
Dipl.-Math. Conny Dethloff
19.01.2018
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Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum wir heute so arbeiten, wie wir arbeiten? Warum haben wir Organigramme, die für einen gewissen Zeitraum in Stein gemeißelt sind – unbeeinflusst vom Marktgeschehen? Warum gibt es einige wenige Menschen, die Entscheidungen fällen, und viele andere, die diese ausführen?
Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum wir heute so arbeiten, wie wir arbeiten? Warum haben wir Organigramme, die für einen gewissen Zeitraum in Stein gemeißelt sind – unbeeinflusst vom Marktgeschehen? Warum gibt es einige wenige Menschen, die Entscheidungen fällen, und viele andere, die diese ausführen?
Dieser Markt bot Millionen von Menschen erstmals in der Geschichte die Möglichkeit, sich ihre Wünsche und Bedürfnisse zu erfüllen. Da es sich um neues Phänomen handelte, waren diese längst nicht so ausdifferenziert, wie heute: Das Ford Modell T genügte, um Millionen von Mensch den Traum der individuellen Mobilität zu erfüllen.
Außerdem war die Kaufkraft dieser Menschen begrenzt. Gleiches galt für Ihre Möglichkeit, Angebote zu vergleichen und günstige Anbieter zu erreichen, denn es gab weder Fernsehen noch Internet, wenige besaßen ein Auto und die 6-Tage-Woche war die Regel.
Der Markt musste nicht oft erkundet werden, weshalb wir auch von einem "Verkäufermarkt" sprechen. Die Unternehmen stellten sich auf diesen Fakt ein und richteten sich komplett auf Effizienz aus. Ein Unternehmen musste funktionieren wie eine Maschine. Es galt das Motto "die Dinge richtig tun".
Schließlich war klar, was getan werden musste: Produkte entwickeln, herstellen und vertreiben, die die in der Regel bekannten Kundenbedürfnisse erfüllten. Dies musste eben nur kostengünstig und schnell erfolgen. So entstand die Idee, Spezialisten in separate Expertenteams zu verorten: Darauf entwickelten sich die verschiedenen Abteilungen wie Vertrieb, Einkauf und Logistik. Diese Idee formulierte Anfang des vergangenen Jahrhunderts Frederick Winslow Taylor aus und perfektionierte sie.
Effizienz als Mantra – auch in der Bildung
Nicht nur in Unternehmen hielt der Drang zur Effizienz Einzug: Auch wir Menschen wurden und werden sukzessive in diese Richtung sozialisiert. Erkennen lässt sich dieser Fakt sehr anschaulich an unserem Bildungswesen.
Mit Beginn der Grundschule gibt es Fächer. Das Streben nach Exzellenz in diesen einzelnen Fächern gilt als oberstes Gebot. Wir bilden unsere Kinder von Anfang an zu Experten aus.
Mit der Weiterentwicklung unserer Technologie wuchsen auch die Option en der Kunden stetig. Sie können heute nicht nur in einem größer werdenden vernetzten Raum konsumieren, wie einer Online-Plattform. Sie können jetzt auch Rezensionen zu Unternehmen und Produkten abgeben, die andere Kunden beim Kauf beeinflussen.
Das zwingt die Unternehmen, den Markt viel häufiger Wahrzunehmen und zu Erkunden. Durch die in den Unternehmen vorherrschenden Strukturen, die auf Effizienz ausgerichtet sind und nicht auf Effektivität ("die richtigen Dinge tun"), haben Menschen in Unternehmen gelernt, sich hauptsächlich um interne Dinge zu kümmern. Deswegen sind die Wertströme durchtrennt, über die das Unternehmen Werte für den Markt erzeugt. Bild 1 stellt diese These auf der linken Seite dar.
Bild 1: Funktionale und prozessuale Struktur im Vergleich.
