Projekt Weihnachten 4.0 Der digitale Weihnachtsmann
Weihnachtsmann Hermann sieht sich einer gewaltigen Veränderung gegenüber: Nicht nur soll er bald ohne sein liebes Rentier Rudolph auf Tour gehen, sondern auch sein Knecht Ruprecht arbeitet im Home Office. Da ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis das digitalisierte Weihnachtsgeschäft auch ohne ihn auskommt, oder? (mit Audio-Datei!)
- Weihnachtsmann Hermann wurde auserkoren, den selbststeuernden Schlitten "Tefla Autonomobil XS" zu testen. Er ist wenig begeistert und würde stattdessen lieber weiter mit dem Rentier Rudolph auf Tour gehen, obwohl das für ihn zuletzt nicht gut ausging.
- Außerdem hält die Digitalisierung mit Macht Einzug ins Weihnachtsgeschäft: Hermann erfährt u.a. von digitalen Geschenken und stellt sich vor, wie er selbst als Hologramm zur Bescherung schreitet.
- Auch New Work und neue Vorgehensweisen wollen die da oben testen: Knecht Ruprecht und Rudolph freunden sich schnell damit an, nur noch im Home Office zu arbeiten, während Weihnachtsmann Hermann darum kämpft, seine Teammitglieder weiterhin zu treffen. Glücklicherweise haben seine Kollegen dafür eine tolle Idee.
Projekt Weihnachten 4.0 Der digitale Weihnachtsmann
Weihnachtsmann Hermann sieht sich einer gewaltigen Veränderung gegenüber: Nicht nur soll er bald ohne sein liebes Rentier Rudolph auf Tour gehen, sondern auch sein Knecht Ruprecht arbeitet im Home Office. Da ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis das digitalisierte Weihnachtsgeschäft auch ohne ihn auskommt, oder? (mit Audio-Datei!)
- Weihnachtsmann Hermann wurde auserkoren, den selbststeuernden Schlitten "Tefla Autonomobil XS" zu testen. Er ist wenig begeistert und würde stattdessen lieber weiter mit dem Rentier Rudolph auf Tour gehen, obwohl das für ihn zuletzt nicht gut ausging.
- Außerdem hält die Digitalisierung mit Macht Einzug ins Weihnachtsgeschäft: Hermann erfährt u.a. von digitalen Geschenken und stellt sich vor, wie er selbst als Hologramm zur Bescherung schreitet.
- Auch New Work und neue Vorgehensweisen wollen die da oben testen: Knecht Ruprecht und Rudolph freunden sich schnell damit an, nur noch im Home Office zu arbeiten, während Weihnachtsmann Hermann darum kämpft, seine Teammitglieder weiterhin zu treffen. Glücklicherweise haben seine Kollegen dafür eine tolle Idee.
Gut gelaunt betrachtet Weihnachtsmann Hermann die kleine Baumschule hinter seinem Häuschen am Nordpol. Die Tannen entwickeln sich gut, und außerdem bekommt er heute seinen neuen Schlitten! Endlich, denkt er sich, schließlich ist es schon Mitte September und somit höchste Zeit, die jährliche Tour vorzubereiten. Als er sich bückt, um den Stamm eines Bäumchens näher zu betrachten, spürt er einen Schmerz im Rücken. Kein Wunder, 150 Dienstjahre gehen an niemandem spurlos vorüber!
Trotzdem fühlt er sich fit. Nach seiner letzten Tour hatte er lange und gut geschlafen (bis kurz vor Ostern) und die Wehwehchen längst auskuriert, die er sich auf der Tour geholt hatte. Damals übersah sein Rentier Rudolph in einer verschlafenen Stadt im Norden Deutschlands einen Kirchturm und so landete das Gespann unsanft auf dem örtlichen Friedhof. Glücklicherweise hatte Hermann sich lediglich ein paar Rippen geprellt (und den Anzug ruiniert). Rudolph war wohlauf (bis auf den Schock). Aber der Schlitten war so ramponiert, dass er die Tour nur mit viel Mühe abschließen konnte.
Der neue Schlitten
Die Türglocke reißt ihn aus seinen Gedanken. In freudiger Erwartung öffnet Hermann die Haustür – und sein Lächeln erstirbt: Vor ihm steht Knecht Ruprecht, der so elend dreinblickt, als hätte man ihm soeben fristlos gekündigt. Mit einem Seitenblick deutet er auf einen undefinierbaren Gegenstand.
