
Tassilo Kubitz
04.10.2018
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Ihr Produkt muss zu einem fixen Zeitpunkt und gegebenen Budget fertig werden? Dennoch braucht der Auftraggeber Flexibilität? Autor Tassilo Kubitz erklärt anhand eines Praxisbeispiels, wie Sie die konträren Interessen mit einem agilen Festpreisprojekt vereinen.
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Dass Ihr Projekt zu einem bestimmten Zeitpunkt und in einem bestimmten Kostenrahmen fertig wird, ist Ihnen wichtiger als der Umfang? Der Festpreis will aber nicht passen, weil laufend neue Anforderungen dazu kommen oder bestehende Anforderungen geändert werden? Dann braucht es etwas anderes als einen Festpreis oder den Einsatz von Agilität. Aber was?
In meinem zweiteiligen Beitrag stelle ich Ihnen den agilen Festpreis vor, der einen Mittelweg aus Festpreis und agilem Vorgehen darstellt. Die Empfehlungen resultieren aus mehreren agilen Festpreisprojekten sowie einem konkreten Software-Projekt. Wie Sie mit einem Teilprojekt von Anfang an partnerschaftlich zusammenarbeiten, eine Roadmap und den Vertrag erstellen sowie laufend den größten Kundennutzen im Blick haben, erfahren Sie im ersten Teil. Im zweiten Teil finden Sie die notwendigen Instrumente und Methoden für das beschriebene Vorgehen.
Software-Projekte (z.B. Weiterentwicklung von internen oder externen Produkten / Projekten) eignen sich besonders für einen agilen Festpreis, da eine Releaseplanung möglich und damit das passende Schneiden des maximalen Mehrwerts bei fester Budgetgrenze leichter ist. Aber auch bei Organisationsentwicklungsprojekten, wie der Einführung eines neuen Geschäftsprozesses, kann ein agiler Festpreis sinnvoll sein.
Ein Software-Entwicklungsprojekt für ein Maschinenbauunternehmen hatte Anfang 2016 geendet. Es war mit klassischem Festpreis und vollem Risiko beim Auftragnehmer geplant und umgesetzt worden. Die Laufzeit hatte sich um mehr als 12 Monate verlängert und die Kosten waren durch Gewährleistungsansprüche und Nachforderungen auf etwa das Doppelte gestiegen. Das beiderseitige Vertrauen hatte gelitten. Es konnten nicht alle Anforderungen umgesetzt werden. Dem Projektergebnis, der Software, fehlte es noch an weiteren Funktionalitäten, um sie in der Breite im Markt zu positionieren. Ein weiteres Projekt sollte die vorhandenen Lücken schließen.
Zu diesem Zeitpunkt wurde mir das Projekt übertragen. Beide Seiten waren sich einig: Das gemeinsame Vorgehen muss anders gestaltet werden. Der Auftragnehmer wollte nicht alleine auf dem Risiko von Kostensteigerungen sitzenbleiben. Der Auftraggeber mahnte Termin- und Budgettreue an. Wir entschlossen, ein agiles Festpreisprojekt zu vereinbaren.
Das bedeutete konkret:
Der Entschluss für das agile Festpreisprojekt war gefasst, die übergeordneten Ziele hinsichtlich Budget, Termineinhaltung und Scope geklärt. Doch wie setzt man nun im Detail so ein agiles Festpreisprojekt auf?
Im agilen Festpreisprojekt gibt es einen operativen Lenkungsausschuss, im Folgenden das "Gremium" genannt, und einen strategischen Lenkungsausschuss, wie man ihn aus klassisch durchgeführten Projekten kennt.
Das Gremium besteht aus je einem Ansprechpartner von Auftragnehmer und Auftraggeber. Der Ansprechpartner auf Auftragnehmer-Seite sollte ein gutes Verständnis für Architekturen mitbringen. Das Gremium hat die Befugnis, innerhalb eines festgesteckten Rahmens von Budget und Funktion selbstständig Entscheidungen zu treffen, ohne den strategischen Lenkungsausschuss zu fragen, z.B. wenn es Änderungen bei einem Feature gibt. Wenn ein Feature ganz entfällt oder ein Feature ganz neu dazukommt, dann muss das Gremium den strategischen Lenkungsausschuss miteinbeziehen. Das Gremium berichtet an den strategischen Lenkungsausschuss.
In meinem Projekt setzte sich das Gremium aus dem Projektleiter des Auftragnehmers und mir zusammen.
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04.10.2018
11.12.2019
Hallo Herr Kubitz,
schöner Artikel, die Idee mit der "Zusammenarbeits-Simulation" gefällt mir sehr gut - das werde ich klauen! ;o)
Das Modell mit den Bauklötzen erinnert mich an folgendes Vorgehen, dass ich so auch schon verwendet habe. Zu jedem Feature schätzt der AG den Nutzen, z.B. auf einer Skala von 1 - 10 (1= höchster Nutzen, 10 = niedrigster Nutzen). Parallel dazu schätzt der AN die Kosten, der Einfachheit halber ebenfalls auf einer Skala von 1 - 10 (1 = niedrigste Koste, 10 = höchste Kosten). Beide Schätzungen erfolgen jeweils ohne die Kenntnis der anderen Schätzung. Danach werden die Features nach dem Produkt beider Schätzungen aufsteigend sortiert: Ganz oben stehen dann die Features mit den geringsten Kosten und dem höchsten Nutzen. Dieses Verfahren eignet sich besonders bei einer unübersichtlichen Vielfalt von Features, die man nicht leicht überblicken kann.
Herzliche Grüße,
Matthias Eberspächer
Rüdiger Geist
04.10.2018