Work Life Balance

Leistung und Liebe leben

Work Life Balance

Leistung und Liebe leben

Auf einen Blick

Work Life Balance

Buchautor
Work Life Balance Expert Group (Hrsg.)
ISBN
3636011227
Verlag
redline wirtschaft
Seitenanzahl
248
Format
geb.
Jahr
2004

Berufliche Leistungsfähigkeit und private Lebenszufriedenheit in Einklang bringen - das steckt hinter dem Prinzip der "Work-Life-Balance". Denn neben Anspannung braucht man für den Erfolg auch Entspannung. Aber wie merkt man rechtzeitig, wenn das Leben außer Balance gerät und wie findet man zurück zur Ausgeglichenheit?

In ihrem Buch Work Life Balance zeigen namhafte Experten wie Hans Jellouschek, Lother J. Seiwert und Helmut Fuchs, wie jeder Mensch lernen kann, sein Leben in Balance zu halten und sein persönliches Wohlfühl-Maß zu finden. Beziehungsprobleme, gesundheitliche Störungen und Demotivation im Berufsleben sind deutliche Zeichen dafür, dass das Leben aus dem Gleichgewicht geraten ist. Ob es um Körper und Gesundheit, Arbeit und Leistung, Beziehungen und Partnerschaft oder Sinn und Werte geht - um Lebenskrisen zu vermeiden und leistungsfähig zu bleiben, sind oftmals nur kleine Korrekturen im Denken und Handeln notwendig. Die Work Life Balance Expert Group liefert wertvolle Ratschläge, die helfen, den individuellen Lebensrhythmus zu finden. Wie man sein eigener Gesundheitsexperte wird, Beruf und Familie in Harmonie bringt und die Work-Life-Balance im Unternehmen umsetzt - all das erfährt der Leser in diesem Sammelband. Abgerundet wird das Buch durch einen Test, mit dem jeder sein persönliches Balnace-Profil ermitteln kann.

(Quelle: redline wirtschaft)
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Rezension

Rezension von Dr. Georg Angermeier

Für eilige LeserInnen: Ein Weihnachtsgeschenk für Workaholics

Glauben auch Sie, dass um 17:00 Uhr erst die Hälfte des Arbeitstags vorbei ist? Geraten auch Sie am Freitag nicht in Hektik, da ja noch ganze zwei Arbeitstage bis zum Montag Zeit ist? Erledigen auch Sie am Sonntagnachmittag die eigentlich interessanten Arbeiten, da niemand stört?

Dann wird es Zeit für Sie, sich mit dem aktuellen Modethema "Work Life Balance" zu beschäftigen.

Vielleicht klingt "Modethema" zu abwertend, denn es geht um deutlich mehr als nur um einen Small-Talk-Trend gestresster Manager. Im Gegensatz zu "Simplify" und "Fish!" bietet "Work Life Balance" weder die 1000 Kochrezepte zur Bewältigung des Alltags noch die geniale Motivationsmaschine zur Überwindung des Burn-Outs.

Bettina Spangler vergleicht in ihrem Beitrag "Lebensbalance - Glück ist, was Sie daraus machen" das Leben mit einem Orchester. Der Mensch als Dirigent seiner vielen Lebensbereiche. Work Life Balance in diesem Sinne ist, mit dem Lebensorchester sein Lieblingsstück zu spielen. Und hierfür müssen alle Lebensbereiche aufeinander abgestimmt sein und harmonieren. Das Autorenteam hat vier dieser Lebensbereiche identifiziert und behandelt sie in den nächsten vier Kapiteln.

Mit einem Tabuthema beginnt Hans Jellouschek. Er schreibt zu "Beruf und private Beziehungen". Warum soll das ein Tabuthema sein? Schließlich will jede Partei die beste sein, wenn es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht. Weit gefehlt. Kennen Sie einen Manager auf dem Weg nach oben, der zur Betreuung seiner Kinder seinen Anspruch auf Elternzeit wahrgenommen hat? Ich nicht. Jellouschek ist sich bewusst, dass er hier sehr dicke Bretter bohren muss, wenn es um das wohl schwierigste aller Balance-Themen geht. Dementsprechend nähert er sich ihm vorsichtig und begründet sorgfältig seine Forderungen nach familienfreundlicheren Randbedinungen wie z.B. Ganztagsschulen. Ernüchternd freilich ist, dass die konkreten Handlungsoptionen für den/die einzelneN sehr beschränkt sind. Die dargestellten individuellen Maßnahmen sind, wie ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann, zwar durchaus relevant und können schon große Effekte bewirken, aber eine wirklich zufriedenstellende Balance zwischen Beruf und privaten Beziehungen wird es schon aufgrund der unüberwindbaren Randbedingungen in absehbarer Zeit nicht geben.

