht es darum, Menschen zu identifizieren, die mit dem individuellen Lernziel in Verbindung stehen. Der nächste Schritt ist, zu diesen Personen Kontakt herzustellen, indem man sie im unternehmenseigenen Intranet, einem Enterprise Social Network (ESN), den sozialen Medien oder auch persönlich kontaktiert und ihnen zunächst Aufmerksamkeit schenkt. Im Vordergrund steht, sich zu überlegen, was man selbst für diesen Menschen tun kann – und nicht, wie man ihn für sein eigenes Ziel einspannen kann. Die Kontaktaufnahme geschieht dabei sowohl unternehmensintern als auch -extern.

Working out loud ist somit eine Haltung und ein Lernprogramm, das Menschen ermöglicht, auf kommunikativer und kollaborativer Ebene Silos aufzubrechen, Wissen transparent zu machen und aktiv zu teilen, besser zu kommunizieren und effizienter zusammenzuarbeiten.

Die 5 Prinzipien hinter Working out loud

Das Ziel des Programms ist es, Beziehungen aufzubauen und Wissen zu teilen, aber auch sein Mindset zu erweitern. John Stepper hat dazu fünf Prinzipien definiert (siehe auch Bild 1).

Relationships

Durch den Aufbau eines sozialen Netzwerks entstehen Beziehungen, die beruflich und privat für beide Seiten hilfreich sind. Diese Beziehungen werden konsequent gepflegt und ausgebaut.

Generosity

Echte Großzügigkeit erwartet keine Gegenleistung. Nach diesem Prinzip werden Wissen und Informationen geteilt, Feedback wird angeboten und wertvolle Tipps werden geliefert. In der Praxis kann das z.B. auch durch konkrete Unterstützung bei Projekten geschehen.

Visible Work

Dies bedeutet, seine Arbeit sichtbar zu machen, zu zeigen, woran man gerade arbeitet und welche Zwischenergebnisse es schon gibt. Von diesen Erkenntnissen können andere profitieren, Doppelarbeit und Fehler werden vermieden, weil man auf den Erfahrungen anderer aufbauen kann.

Purposeful discovery

Jeder verfolgt sein individuelles Lernziel und orientiert sich bei seinen Aktivitäten daran. Aber auch außerhalb der Circle geht es darum, fokussiert an Zielen zu arbeiten und diese diszipliniert zu verfolgen.

A Growth Mindset

Zum einen helfen das Feedback und das Know-how der anderen, sich kontinuierlich zu verbessern. Zum anderen lernt man, Sichtweisen anderer zu schätzen, seine eigene Komfortzone zu verlassen bzw. zu erweitern und Veränderungen als Chance zu begreifen. Menschen mit einem Growth Mindset sind neugierig auf und offen für alles, was die Arbeitswelt und das Leben bereithalten.

Die fünf Elemente von Working out loud
Bild 1: Die fünf Elemente von Working out loud

Wie wirkt Working out loud?

Working out loud motiviert Menschen also dazu, ihre Komfortzone zu verlassen. Um das zu tun, brauchen sie Mut und Disziplin. Denn die Komfortzone besteht aus lieb gewonnenen Gewohnheiten, die einem Sicherheit geben. Diese Sicherheit ist jedoch ein zweischneidiges Schwert. Wer sich zu starr an seinen jahrelangen Gewohnheiten festhält, entwickelt ein sogenanntes "Fixed Mindset": In diesem verankert sind die innere Einstellung sowohl zur Arbeitswelt als auch zum Leben an sich, das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und in andere Menschen.

Vom Fixed zum Growth Mindset

Viele Menschen leben schon sehr lange in einem solchen "Fixed Mindset"; auch weil sie glauben, ihnen seien bestimmte Bereiche verschlossen, z.B. weil sie etwas "nun mal nicht können", weil es nicht "ihrem Naturell entspricht". Der Preis dieser Sicherheit ist vor allem in Zeiten des Umbruchs hoch: Veränderungen in ihrem Umfeld stellen diese Menschen vor große Probleme, weil sie in ihrer inneren starren Haltung keine passende Antwort finden.