"Was ist denn das? Das sieht ja aus wie ein Ufo!" entfährt es Hermann. Das Gefährt ist flach, ca. fünf Meter lang sowie gut zwei Meter breit und glänzt metallisch. Es fehlen Zaumzeug oder irgendetwas anderes, das dazu dienen könnte, um Rudolph anzuspannen.
"Das Teil haben die eben geliefert, dein Schlitten für die diesjährige Tour, das 'Tefla Autonomobil XS'", sagt Ruprecht. "Er ist selbststeuernd, du könntest während des Flugs sogar schlafen. Also jetzt noch nicht, denn das Ding befindet sich erst in der Testphase. Nächstes Jahr soll so was auch für Nikolaus eingeführt werden, aber die fanden wohl, Weihnachten wäre erstmal wichtiger. Jedenfalls wurde entschieden, dass du es testest. 'Ambidexterity' nennen die da oben das."
Der Weihnachtsmann war verwirrt, hieß Ambidexterity nicht "beidhändige Führung"? Würde er Rudolphs Zügel nicht beidhändig führen, wäre er schon viel öfter abgestürzt! Ruprecht deutete Hermanns fragenden Gesichtsausdruck richtig: "Die meinen damit, dass wir in der Übergangszeit beides können müssen: Traditionell weiterhin mit dem von Rudolph gezogenen Schlitten umgehen können und gleichzeitig schon mit diesem Ding hier. Immerhin hat der Tefla auch einen Erste-Hilfe-Koffer für die Behandlung von Haustierbissen."
"Kannst du nicht mal die Klappe halten!", entfährt es Hermann unwirsch. "Ich verstehe überhaupt nicht, wovon Du da redest, Ruprecht!" Der Knecht verstummt. Sofort schämt sich der Weihnachtsmann ob seiner Unbeherrschtheit und er lädt Ruprecht auf einen Becher Glühwein in seine Wohnküche ein.
Da erzählt ihm Ruprecht von dem gewaltigen Projekt zur Organisationsentwicklung, mit dem die da oben in den nächsten Jahren das Weihnachtsgeschäft digitalisieren wollen. Im Laufe des Abends wird ihnen klar, auf was für einen gewaltigen Change sie sich einlassen müssen, wenn sie ihre Jobs behalten wollen: Noch kurzfristigere Bestellungen sind der Anfang, enden könnte es bei unbemannten Schlitten, die einhergehen könnten mit rein virtuellen Auftritten bei den zu Bescherenden.
International Christmas Journal
Zwei Wochen zuvor hatte Weihnachtsmann Hermann nach dem Frühstück im "International Christmas Journal" geblättert. Das hatte er schon seit Jahrzehnten abonniert, wegen des grandiosen doppelseitigen und vielsprachigen Kreuzworträtsels. Zwar firmierte das Heft seit einem Jahr unter "Agile world of X-Mas today", aber daran wollte er sich nicht gewöhnen. Für Hermann blieb es das "International Christmas Journal".
Auch die Serie über Weihnachtsbräuche aus aller Welt las er immer mit Genuss. Auch wenn er nur noch für Deutschland zuständig war (seit der Reform der UWSCA (United World Santa Claus Assoziation) vor zehn Jahren). Das kleinere Einsatzgebiet passte ihm eigentlich ganz gut, schließlich war er ja auch schon etwas in die Jahre gekommen. Da er seinen Job liebte, wollte er keinesfalls schon in Rente gehen, wie Kollegen es teilweise schon nach 140 Jahren Dienstzeit taten. Da war ihm damals das Angebot von oben ganz gelegen gekommen.
Weihnachtsmänner als "Selbstentwickler 4.0"
Im Magazin stand ein langer Artikel über die bevorstehende weltweite Digitalisierung des Weihnachtsgeschäfts, über agiles Weihnachts-Management, die Weihnachtsmänner als "Selbstentwickler 4.0", die für ihre Weiterentwicklung in jeder Hinsicht selbstverantwortlich sein sollen und einen durch künstliche Intelligenz ersetzten Knecht Ruprecht. Dabei kannte die Redaktion seinen Ruprecht doch gar nicht, oder doch? Was würde der in Zukunft tun? Der war ja nun auch schon bald 150 Jahre dabei.
Noch erschreckender fand Hermann einen Bericht über digitalisierte Geschenke, die die jetzigen Geschenkpakete ablösen sollten. Die Folgen dieses Aspekts der Digitalisierung wollte er sich gar nicht erst vorstellen: Nicht nur er, sondern weltweit würden die meisten Weihnachtsmänner auf einen Schlag arbeitslos werden! Ihm wurde ganz elend zumute.
