Agiles Spiel für die Teamentwicklung Drei agile Grundlagen spielerisch erleben mit Magic Maze
Sebastian Schneider vermittelt die Prinzipien agilen Arbeitens gerne spielerisch. Teams mit ersten Erfahrungen darin empfiehlt er das Brettspiel Magic Maze, das nach drei zentralen Grundlagen der Agilität funktioniert: interaktiv handeln, Zusammenarbeit im multidisziplinären Team und "Inspect and Adapt". Investieren Sie doch einmal eine halbe Stunde in eine Runde Magic Maze, um die Teamarbeit zu verbessern!
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Agiles Spiel für die Teamentwicklung Drei agile Grundlagen spielerisch erleben mit Magic Maze
Sebastian Schneider vermittelt die Prinzipien agilen Arbeitens gerne spielerisch. Teams mit ersten Erfahrungen darin empfiehlt er das Brettspiel Magic Maze, das nach drei zentralen Grundlagen der Agilität funktioniert: interaktiv handeln, Zusammenarbeit im multidisziplinären Team und "Inspect and Adapt". Investieren Sie doch einmal eine halbe Stunde in eine Runde Magic Maze, um die Teamarbeit zu verbessern!
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Magic Maze ist ein Gesellschaftsspiel, welches sich hervorragend für die Arbeit und das Simulieren agiler Praktiken und Verhaltensweisen eignet. Wenn Sie und Ihr Team bereits erste Erfahrungen im agilen Kontext gesammelt haben (z.B. agiles Arbeiten, Scrum, Kanban) und für ein tieferes Verständnis typische agile Grundlagen spielerisch erfahren möchten, lege ich Ihnen Magic Maze ans Herz: Ich selbst habe einige Male eine Viertelstunde mit Teams investiert, die danach ihre Arbeitsweise bezüglich Fähigkeiten hinterfragt, Änderungen bei Retrospektiven vorgenommen oder überhaupt einen ersten Einblick von Komplexität bekommen haben.
Magic Maze ist ein kooperatives Brettspiel, bei dem vier Helden das gleichnamige Einkaufszentrum ausrauben. Beim Deutschen Spielepreis 2017 belegte das Spiel den 9. Platz. Das Spiel bricht mit den typischen Abläufen und Gewohnheiten gewöhnlicher Spiele, weil es in Echtzeit (statt rundenbasiert) und unter Zeitdruck abläuft (Sie spielen nur 3 bis höchstens 15 Minuten), die Spieler (fast nur) non-verbal miteinander kommunizieren können und jeder Spieler alle Figuren steuern darf (aber jeder nur ein oder zwei Fähigkeiten besitzt).
Die Heldengruppe (bestehend aus Barbar, Zwerg, Elf und Zauberer) wird von bis zu acht Spielern gesteuert und erkundet gemeinsam das Einkaufszentrum, besorgt sich Ausrüstung (Waffen und Zaubertrank) und muss am Ende aus dem Einkaufszentrum fliehen. Dabei müssen alle Spieler zusammenarbeiten, da jeder nur sehr begrenzte Fähigkeiten besitzt, beispielsweise nur ein Spieler die Helden die Rolltreppen im Einkaufszentrum benutzen lassen kann.
Dieser Zusammenhang lässt sich auf den typischen Alltag vieler komplexer Projekte übertragen, der mit einer gewissen Unsicherheit verbunden ist. Das wirklich interessante an dem Spiel ist, dass es Sie dazu anregt, Ihre eigene Arbeitsweise und Gedankenwelt zu hinterfragen. Denn die Prinzipien des Spiels lassen sich wunderbar auf die Projektarbeit und die Produktentwicklung übertragen:
- Interaktiv handeln statt ausführlich planen Handeln und ausprobieren statt lange planen. Das Umfeld, in dem Sie aktiv sind, ist komplex, Sie können Ihre Spielzüge nicht planen und müssen auf die Situationen umgehend reagieren, um voranzukommen.
- Erfolg hat nur das multidisziplinäre Team. Die Zeiten sind vorbei, in denen Experten alles für sich in Ruhe analysieren und lösen konnten. Sie benötigen das Team, um etwas zu entwickeln und Wert für den Kunden zu erstellen. Heute arbeiten verschiedene Disziplinen zusammen und erreichen im Team viel mehr als die Summe der einzelnen Individuen.
- Das eigene Vorgehen reflektieren, um es zu verbessern. Sie verwenden einen festgelegten Zeitabschnitt für die Verbesserung der eigenen Abläufe. Nur durch die konsequente und regelmäßige Überprüfung Ihres Vorgehens können Sie Ihre Arbeitsabläufe auch konsequent verbessern.
Im Folgenden stelle ich Ihnen die oben genannten Prinzipien des Spiels im Detail vor und zeige Ihnen anhand eines Beispiels auf, welchen Bereich der Agilität diese Spielsituation adressieren kann. Bedenken Sie bitte: Wie beim agilen Arbeiten müssen Sie ins Tun kommen, das Spiel also tatsächlich spielen, um einen Lerneffekt zu erzielen.