Andere Menschen reagieren auf Veränderung mit Neugierde: Sie wollen herausfinden, welche neuen Chancen und Möglichkeiten ihnen die Veränderungen bieten. Diese Menschen haben bereits ein sogenanntes "Growth Mindset". Sie sind aufgeschlossen gegenüber neuen Entwicklungen und benötigen oft nur einen Einblick in die Chancen, die eine Neuerung bietet, um in die Lernzone einzusteigen und die nötigen Fähigkeiten zu erlernen (Bild 2).

Working out loud bringt Menschen dazu, sich aus der Komfortzone und in die Growth Zone zu begeben
Bild 2: Working out loud bringt Menschen dazu, sich aus der Komfortzone und in die Growth Zone zu begeben

Working out loud in der Praxis

Wie funktioniert ein WOL-Circle?

Das Working out loud-Programm ist organisiert in kleinen Gruppen, sogenannten Circles. Diese bestehen aus vier bis fünf Personen, die alle ein individuelles Ziel haben und an diesem zwölf Wochen lang gemeinsam arbeiten. Jedes Circle-Mitglied fungiert dabei als Mentor für jeden, da alle ihre Arbeitsergebnisse wöchentlich vorstellen und der Rest der Gruppe dazu Feedback gibt.

Working out loud – 5 Prinzipien für eine bessere Zusammenarbeit


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Alle Kommentare (4)

Daniel
Vienken

Auf der vergangenen PM Welt hielt unsere Autorin einen Vortrag über Working Out Loud. Der Andrang war groß, es war der bestbesuchte Vortrag in diesem Stream. Auffallend waren auch die vielen Nachfragen aus dem Publikum. Danach stand für mich fest, mich um einen Artikel zu bemühen, um unserer Community das Thema in der nötigen Tiefe vorzustellen.
Ich freue mich über Ihr Feedback, ob der Artikel diesem Anspruch gerecht wird und was Ihre Erfahrungen mit Working Out Loud sind.

Abby
Lienert

Der Artikel ist im generischen Maskulinum verfasst, weshalb dieser etliche Frauen verletzt. Warum? Weil Frauen früher in der BRD nur mit Einverständnis des Mannes arbeiten durften und ohne Mann auch nicht überlebensfähig waren. Deshalb wurden auch bei dieser Ansprache auch nur Männer gemeint…mich verletzt das immer wieder.

Sehr geehrte Frau Lienert,

vielen Dank für Ihr Feedback! Ich kann Ihr Gefühl zu der Verwendung des generischen Maskulinums verstehen. Wir haben erst im vergangenen Jahr eine geschlechtergerechte Sprache beim projektmagazin eingeführt. Hierzu haben wir auch einen Artikel veröffentlicht:
https://www.projektmagazin.de/artikel/Gendern-im-Projekt

Es würde leider die Kapazitäten der Redaktion sprengen, alle alten Artikel dahingehend nochmals zu überarbeiten.

Mit besten Grüßen
Sandra Gedig

Hallo Frau Lienert,
vielen Dank für Ihr offenes Feedback, das mich sehr erstaunt, weil ich selbst eine Frau bin. Ich weiß wirklich nicht, wie ich als weibliche AutorIN mit einem Artikel über wertschätzende Zusammenarbeit „viele Frauen verletzen“ könnte, nur weil ich nicht gendere.

Ich kann jemanden (muss ich jetzt jemandin schreiben?) verletzen, wenn ich ihn/sie beleidige, hintergehe, schlage.

Gerade mir, die ich mich seit Jahren dafür einsetze, dass Frauen im Business selbstbewusst und souverän auftreten, zu unterstellen, ich würde Frauen verletzen, ist geradezu grotesk.