Die Methode verwendet die Metapher der Brücke, um sachliche oder zwischenmenschliche Probleme zu bearbeiten. Die Brücke symbolisiert den Lösungsweg vom diesseitigen, problembehaften Ufer zu einem Zustand, in dem das Problem gelöst ist. Auf diese Weise stellen die Betroffenen eine Distanz zum Problem her und verlieren das Gefühl "in einer Situation festzustecken". So werden sie in ihrem Denken flexibler und können Lösungswege besser erkennen.
Der:die Moderator:in bettet zu Beginn des Workshops die Problemsituation in eine Geschichte ein. In dieser Geschichte werden im Lauf der Methode folgende Elemente eingebunden:
- Die Ausgangssituation wird als eine schwer zugängliche Landschaft voller Gefahren ("Problemstrudel", "Konfliktsumpf", "Albtraumabgrund" o.ä.) beschrieben.
- Das Team, das das Problem zu lösen hat, wird als Schicksalsgemeinschaft (Expedition in kritischer Situation, gestrandete Reisegruppe, Abenteurer in Not, …) beschrieben.
- Das Ziel ist das rettende Ufer, das die Schicksalsgemeinschaft aus ihrer aktuellen Notsituation heraus durch eine gemeinsame Kraftanstrengung erreicht hat. Dieses Ziel wird in Schritt 3 gemeinsam aus der Zukunftsperspektive heraus erarbeitet.
Bild 1: Die sieben Schritte der Methode Problemlösebrücke
Methodisch wird der Problemlöseprozess (Bild 1) aus Analyse, Zielklärung und Lösungsweg in 7 Schritte aufgeteilt:
Geschichte einführen: Die Teilnehmenden gewinnen Distanz von ihrem Problem. Sie erklären sich dazu bereit, dessen Lösung mit der Brücken-Metapher durchzuführen.
Analyse: Das Team beschreibt das fiktive Szenario und wird dabei selbst zum Teil der Geschichte. Es befindet sich nun in der Metapher und muss dort ein komplexes Problem lösen, um zu bestehen.
Soll-Zustand: Die Teilnehmenden beschreiben die angestrebte Situation, in der das Problem innerhalb der Geschichte gelöst ist. Dabei spüren sie, wie es sich anfühlt, wenn das Problem überwunden und die Lösung gefunden ist.
Lösung vorbereiten: Die Teilnehmenden begeben sich in der Geschichte auf Lösungssuche ungehindert von Blockaden in der Realität. Sie sammeln die Ideen, um sie anschließend in die Realität mitnehmen zu können.
Lösung in die Realität übertragen: Die Teilnehmenden übertragen die in der Metapher entwickelten Lösungsansätze auf das reale Problem ohne sie zu bewerten.
Maßnahmen bestimmen: Die Teilnehmenden bewerten und priorisieren die gefundenen Maßnahmen und entscheiden, welche sie ergreifen, um das Problem zu lösen.
Maßnahmen sichern: Die Teilnehmenden geben ihr Commitment zu den Maßnahmen ab und bereiten die Umsetzung der Problemlösung vor.
Schritt 1: Leiten Sie die Methode ein und erzählen Sie die Geschichte!
Betten Sie die Bearbeitung des Themas in eine bildhafte Geschichte ein. Sie können die aktuelle Situation z.B. als eine schwer zugängliche Landschaft beschreiben, die Sie passend zur Problemlage benennen können: "Problemstrudel", "Konfliktsumpf", "Interessensdschungel", "Tal der Tränen" oder ähnliches. Stellen sie das Team, welches das Thema lösen muss, als eine Schicksalsgemeinschaft dar. Beispiele dafür sind eine Forschungsexpedition oder eine Reisegesellschaft, die sich verirrt hat, Wichtig ist, dass sich die Teilnehmenden in die Situation hineinversetzen können.
Nachdem Sie die Teilnehmenden mit dem Bild vertraut gemacht haben, holen Sie deren Einverständnis für die Arbeit mit und an diesem Bild ein.
Beispiel für die Moderation einer Einführung
"Von Eurer Situation habe ich verstanden, dass Ihr hier feststeckt und nicht wisst, wie Ihr eine Lösung finden könnt. Ihr seht Euch auf der einen Seite vor herausfordernde Aufgaben gestellt und andererseits habt Ihr sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, wie diese Herausforderungen bewältigt werden können. Dies ist aber in einer solchen Situation normal. Ihr alle habt unterschiedliche Erfahrungen und unterschiedliches Wissen. Einige von Euch kennen das Unternehmen genau, andere bringen Erfahrungen aus anderen Unternehmen mit. Einige haben sich methodisches Wissen angeeignet, andere haben ihr Wissen aus praktischen Erfahrungen gewonnen. All diese Erfahrungen und all dieses Wissen ist wertvoll und hilft, eine Lösung für das Problem zu finden. Es ist aber auch der Grund dafür, dass Ihr unterschiedliche Vorstellungen von der Lösung habt.
Hinzukommen die Erwartungen von außen und Ihr selbst steht unter Zeit- und Erfolgsdruck. Der so entstandene Konfliktstrudel oder Problemsumpf droht, Euch mit hineinzuziehen. Eure Situation könnte man mit einer Expedition vergleichen, die in einem schwierigen Gelände eine Mission durchführt und dabei ein gewaltiges Hindernis überwinden muss.
Mit diesem Szenario möchte ich gerne arbeiten und mache Euch dazu den folgenden Vorschlag: Ich möchte Eure realen Probleme in dieses Bild übersetzen und dieses anschließend zusammen mit Euch weiter ausarbeiten. Dies hat den Vorteil, dass Ihr Eure Probleme aus einer Distanz betrachten und bearbeiten könnt, ohne in den Problemsumpf oder Konfliktstrudel hineinzufallen.
Bitte lasst Euch jetzt auf diesen, zugegeben recht außergewöhnlichen Weg der Lösungssuche ein.
Falls Ihr Bedenken habt oder noch weitere Erläuterungen braucht, ist jetzt die Gelegenheit dazu."