Mit einem Mal war seine Laune in den Keller gerutscht. Er fühlte sich alt und verbraucht. "Ich kann wohl froh sein, dass ich immerhin noch als eine Art fester freier Mitarbeiter angestellt bin, der fast alles im Home Office machen kann!" Bis auf die Deutschland-Tour am Heiligen Abend natürlich. Außerdem hilft er an Nikolaus noch seinem Kollegen Jan aus, der für die Benelux-Staaten zuständig ist und am Nikolaustag in den Niederlanden mehr als alle Hände voll zu tun hat. Hermann hält diese Unterstützung für selbstverständlich, obwohl es ihn anstrengt und nicht in seiner Stellenbeschreibung steht; abgerechnet hat er es noch nie.
Wer blickt da noch durch?
Auch seine eigene Tour fiel ihm manchmal schwer. Die Familien sind oft zerstritten und dann diese Geschenke… Naja, es ist wohl jedermanns eigene Sache, was er sich wünscht… Schön ist, dass die Geschenke immer kleiner werden – 40 Smartphones, Tablets oder Gutscheine für irgendwelche Online-Dienste lassen sich viel leichter transportieren als 40 Mopeds, Fahrräder oder Stereoanlagen!
Aber andererseits werden die Aufträge immer umfangreicher sowie detaillierter und damit immer zeitaufwändiger. Und immer öfter kennt er die gewünschten Dinge gar nicht. Warum sich jemand einen Gutschein für einen "Escape-Room" oder ein Essen im Dunkeln wünscht, das hat er ja noch begriffen, nachdem Ruprecht es ihm erklärt hatte. Obwohl es für ihn selbst wohl nichts wäre.
Aber diverse Streaming-Dienste, Super-Router oder Gutscheine für "Disrupt-Me-Coaching" für angehende Scrum Master oder agile Manager… Das geht über seinen Horizont, zumal ihm keiner erklären kann, was sich dahinter verbirgt, nicht mal die da oben. Vielleicht sollte er mal an sein geschätztes Magazin schreiben. Dort las er auch immer häufiger solche Begriffe, z.B. "Hyperconnectedness"! Hieß das vor kurzem nicht noch transzendentale Meditation oder wie war was? Von 'Fuckup nights' und 'Mockups' ganz zu schweigen!
Und es kamen immer mehr neue Begriff dazu! Sprints, Retrospektiven, Backlogs uvm. "Agiles Plemplem!", nannte er das. Bei manchen Artikeln verstand er nur noch Bahnhof. Bei Sätzen wie: "Im Zuge der immer schnelleren Verwirklichung des IoT (= 'Internet of Things') kommt es zu einer weltweiten Vernetzung, die jeden berechtigten Weihnachtswunsch quasi in no time Realität werden lässt. Egal ob am Nord-, Südpol oder irgendwo anders in der Welt produziert wird. Das setzte natürlich voraus, dass die übliche Berechtigungsprüfung der Kinderwünsche künftig in Bruchteilen von Sekunden ablaufen müsste, also ohne, dass ein Weihnachtsmann daran beteiligt wäre." Für Hermann war das unvorstellbar – und beängstigend.
"Was soll ich dann eigentlich noch machen?" fragte sich Hermann. Selbst seine jährliche Tour könnte er in absehbarer Zukunft vom Home Office aus machen: Ein anderer Artikel berichtete nämlich über große Fortschritte bei Hologrammen. Der Weihnachtsmann stellte sich vor, wie Kinder freudestrahlend auf ihn zu und dann durch ihn durchrennen – der Technik sei Dank! Das erinnerte ihn an den Science-Fiction-Film, den er neulich bei der Weihnachtsmann-Fortbildung in Lappland gesehen hatte. "Will man uns so auf unser zukünftiges Arbeiten vorbereiten? Was für eine perfide Vorstellung!"
Die ganzen Zwerge – und wer da nicht alles in den Weihnachtswerkstätten beschäftigt war – bangten jetzt um ihre Arbeitsplätze, obwohl sie seit Jahren über die miesen Arbeitsbedingungen schimpften: zugige Werkstätten und ständiger Zeitdruck. Aber was sollten sie später machen, wenn Weihnachtsroboter sie verdrängt hätten? Weihnachtsgeschenke verpacken? Man arbeitete auch schon daran, selbst das zu automatisieren. Wie sollten die Zwerge dann zukünftig ihre Lebkuchen verdienen?
