Erfolgreiche Projektmanagerinnen im Gespräch Als Frau auf dem Bau – eine ungewöhnliche Karriere
Inhalt
- "Ich habe mich nicht vergraulen lassen."
- "Im Tarifvertrag gab es noch keine Bezeichnung für mich."
- "Frauen haben sich im Auswahlprozess oft als die Besseren erwiesen."
- "Für die Baufachleute war eine weibliche Chefin eine Sensation."
- "Es ist immer wieder eine innovative Vorgehensweise gefordert."
- "Mein persönlicher Berufsweg wäre als Mutter nicht denkbar gewesen."
- "Keine Freude an der Arbeit das hält niemand auf Dauer durch."
Erfolgreiche Projektmanagerinnen im Gespräch Als Frau auf dem Bau – eine ungewöhnliche Karriere
Inhalt
- "Ich habe mich nicht vergraulen lassen."
- "Im Tarifvertrag gab es noch keine Bezeichnung für mich."
- "Frauen haben sich im Auswahlprozess oft als die Besseren erwiesen."
- "Für die Baufachleute war eine weibliche Chefin eine Sensation."
- "Es ist immer wieder eine innovative Vorgehensweise gefordert."
- "Mein persönlicher Berufsweg wäre als Mutter nicht denkbar gewesen."
- "Keine Freude an der Arbeit das hält niemand auf Dauer durch."
Die Architektin und Diplom-Ingenieurin Beate Cornils arbeitet im Baubereich, einer Branche, die von je her stark von Männern dominiert war. Anfangs ließen sie die männlichen Kollegen es so richtig spüren, dass sie eine Frau auf der Baustelle für fehl am Platz hielten. Doch Beate Cornils ließ sich nicht abschrecken und behauptete sich. Wie die PM-Expertin mittlerweile als Seniorprojektleiterin verantwortlich für den Bau des Konzertbereichs der Elbphilharmonie Hamburg dabei vorging und warum ihr die Projektarbeit auf den Baustellen so viel Freude bereitet, schildert sie anschaulich im Gespräch mit Elisabeth Wagner.
Beate Cornils
Die Diplom-Ingenieurin absolvierte ihr Architekturstudium an der Fachhochschule Kiel in der Fachrichtung Bauwesen. Mit ihrem Diplom in der Tasche stieg sie nach einem Jahr freier Mitarbeit 1985 beim Baudienstleiter Hochtief ein und arbeitete sich nach oben: von der Expertin für schlüsselfertiges Bauen in der Niederlassung Kiel, über die Projektleitung für die Hochtief-Expo-Pavillons, bis zur Leiterin Projektservice in der Niederlassung Hamburg. 2006 wurde sie als erste Frau Vorsitzende der Geschäftsleitung einer Niederlassung der Hochtief Construction AG.
Derzeit arbeitet sie als Seniorprojektleiterin des Teilprojekts "Konzert und besonderer Ort" der Elbphilharmonie Hamburg.
Elisabeth Wagner: Frau Cornils, Sie sind Architektin mit Schwerpunkt Baupraxis. Wie kam es dazu?
Beate Cornils: Zunächst hatte ich überlegt, Innenarchitektin zu werden. Nachdem ich aber in meinem Umfeld festgestellt hatte, dass Innenarchitekten hauptsächlich Ausstellungen in Möbelhäusern arrangieren, begann ich ein Praktikum bei einem Architekten und erstellte Bauzeichnungen. Nach drei Monaten stellte mein Ausbilder fest, ich könnte jetzt nicht mehr viel lernen und es wäre besser, ich würde studieren. Diesen Rat habe ich beherzigt und mich für die Baupraxis entschieden.
"Ich habe mich nicht vergraulen lassen."
Elisabeth Wagner: Das heißt, Ihr Arbeitsplatz ist weniger das Architekturbüro als die Baustelle. Wie sahen Ihre ersten Erfahrungen aus?
Beate Cornils: Im Rahmen meines Grundstudiums an der Fachhochschule Kiel musste ich ein Praktikum auf der Baustelle machen, weil ich ja keine Ausbildung in einem Bauhandwerk, etwa als Maurer oder Betonbauer, vorweisen konnte. Ein kleines Bauunternehmen gab mir eine Chance. Die Kollegen waren allerdings alles andere als freundlich. Nur wenn der Chef anwesend war, hörte ich ab und zu einen kollegialen Ton. Ansonsten ließen die Kollegen mich spüren, dass ich nicht willkommen war und dachten sich gerne kleine Schikanen für mich aus. So durfte ich z.B. das Pausenbrot nicht mit den anderen im Container einnehmen die Männer wollten unter sich bleiben. Ich habe mir nichts anmerken lassen und bin spazieren gegangen. Manchmal konnte ich bei Kalkulationen oder Abrechnungen helfen, das wurde dann immerhin als nützlich angesehen. Alles in allem war das eine sehr, sehr harte Zeit, aber ich habe mich nicht vergraulen lassen.
Elisabeth Wagner: Respekt für dieses Durchhaltevermögen! Mussten Sie noch mehr solcher Erfahrungen machen?
Beate Cornils: Als im Hauptstudium erneut ein Baustellen-Praktikum anstand, landete ich bei einem Hotelbau-Projekt des Bauunternehmers Philipp Holzmann. Dort musste ich keine Steine mehr schleppen, denn ich war unmittelbar der Bauleitung unterstellt. Die Arbeit gefiel mir so gut, dass ich während meines Studiums immer wieder dort tätig war. Nach meinem Abschluss konnte die Firma mich nicht übernehmen, weil ich Architektin war und Philipp Holzmann in Kiel nur Bauingenieure einstellte. Aber meine dortigen Kontakte halfen mir, bei Hochtief unterzukommen.
Gertrud Thoma
12.01.2011
Maier
13.01.2011