Interaktiv handeln statt ausführlich planen
Fast alle Gesellschaftsspiele funktionieren rundenbasiert: Der erste Spieler würfelt, bewegt seine Figur, kämpft, kauft oder handelt und gibt irgendwann den oder die Würfel an den nächsten weiter. Die anderen überlegen sich unterdessen, was sie als nächstes tun und wie sie neue Entwicklungen für sich nutzen können.
Magic Maze ist viel dynamischer und weniger planbar: Jeder Spieler ist andauernd gefordert, alle Figuren mit den ihm zur Verfügung stehenden Fähigkeiten zu bewegen und im Sinne des gemeinsamen Ziels voranzubringen. Zudem hängen die eigenen Aktionen unmittelbar mit den Möglichkeiten der anderen Spieler zusammen. Beispielsweise hat nur ein Spieler die Fähigkeit, die Rolltreppen im Einkaufszentrum nutzen. Dazu müssen seine Mitspieler aber die Helden an den Beginn einer Rolltreppe bewegen.
Dazu kommt, dass wir uns bei Magic Maze das Spielfeld Stück für Stück erschließen bzw. erkunden müssen (vergleichbar mit Ihrem Projektumfeld). Wir starten einem Startplättchen und wie sich das Einkaufszentrum dann tatsächlich aufbaut (es kann aus bis zu 24 Plättchen bestehen) hängt ab von unbekannten Variablen.
Der Bezug zum Berufsalltag
Wir kennen sequentielles Vorgehen aus planbaren und absehbaren Projektumgebungen. Die Produktion einer Zündkerze beispielsweise ist aus Sicht der Herstellung ein Vorhaben, das Sie recht gut voraussagen können. In diesen Projektumgebungen ist dieses Vorgehen sinnvoll und berechtigt. In einem unbeständigen Markt stößt dieses Vorgehen schnell an Grenzen, da die Realität sich schnell ändert und unsere Pläne überholt.
Um in Magic Maze erfolgreich zu sein, benötigen wir statt eines sequentiellen Vorgehens das interaktive Handeln aller Beteiligten; in dem Sinne, dass sie sich gegenseitig ergänzen, da die Situation jederzeit komplex ist und keinen klaren Ablauf vorgibt. Sie müssen sich mit einem neuen Vorgehen anfreunden, damit Sie einen komplexen Rahmen überhaupt handhaben können. Den ein oder anderen Spieler wird dieses Vorgehen überfordern oder er wird es gar ablehnen, weil es ihm nicht guttut. Ähnliche Reaktionen erlebe ich immer wieder auch in agilen Transformationsprojekten in Unternehmen.
Diese Situation erfordert ein neues Denken, das Hinterfragen bisheriger Abläufe, sodass neue Ideen entstehen können. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass kein Vorgehen besser als ein anderes ist, sondern jedes Problem ein passendes Werkzeug benötigt. Da Sie in Magic Maze eben nicht wissen, was als nächstes passiert (welches Teil des Spielfeldes wird gelegt? Welche Aktion nimmt die anderen Spieler vor, etc.), benötigen Sie auch ein Vorgehen, welches zu dieser unsicheren Situation passt.
Erfolg hat nur das multidisziplinäre Team
Bei Magic Maze gewinnt das Team gemeinsam, falls es ihm gelingt, seine Fähigkeiten so zu kombinieren, dass alle Helden Ihre Ausrüstungsgegenstände finden und das Einkaufszentrum verlassen, bevor die Zeit abgelaufen ist.
Bei fast allen Gesellschaftsspielen gibt es am Ende genau einen Gewinner (oder ein Gewinnerteam, wie bei Tabu z.B.): Es gewinnt der, der die meisten Fragen richtig beantwortet, die meisten Straßen kauft, das meiste Geld oder die meisten Punkte sammelt. Dieses Schema gilt in unserer Gesellschaft auch im realen Leben: Schon Kinder lernen, dass am Ende nur einer die beste Klassenarbeit haben kann und auch im Beruf galt bis vor dem Siegeszug der Agilität, das nur einer dem Chef das beste Ergebnis liefern oder den meisten Umsatz erwirtschaften kann.
Bei Magic Maze erreicht der Einzelne nichts, weil seine Fähigkeiten begrenzt sind. Stattdessen müssen Sie (non-verbales) Teambuilding betreiben und sich mit ihren Fähigkeiten gegenseitig unterstützen. Da jeder die Figuren ständig bewegen darf, ist auch die Gefahr groß, dass man sich gegenseitig blockiert (die Figuren dürfen sich nicht überspringen).
Sie müssen untereinander schweigen, sodass der einzelne sein Wissen nicht anstandslos teilen kann. Stattdessen kann ein Spieler, der einen guten Spielzug erkennt, für den ein anderer die nötige Fähigkeit besitzt, den anderen Spieler nur allgemein dazu auffordern, etwas zu unternehmen, indem er ihm einen Spielstein hinstellt (ein sogenanntes Token).
Auf diese Art lernen die Mitspieler, als eine Art sogenannter T-shaped-Teammitglieder zusammenzuarbeiten. In solchen Teams haben alle ein breites Wissen (horizontaler Strich des "T's") und Spezialfähigkeiten (der vertikale Stich des "T's") (siehe zu diesem Thema auch "So entwickeln Sie sich zur T-shaped-Persönlichkeit").
Der Bezug zum Berufsalltag
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