Projektifizierung in Deutschland Mit Projekten die Zukunft gestalten – eine gesamtgesellschaftliche Analyse
Reinhard Wagner analysiert den Status Quo der Projektarbeit in Deutschland, im internationalen Vergleich und in der Gesellschaft. Lesen Sie in dieser Untersuchung, welche entscheidende Rolle Projekten im gesamtgesellschaftlichen Wandel zukommt.
Management Summary
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Projektifizierung in Deutschland Mit Projekten die Zukunft gestalten – eine gesamtgesellschaftliche Analyse
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Welche Bedeutung kommt Projekten in Deutschland im internationalen Vergleich zu? Helfen uns Projekte dabei, drängende Zukunftsprobleme zu lösen? Oder birgt die zunehmende gesellschaftliche Bedeutung von Projekten gar neue Gefahren? Fragen dieser Art drängen sich Projektverantwortlichen auf, wenn sie die aktuelle gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Situation in Deutschland betrachten. Die Vermessung der Projekttätigkeit in Deutschland durch zwei GPM-Studien im Abstand von acht Jahren liefert wichtige Erkenntnisse, um qualifiziert über diese und andere Fragen nachzudenken.
Projekte spielen schon seit Langem eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft. Allerdings gab es bislang nur wenig Informationen zu deren tatsächlicher Verbreitung und dem Einfluss, den sie auf verschiedene gesellschaftliche Bereiche haben. Mit Veröffentlichung der Ergebnisse zur zweiten makroökonomischen Vermessung der Projekttätigkeit in Deutschland im vergangenen Jahr durch die GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V. (GPM, 2023) können nun Einblicke in den Status quo der Projektifizierung und aktuelle Entwicklungen gewonnen werden.
In diesem Artikel vergleiche ich diese Ergebnisse mit denen der ersten Vermessung (GPM, 2015) sowie Erkenntnissen aus internationalen Studien. Darüber hinaus gehe ich auf die Auswirkungen der Projektifizierung für Menschen, Organisationen und die Gesellschaft ein.
Projektifizierung – was ist das?
Die Projektifizierung, also die stetig ansteigende gesamtgesellschaftliche Bedeutung von Projekten, nimmt in Deutschland aktuell weiter zu, auch wenn sich die optimistischen Prognosen der ersten Vermessung bis heute nicht bewahrheitet haben.
Insbesondere die Wirtschaft ist stark von der Projektifizierung betroffen, die öffentliche Hand und andere gesellschaftliche Bereiche hinken deutlich hinterher. Dies ist insofern bedenklich, als die steigende Anzahl und die Komplexität der Herausforderungen nur gemeinsam, im engen Schulterschluss aller gesellschaftlichen Kräfte, bewältigt werden können.
Projekte sind zur Bewältigung dieser Herausforderungen eine zweckmäßige Organisationsform, allerdings bringen Projekte nicht nur positive Effekte für die beteiligten Menschen und Organisationen mit sich, sondern auch unerwünschte, negative Begleiterscheinungen. Auf der gesellschaftlichen Ebene ist eine Auseinandersetzung mit der Projektifizierung angeraten, vor allem, um die Folgen der unerwünschten Effekte zu begrenzen. Hier sollte sich die Politik gemeinsam mit den Fachverbänden, der Wissenschaft und weiteren Expert:innen an einen Tisch setzen und eine nationale Strategie zum Umgang mit der zunehmenden Projektifizierung entwickeln.
Projekte sind nichts Neues, sie tauchen in der Menschheitsgeschichte schon seit mehreren Hundert Jahren in Erzählungen auf (Krajewski, 2004). Dennoch werden Projekte in diesen Erzählungen immer als etwas Außergewöhnliches, als Ausnahmeerscheinung, dargestellt. Mit Beginn der 1990er-Jahre nimmt die Anzahl und Bedeutung von Projekten immer weiter zu. Damals ist von einer verstärkten Projektorientierung die Rede (Gareis und Gareis, 2017).
Insbesondere in der Wirtschaft steigen die Herausforderungen im Umgang mit Projekten, und "Management by Projects" wird zur Führung projektorientierter Unternehmen entwickelt (siehe auch "Management by Projects"). Dabei steht weniger das Management einzelner Projekte im Mittelpunkt, sondern vor allem das Management einer Vielzahl von Projekten mit den hierfür notwendigen Aufgaben, Rollen und Strukturen.
Das Thema "Projektifizierung" aus Sicht der Forschung
Der Begriff "Projektifizierung" wurde maßgeblich durch Christophe Midler (Midler, 1995) geprägt, der in einem einschlägigen wissenschaftlichen Artikel seine Studien zur Rolle von Projekten beim Automobilhersteller Renault veröffentlichte. In diesem Artikel geht Midler einerseits auf die zunehmende Bedeutung von Projekten im Zusammenhang mit Produktinnovationen sowie Unternehmenswachstum ein. Andererseits beschreibt Midler die grundlegende Transformation des Unternehmens, im Zuge derer Führung, organisatorische Strukturen, Prozesse und Unternehmenskultur stärker auf Projekte ausgerichtet werden.
Seit knapp 30 Jahren beschäftigt sich die Wissenschaft nun mit den Auswirkungen der Projektifizierung auf einzelne Organisationen (Maylor und Turkulainen, 2019), Branchen (Wagner und Erasmus, 2023), die Wirtschaft (Nieto-Rodriguez, 2019) und die Gesellschaft (Lundin et al., 2015). Dabei kommen unterschiedliche Perspektiven, theoretische Ansätze und analytische Methoden zum Einsatz (Braun und Sydow, 2019). So geht der dänische Philosoph Anders Fogh Jensen (2012) sogar so weit, unsere Gesellschaft als "Projektgesellschaft" zu charakterisieren, in der das Leben aus einer Vielzahl von Projekten besteht.
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