"Vielleicht kommt es zu einem Aufstand". Kurz musste Hermann bei dem Gedanken lächeln, doch schnell wurde ihm ganz blümerant zumute. "Wo driftet die Welt nur hin?"
Die erste Weihnachts-Retrospektive
Knapp vier Monate später sitzt der Weihnachtsmann erschöpft, aber zufrieden in seiner Wohnküche am Nordpol. Es ist der Abend des zweiten Weihnachtstags und die diesjährige Tour ist gut verlaufen. Der Schlitten hat sich bewährt: Er war ohne Schaden einem Spielzeug-Flugzeug ausgewichen, das plötzlich wenige Meter vor Ihnen aufgetaucht war.
Hermann, Ruprecht und Rudolph sitzen mit ihm auf der Eckbank in Hermanns Wohnküche, trinken Glühwein und zelebrieren ihre erste "Retrospektive". Seine zwei Helfer überlegen, ob sie sich mit ein paar Anekdoten von der diesjährigen Tour erstmals an einer Fuckup Night beteiligen sollen. Das wäre wirklich die Krönung, denkt der Weihnachtsmann. Bestimmt würden seine lieben Helfer dann erzählen, wie er mit einer wildgewordenen Drohne fast einem Weihnachtsbaum die Spitze abrasiert hätte – was wünschten sich die Kinder heutzutage auch für verrückte Sachen?! Zu dumm, dass Ruprecht über Hermanns Body-Cam alles hatte mitverfolgen können.
Und für Januar hatte Ruprecht schon große Pläne, er würde an einem sogenannten Hackathon teilnehmen: An einem einzigen Tag sollte die Teilnehmer die gesamte Weihnachtslogistik optimieren. Oder zumindest Ideen dafür sammeln. So genau hatte Hermann das nicht verstanden. Demnächst wollte Ruprecht sich für eine Stelle als Qualitätsmanager bewerben. Mit seinen über 100 Jahren Erfahrung in der Gestaltung von Geschenken und Überraschungen hatte er gute Chancen.
Am nächsten Tag wachten jedenfalls alle drei erst mittags auf. Das ging nun schon seit Jahren so. Nur lag es dieses Mal weniger an der Tour, sondern mehr an der Retrospektive bzw. der Feier am Schluss. "Was man nicht alles fürs Teambuilding tut, was?!" Sagte er gut gelaunt und stellte Ruprecht und Rudolph zwei Wassergläser mit Aspirin hin.
Auch wenn die Digitalisierung nun erstmals mit Macht Einzug gehalten hatte: Eigentlich war auch diese Tour wieder eine wie jedes Jahr gewesen. Natürlich gab es ein paar wesentliche Unterschiede. Mehr Familien (Deutschland wächst weiter), mehr Geschenke und nicht zu vergessen anspruchsvollere Texte für pädagogisch wertvolle Gespräche mit den Kindern.
New X-Mas-Present-Delivery 4.0
2020 – gleicher Termin, gleicher Anlass: Mit erhobenem Becher will Hermann einen Toast auf die erfolgreiche Saison ausbringen, als es an der Tür klopft. Davor steht ein Roboter, der einige Ähnlichkeiten mit dem bekannten Roboter "Pepper" aufweist, und hält ihm ein Geschenkpäckchen unter die Nase: "Das schickt dir die Zentrale, als Anerkennung für die hervorragende Abwicklung der diesjährigen Tour im Rahmen des Change-Programmes der New X-Mas-Present-Delivery 4.0"!", sagt "Pepper". "und ein neues Smartphone, das gehört bei euch Menschen-Weihnachtsmännern ab jetzt zur Grundausstattung, damit Ihr Euch besser koordinieren könnt!"
"Buzzword-fighting!", dachte Herman nur verächtlich, während er zurück in die Küche schlurfte. Dort stellte er fest, dass Rudolph und Ruprecht schon längst so ein Ding besaßen. Sie hatten es bei einem Wettbewerb gewonnen, von dem der Weihnachtsmann gar nichts mitbekommen hatte. Bisher hatten Sie aber immer nur Spiele darauf gespielt, wie sie unumwunden zugaben.
Die Handys blieben auf dem Tisch liegen und vibrierten von Zeit zu Zeit – aber niemand schenkte ihnen Beachtung. Viel wichtiger waren jetzt Essen, Glühwein und vor allem die Geschichten, die Hermann von seiner Tour erzählte (wobei ihn Ruprecht immer wieder ins Wort fiel). Denn Rudolph hatte Weihnachten komplett an seinem Arbeitsplatz daheim verbracht.
