Kooperative Konfliktlösung: Wie Sie Streitigkeiten im Projekt lösen
Kooperative Konfliktlösung: Wie Sie Streitigkeiten im Projekt lösen
Differenzen zwischen Teammitgliedern zu bestimmten Sachthemen gehören zum Alltag der Projektarbeit. Entwickelt sich daraus aber ein ernsthafter Konflikt, behindert dies die Zusammenarbeit und den Projektfortschritt. Als Projektleiter sollten Sie deshalb so früh wie möglich in den Konflikt eingreifen und für Klärung sorgen. Ursachen für Konflikte können Meinungsverschiedenheiten sein, unterschiedliche Interessen oder Ziele, aber auch andere Rollen- oder Verantwortungsverständnisse. Dabei erhöhen unter anderem Zeitdruck, Überlastung, persönliche Eigenarten, unterschiedliche Arbeitsstile und kulturelle Hintergründe die Eskalationsgefahr. Konflikte sind eine alltägliche Begleiterscheinung im Projektmanagement. Sie erzeugen Stress und Frustration und sie kosten Kraft, Zeit und Geld.
Konflikte sind länger andauernde Streitigkeiten, die sowohl die Sachebene, als auch die Beziehungsebene umfassen. Wenn Konflikte nicht gelöst werden, wachsen sie stetig weiter - so lange, bis sie die Projektarbeit beeinträchtigen oder gar den Projekterfolg gefährden. Dieser Beitrag zeigt, wie Sie als Projektleiter Konflikte eigenständig lösen können.
Stufen der Konflikteskalation
Als Projektleiter haben Sie die Aufgabe, Ihr Team und das Projekt zum Erfolg zu führen. Dabei sind Konflikte Sand im Getriebe und müssen beseitigt werden. Sie gehören so schnell wie möglich auf den Tisch. Je eher Sie eingreifen, desto weniger Schaden kann ein Konflikt in Ihrem Projekt verursachen. Folgende Stufen der Konfliktentwicklung gibt es:
Stufe 1: Oft ist es nur ein Gefühl, das uns sagt: "Hier stimmt etwas nicht" - sei es, dass ein Gesprächspartner unerwartet heftig reagiert, zwischen den Zeilen Vorwürfe zu hören sind oder auf Anfragen keine Reaktion erfolgt. Gleichgültig, welche Signale Sie empfangen: Gerade dieses "Bauchgefühl" trügt selten. Noch funktioniert die Projektarbeit scheinbar reibungslos, aber die Motivation der Betroffenen hat einen Knacks abbekommen. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, für Klarheit zu sorgen. Sprechen Sie Ihre Vermutungen bei den betreffenden Personen an und versuchen Sie, zu vermitteln.
Stufe 2: Die Spannung ist mit den Händen greifbar. Der Ton nimmt an Schärfe zu. Gegenseitige Vorwürfe und Schuldzuweisungen sind an der Tagesordnung. Die Konfliktparteien sind nicht mehr rein produktiv tätig, sondern beschäftigen sich mit sich selbst. Unnötige Diskussionen, Verzögerungstaktiken und Blockadehaltungen im Team zeigen, dass viel Energie in den Konflikt fließt. Darunter leidet die Projektarbeit: Verbindliche Zusagen werden nicht mehr eingehalten, Dienst nach Vorschrift beherrscht den Alltag, Machtspiele überdecken Interessengegensätze. Scheuen Sie sich nicht, sich mit der Situation auseinanderzusetzen! Nur so können Sie Schaden vom Projekt abwenden.
Stufe 3: Die Kommunikation zwischen den Konfliktparteien ist zum Erliegen gekommen. Anstatt direkt miteinander in Kontakt zu treten, wird alles an Sie, den Projektleiter, zurückdelegiert. Sie sind gezwungen, sich mit Themen zu beschäftigen, die Ihre Mitarbeiter eigentlich selbständig bearbeiten sollten; anders schaffen Sie es nicht, das Projekt am Laufen zu halten. Das Projekt, das einmal mit einem Team begann, wird nun hierarchisch bearbeitet. Die Leistungserbringung, der Zeitplan und das Budget geraten aus den Fugen. Das bedeutet: Der Projekterfolg ist stark gefährdet. Die einzige Chance, wieder eine Zusammenarbeit des Teams zu erreichen, ist ein konstruktives Gespräch im Sinne der kooperativen Konfliktlösung.
Grundlagen kooperativer Konfliktlösung
Von kooperativer Konfliktlösung spricht man, wennalle Konfliktparteien gemeinsam an einer Lösung mitarbeiten. Dabei werden einseitige Lösungen, die nur die Interessen einer Partei berücksichtigen, vermieden. Ziel ist stattdessen eine Win-Win-Situation. Nicht der Kampf um die Positionen der Streitparteien ist der treibende Faktor, sondern die Motivation, die eigenen Interessen zu wahren.
Ausschlaggebendes Kriterium für den Erfolg einer kooperativen Konfliktlösung im Projekt ist Ihre Konfliktfähigkeit als Projektleiter. Sie sitzen am Schalthebel. Behalten Sie während der Konfliktlösung folgende Aspekte im Auge:
- Das Ziel ist es, die weitere Zusammenarbeit zu ermöglichen.
- Die Beteiligten sollen wieder handlungsfähig werden.
- Die Aktionen der Konfliktbeteiligten sollen wieder auf das Projektziel hin ausgerichtet werden.
- Es geht nicht um Vergangenheitsbewältigung - also darum, zu klären, wie alles angefangen hat. Zentrale Frage ist die derzeitige Situation und wie man mit ihr umgeht.
- Es geht nicht darum, jemandem Recht zu geben, sondern gemeinsam eine Lösung zu finden.
- Die Sichtweisen einzelner Parteien werden als gültige Meinungen von allen akzeptiert.
- Die Beteiligten suchen eine gemeinsame Basis, auf der Lösungen entwickelt werden können.
Da bei einem Konflikt die Kommunikation zwischen den Beteiligten behindert oder gar unterbrochen ist, besteht der erste Schritt zur Lösung darin, die Gesprächsbereitschaft wieder herzustellen.
Leitfaden für ein Konfliktgespräch
Für ein Konfliktgespräch entsprechend der Methodik der kooperativen Konfliktlösung gibt es klare Spielregeln für alle Beteiligten:
- Wir respektieren und wertschätzen unser Gegenüber.
- Wir akzeptieren unterschiedliche Interessen.
- Wir sind bereit, unterschiedliche Blickrichtungen einzunehmen und zu respektieren.
- Es geht nicht darum, die Gegenseite zu besiegen, sondern den Konflikt zu lösen.