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Komplexe Probleme löst man eben nicht in "Expertensilos". Gefragt ist Vernetzung. Die Antwort darauf ist heutzutage oft immer noch das Strukturelement "Projekt": Experten werden aus ihren Silos geholt und zu Projektteams formiert, die bestimmte Fragestellungen und Probleme bearbeiten sollen. Das Paradigma der Expertensilos bleibt damit unangetastet, was letztendlich weiterhin dazu führt, dass in den Unternehmen Komplexität unzureichend gehandhabt werden kann.
Genau dieses Dilemma haben wir in unserem Bereich BI@OTTO vor geraumer Zeit wahrgenommen und reagiert. Wir haben angefangen, konsequent in Wertströmen zu denken und zu handeln, so wie es auf der rechten Seite von Bild 1 zu sehen ist.
In unserem BI-Bereich bei OTTO arbeiten derzeit ca. 250 Menschen. Unsere Aufgabe ist, zusammen mit unseren Kollegen in den Fachbereichen, wie Vertrieb, Einkauf, Service, Logistik, Controlling etc., Probleme im Kontext von Entscheidungen und Daten zu lösen. Dafür erstellen wir BI-Produkte, wie Reports, Dashboards, Cockpits oder Date Science Modelle, die bessere, weil auf den Markt abgestimmte Entscheidungen, ermöglichen.
Diese BI-Produkte haben wir früher in Form von Projekten erstellt. Experten, wie Datenmodellierer, Reportentwickler, ETL Developer, Data Scientists etc., bildeten ein Expertenteam. BI-Produkte werden aber eben nicht in diesen Silos erstellt, sondern siloübergreifend. Um diese Experten dann zu einem Team zu formieren, benötigten wir die Struktur eines Projekts. Logisch, oder? Nein, nicht logisch, weil wir die folgenden Probleme in diesem Kontext mit dem Strukturelement "Projekt" festgestellt haben.
Diese Probleme haben bei uns dazu geführt, Projekte abzuschaffen. Projekte sind kein Selbstzweck, sondern sollen strukturgebend sein, um effektiv und effizient Wert zu generieren und zu schöpfen. Sie sind kein Naturgesetz, wie die Gravitation. Sie sind in einer Welt entstanden, in der das Mantra der Effizienz vorherrschte. In dieser Welt wurden Expertendisziplinen, wie Vertrieb, Einkauf, Logistik, Datenmodellierung, Reporterstellung, Projektmanagement etc. entwickelt und perfektioniert.
Dieses Fakt haben wir uns bewusstgemacht und uns über andere wertgenerierende Strukturen, abseits von Projekten, Gedanken gemacht. Heute, wo es eher darum geht, Effektivität und Effizienz in Einklang zu bringen, ist es essentiell, Experten dauerhaft miteinander zu vernetzen und sicherzustellen, dass Experten sich untereinander verstehen.
Welche Strukturen wir statt "Projekte" eingeführt haben, welche Schritte wir dabei verfolgt haben, sowie welche Fehler wir gemacht haben, erzähle ich in einem Vortrag auf der PM Welt 2018 in München. Nur so viel vorab als Appetitanreger. Wir haben vor vier Jahren begonnen, einfache Bilder zu malen, an denen wir einen neuen Denkrahmen aufspannten. Wir haben ein neues Führungsverständnis definiert und uns dabei auf in der Öffentlichkeit eher unbekannte Gedankengebäude, wie dem Viable System Model (VSM) von Stafford Beer und der Theory of Constraints (ToC) von Eliyahu Goldratt, gestützt.
Des Weiteren haben wir bekannte Buzzwords, wie "Agil" oder "Lean" entmystifiziert und damit handlungsleitend definiert. Wie hier unter anderem Erkenntnisse aus der japanischen Kampfkunst hineingespielt haben, dürfte Sie vielleicht ebenfalls interessieren.
Besuchen Sie doch die Konferenz und diskutieren Sie mit mir. Ich freue mich darauf.
19.01.2018
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R. Germer
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