Mehr Zeit für die Familien
Der Weihnachtsmann erzählte u.a. von einer Familie in Bremerhaven, die schon seit Jahren nicht mehr an ihn und seinen Berufsstand glaubte. Diese Saison aber waren die Eltern den Überredungskünsten des 6-jährigen Nesthäkchens erlegen. Sie hatten ihr erlaubt, dem Weihnachtsmann einen Brief zu schreiben.
"Wie die geglotzt haben, alle Mann! Die ganze Familie war um den Baum versammelt, als ich direkt vor Ihrem Wohnzimmerfenster landete. Der Telfa setzt so weich auf, das ist ein Fest! Die Kleine kam sofort auf mich zu und warnte mich: 'Die glauben alle gar nicht an Dich! Aber jetzt bist Du ja da…' – Ich habe ihr gleich ihre Geschenke gegeben. Bei so einer Familie weiß man ja nie! Aber das Mädchen bestand darauf, dass ich das ganze Ritual abfahre... Also habe ich sie mir aufs Knie gesetzt und ausgefragt nach ihren guten und bösen Taten usw., ihr kennt das ja… Die Großeltern strahlten, ebenso die Mutter und die älteren Geschwister – nur der Vater wirkte bedrückt. Als die Bescherung vorüber war, fragte er ängstlich nach der Rechnung. Und wer denn diese Vorstellung überhaupt bestellt hätte! Der dachte offenbar, ich käme von einer Agentur oder so was."
Rudolph nahm ein Maul voll Weihnachtsheu und Ruprecht noch einen Lebkuchen (alle wurden hier in Naturalien bezahlt). "Als ich dann schließlich wieder gestartet war – ich hatte ja noch diverse Kunden auf der Liste – war es noch nicht mal 18 Uhr! Mann, war ich froh, dass ich so schnell durchgekommen bin! Nicht einmal verflogen, keine Panne und ich musste mich um nichts kümmern. Dieser komische autonome Schlitten sagt einem immer, wo man gerade ist, wie lange es noch dauert bis zum nächsten Ziel und hat sogar Dossiers zu jeder einzelnen Familie in seinem Speicher, die er automatisch öffnet und vorliest. Eigentlich klasse. Früher wurde mir beim Lesen der Notizzettel oft schlecht, so ruppig wie Rudolph manchmal unterwegs war…" (dafür erntete er einen empörten Blick von Rudolph). "So hatte ich viel mehr Zeit für die Vorbereitung und für die Familien selbst!"
"Tja," sagte da Rudolph, "ich hätte mir nie vorstellen können, dass Weihnachten ohne mich überhaupt einen Sinn ergeben würde! Aber ich bin schon froh, dass ich nicht mehr mit auf Tour muss! Von zu Hause aus kann ich viel effektiver arbeiten mit dieser ganzen neuen Vernetzung! Deine Route habe z.B. ich geplant, und auch die Dossiers habe ich eingespeist. Außerdem meinen die da oben, dass es kein Problem wäre, wenn ich mal wieder mitfliegen wollte, zumindest die nächsten Jahre. Wenn das mal erst alles läuft mit der neuen Technik, dann kann ich meine Zeit dafür frei einteilen und meine Einsätze mit dir absprechen, Hermann!" – "Also so schlecht ist es gar nicht, wenn man wieder richtig Zeit hat für die eigentlich Kunden!", sagte Ruprecht noch.
Zum Networken in die Karibik
Im nächsten Moment vibrierten wie wild ihre Handys: Weihnachtsmänner und ihre Teams aus der ganzen Welt meldeten sich, um ihre Erfahrungen mit dem "Xmas 4.0", zu teilen. So endete der Abend mit einer großartigen Net-Konferenz und dem Plan, endlich eine ganz alte Idee zu verwirklichen: Sich jeden Sommer zur Kur auf den Bahamas zu treffen und über die Entwicklungen in der United World Santa Claus Assoziation zu diskutieren. Dank der beschleunigten Prozesse hatten sie dazu jetzt endlich Zeit!
Und für die künftige vertrauensvolle Zusammenarbeit von Hermann, Ruprecht und Rudolph würden diese Treffen auf den Bahamas die Basis für ihre ansonsten virtuelle Zusammenarbeit bilden. Außerdem könnten sie sich dort neue Ideen von anderen Teams holen, um ihre Zusammenarbeit noch effektiver zu gestalten.
In diesem Sinne Ihnen allen genau die Weihnachten, die für Sie mit Erholung und "zu-sich-kommen" verbunden sind. Kommen Sie in ein vielversprechendes und vor allem friedliches 2020!