
Claus Spenger
16.09.2016
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Deutschland ist bekannt als die Industrienation mit der der 99,9%-Lösung. Eine perfekte Ingenieursleistung wird uns zugetraut, aber echte Innovation? Die sucht man lieber im Silicon Valley. Dabei wollen wir doch alle schneller werden – wendiger, agiler und jederzeit bereit, auf unsere komplexe Umwelt zu reagieren. Produkte sollen schneller auf den Markt kommen, Kundenprobleme schneller gelöst werden. Genau dieser Herausforderung begegnet das Konzept des Minimum Viable Product, das wir aus der Produktentwicklung kennen.
Deutschland ist bekannt als die Industrienation mit der der 99,9%-Lösung. Eine perfekte Ingenieursleistung wird uns zugetraut, aber echte Innovation? Die sucht man lieber im Silicon Valley. Dabei wollen wir doch alle schneller werden – wendiger, agiler und jederzeit bereit, auf unsere komplexe Umwelt zu reagieren. Produkte sollen schneller auf den Markt kommen, Kundenprobleme schneller gelöst werden. Genau dieser Herausforderung begegnet das Konzept des Minimum Viable Product, das wir aus der Produktentwicklung kennen.
In der Softwareentwicklung trägt ein Minimum Viable Product beispielsweise dazu bei, dass die Zahl an Featurewünschen auf ein machbares Maß minimiert werden kann. Es geht dabei nicht darum, Prototypen oder Entwürfe zu erstellen, sondern um ein minimal ausgestattetes, aber dennoch voll funktionsfähiges Produkt, mit dem man Rückmeldungen von Seiten der Anwender einholen kann.
MVP dient als Priorisierungsstrategie, indem Funktionen, die die Zielgruppe für das Produkt begeistern, von solchen unterschieden werden, die zwar ganz nett sind, potenzielle Kunden aber nicht zum Produktkauf animieren. Nach dem Lean-Startup-Prinzip "Build – Measure – Learn" (Bauen – Messen – Lernen) wird das Produkt iterativ weiterentwickelt. Natürlich eignen sich hierfür agile Projektmanagement-Methoden sehr gut, aber man kann das Prinzip auch in einer klassischen Zeitplanung umsetzen.
Bild: Minimum Viable Product – minimal, aber brauchbar.
© InLoox GmbH
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Kann dieser Lean-Startup-Gedanke auch Großunternehmen dabei helfen, wichtige Projekte schneller und effizienter umzusetzen? Lange Projektlaufzeiten sowie eine umfangreiche Projektorganisation mit verschiedenen Gremien, organisatorischen Regelungen und hierarchischen Entscheidungsstrukturen machen solche Unternehmen häufig so wendig wie ein Tanklastschiff.
Daher lassen sich die meisten großen Firmen auch nicht in ein schlankes Startup transformieren. Doch es werden sich sicher Nischen finden, in denen sich ein Minimum Viable Project umsetzen lässt. Und wenn man Glück hat, entwickelt ein erfolgreiches Projekt eine solche Strahlkraft, dass es zur Blaupause für erfolgreiches Projektmanagement im gesamten Unternehmen wird.
Dabei stellen sich zunächst zwei Fragen: Wie viel Projektorganisation ist nötig, damit ein Projekt gelingen kann? Wie wenig Projektorganisation ist möglich? Bevor man in die Build-Phase eines Minimum Viable Projects geht, sollte man daher zunächst seine Recherche-Hausaufgaben machen. Eine anonyme Online-Befragung unter erfahrenen Projektteammitgliedern kann z.B. dazu beitragen, im Unternehmen bekannte Hemmnisse für einen zügigen Projektverlauf aufzuzeigen.
Alle erfahrenen Projektleiter werden wissen, welche Antwort am häufigsten kommen wird: Genau – die Ressourcen reichen nicht aus. Doch das Ziel eines Minimum Viable Projects ist es nicht, auf magische Weise die vorhandenen Ressourcen zu vervielfältigen, sondern das Beste aus den vorhandenen Möglichkeiten zu machen.
16.09.2016
27.09.2017
Tassilo Kubitz
12.09.2016