Wenn weder klassisch noch agil passt Hybrides Projektmanagement in Logistik- und Produktionsplanungsprojekten
Hybrides Projektmanagement vereint die Vorteile von klassischem und agilem Projektmanagement: Einerseits fixe Termine einzuhalten, andererseits auch bei kurzfristigen Änderungen flexibel zu reagieren. Johannes Schweizer von der BLSG AG und Florian Meindl beschreiben, wie sie Logistikprojekte hybrid betreuen. In Teil 1 haben sie ihr Vorgehen bei der Projektplanung beschrieben, in Teil 2 erklären sie nun, wie sie Teams zusammenstellen und das Projekt steuern.
Wenn weder klassisch noch agil passt Hybrides Projektmanagement in Logistik- und Produktionsplanungsprojekten
Hybrides Projektmanagement vereint die Vorteile von klassischem und agilem Projektmanagement: Einerseits fixe Termine einzuhalten, andererseits auch bei kurzfristigen Änderungen flexibel zu reagieren. Johannes Schweizer von der BLSG AG und Florian Meindl beschreiben, wie sie Logistikprojekte hybrid betreuen. In Teil 1 haben sie ihr Vorgehen bei der Projektplanung beschrieben, in Teil 2 erklären sie nun, wie sie Teams zusammenstellen und das Projekt steuern.
In Teil 1 dieses Zweiteilers haben wir unser Vorgehen bei der hybriden Projektplanung erklärt. Wir planen hybrid, indem wir gemeinsam mit unserem Auftraggeber einen "klassischen" Rahmen mit Projektphasen, festgelegten Meilensteinen und einem Projektstrukturplan schaffen, innerhalb der einzelnen Projektphasen und teilweise phasenübergreifend aber agil planen. Dazu erstellen wir einen Product Backlog, der sich aus einem Project Backlog (mit übergeordneten Zielen, Prämissen, Randbedingungen oder Qualitätseigenschaften, die die gesamte Planung und damit alle Phasen betreffen) und Phase Backlogs (bekannten Anforderungen für eine Projektphase, bestehend aus notwendigen Zwischenergebnissen, Meilensteinergebnissen, funktionalen Eigenschaften etc.) zusammensetzt.
Bei der Projektsteuerung dominieren die Herausforderungen Konkurrierende Ziele und starke Abhängigkeiten innerhalb des Projektteams. Dies bedingt die Verankerung eines "Teamgedankens" über eine gemeinsame Zielvorgabe und Ergebnisverantwortung sowie einen klar definierten Modus zur Zusammenarbeit im Projektteam.
Der zweite Teil unseres Beitrags betrachtet daher zunächst die Teamzusammensetzung, anschließend basierend auf der hybriden Projektplanung den Übergang zur Projektsteuerung mit entsprechenden Events/Meetings und Controlling-Instrumenten.
Das Team richtig zusammenstellen
Bei der BLSG AG verstehen wir als Team im Kontext hybriden Projektmanagements ein Scrum-Team. Es setzt sich auch im hybriden Modell zusammen aus einem Product Owner, einem Scrum Master und einem Development Team, das wir als Planungsteam bezeichnen.
Die Besetzung des Scrum Masters und Product Owners erfolgt analog dem klassischen PM-Ansatz in der Projektplanungsphase in Abstimmung mit dem Auftraggeber. Zusammen mit dem Auftraggeber und dem Product Owner legen wir fest, welches Know-how im Planungsteam für das Projekt und welche Kapazität (Grundlast) notwendig ist. Das Planungsteam inkl. der notwendigen Kapazität wird in einem anschließenden Abstimmungstermin mit den jeweiligen Vorgesetzten festgelegt.
Product Owner
Die wichtigste Position ist die des Product Owners. Er verantwortet das Management des Product Backlogs. Indem er Anforderungen ergänzt, priorisiert und streicht, entscheidet er, WAS wann getan wird. Damit er das erfolgreich tun kann, "muss die gesamte Organisation seine Entscheidungen respektieren" (Zitat Scrum Guide). Daraus ergeben sich für uns folgende Anforderungen an die Position des Product Owners.
Der Product Owner sollte:
- das Vertrauen des Projektauftraggebers/-verantwortlichen genießen
- idealerweise disziplinarische Weisungsbefugnis über die benötigten Fachbereiche (Planungsabteilungen und Betreiber) besitzen, die Teil des Planungsteams werden – mindestens jedoch im Unternehmen (idealerweise auf allen Ebenen inkl. Shopfloor) vernetzt und respektiert sein, um als Schnittstelle zwischen den Process Ownern (Betreibern der Produktions- und Logistikprozesse) und den Planungsabteilungen fungieren zu können
- große Fachkenntnis über die Prozesse beim Auftraggeber mitbringen
- genug Zeit haben, um die Rolle auszufüllen
Der Product Owner kann im Idealfall formulieren, welche Mitglieder das Development Team haben sollte, um die gewünschten Projektergebnisse zu erzeugen. Er muss (u.U. mit Unterstützung des Auftraggebers) mit der Stamm- bzw. Linienorganisation abstimmen, dass die entsprechenden Mitarbeiter Teil des Planungsteams werden.
Unsere Auftraggeber haben meist die Anforderung an uns, zu spezifizieren, welche Know-how-Träger für die Projektabwicklung notwendig sind. Dies bedeutet, dass wir als fachliche Experten der Produktions- und Logistikplanung die notwendigen Disziplinen/Abteilungen für das Team definieren.
Scrum Master
Für den Scrum Master sieht der Scrum Guide folgende Eigenschaften vor: "Der Scrum Master ist für das Verständnis und die Durchführung von Scrum verantwortlich. Er tut dies, indem er dafür sorgt, dass das Scrum Team die Theorie, Praktiken und Regeln von Scrum einhält. (…) Der Scrum Master hilft denjenigen, die kein Teil des Scrum Teams sind, zu verstehen, welche ihrer Interaktionen mit dem Team sich hilfreich auswirken und welche nicht." Der Scrum Master beseitigt demnach Hindernisse, die das Planungsteam bremsen und verbessert damit die Leistung des Scrum Teams. Dazu ist regelmäßig auch die Eskalation über den Product Owner und den Auftraggeber notwendig.
Die Aufgaben des Scrum Masters im hybriden Umfeld erfordern:
- Know-how über agile und klassische Elemente der hybriden Projektvorgehensweise
- Einfluss auf die Organisation, um Hindernisse wirksam zu beseitigen
- Akzeptanz im Planungsteam
- Fähigkeit, einen neutralen Standpunkt einzunehmen, um unvoreingenommen Konflikte zu moderieren
Bei den Anforderungen zeigt sich, warum wir als externe Beratung diese Rolle häufig einnehmen. Alle Anforderungen durch einen internen Mitarbeiter perfekt zu erfüllen, ist schwierig. Allerdings haben wir als externe Unterstützung im Gegensatz zu einem internen Scrum Master i.d.R. eine vertraglich vereinbarte Ergebnisverantwortung, v. a. dann, wenn wir mit eigenen Mitarbeitern Know-how und Kapazität für das Planungsteam liefern. Somit ist es für uns besonders wichtig, den Product Owner intensiv zu begleiten und zu unterstützen. Das Aufgabenspektrum geht also über das eines "klassischen" Scrum Masters hinaus, damit wir unserer Ergebnisverantwortung gerecht werden können.
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