Weit realistischer erscheint da schon der nächste, von Hartmut W. Kieven vorgetragene Balanceakt zu sein: "Leistung und Arbeit: Höchstleistung durch Respekt". In einer Zeit des Stellenabbaus, des Out-Sorcings und des staatlich verordneten Lohn-Dumpings (Mini-Jobs, Ich-AG, 1-Euro-Jobs usw.) erscheint der Lobpreis der persönlichen Wertschätzung in der Arbeitsbeziehung ein wenig visionär, wenn nicht sogar weltfremd. Wenn Konzernholdings profitabel arbeitenden Unternehmen drastischen Personalabbau verordnen, da die Eigenkapitalrendite nicht im zweistelligen Bereich liegt, erscheinen die Ausführungen über die Bedeutung von Verantwortung und Vertrauen ein wenig weltfremd. Vielleicht enthalten sie aber in Wirklichkeit eine bisher nur wenig wahrgenommene Wirtschaftsprognose: All die konzeptionslos konsolidierenden Kostensparer werden bald in Konkurs gehen, während die meist mittelständischen Unternehmen mit einer menschlichen Unternehmenskultur den Wachstumsmotor in Schwung setzen. Hoffen wir mal das beste.

Kennen Sie den Sinn des Lebens? Ich kenne zumindest die Version von Monty Phyton. Nur wenig mehr Tiefgang offenbart sich mir im von Helmut Fuchs und Andreas Huber vorgestellten Reiss-Profil. Der amerikanische Psychologieprofessor Dr. Steven Reiss entwickelte einen Katalog von 16 Lebensmotiven, die unser Handeln motivieren. Das mag für sich einen richtigen und vielleicht auch wichtigen Kern enthalten, aber es erscheint mir verwegen, es als "idealen Zielfinder" oder sogar als "Wertelieferant" zu bezeichnen, wie es die Autoren in ihrer Zusammenfassung tun. Für diesen Lebensbereich möchte ich Ihnen eher die Werke von Anselm Grün ans Herz legen. Das Reiss-Profil erscheint mir eher als ein nettes Psycho-Spielchen.

 

Über "Körper und Gesundheit" schreiben Walter Kromm und Gunter Frank und begeben sich damit auf glattes Eis. Schließlich liest man in jedem Magazin über Bewegung, gesunde Ernährung und Stressvermeidung. Dennoch ist gerade die körperliche Gesundheit das wichtigste Gut, um alle anderen Lebensbereiche überhaupt wahrnehmen zu können. Insofern gehört das Kapitel unbedingt zur "Work Life Balance" dazu, aber wirklich Neues kann man hier nicht erwarten. Am erfrischendsten sind wohl die Aufforderungen, selbst zum eigenen Gesundheitsexperten zu werden und mit einer gesunden Portion Skepsis die vielfältigen Gesundheitstipps weitgehend zu ignorieren. Statt dessen geht es darum, dem eigenen Körpergefühl zu vertrauen und die Verantwortung für die eigene Gesundheit nicht zu delegieren. Wie wahr. Ich werde heute Abend noch meine obligatorischen drei Kilometer in weniger als dreißig Minuten absolvieren.

Vom "Zeitmanagementpapst" Lothar J. Seiwert stammt das Kapitel "Nicht Ihr Wollen, sondern Ihr Tun zählt". Seiwert möchte den Leser "wachrütteln." Denn schließlich verpufft der beste Ansatz, wenn man ihn nicht umsetzt. Mit 7 Schritten zu mehr Souveränität will er uns die notwendige Handlungskompetenz vermitteln, um Work Life Balance zu leben, nicht nur über sie zu lesen.

Eigentlich könnte dies ja schon reichen, zumindest für die individuelle Work Life Balance. Im letzten Kapitel über "Wer Leistung will, muss Leben fördern" geht Jana Leidenfrost noch einen Schritt weiter. Sie beschreibt, was Führungskräfte und Unternehmen dazu tun können, dass ihre Mitarbeiter auf Dauer optimale Leistung erbringen können. Weder Hamsterrad noch die Peitsche für kurzfristige Höchstleistungen sind hier die adäquaten Mittel. Nur wenn die Prinzipien der Work Life Balance auch im Ressourcenmanagement umgesetzt werden, kann das Unternehmen dauerhaft florieren.

Fazit: Work Life Balance schildert weder das Paradies noch verspricht es das Blaue vom Himmel. Es konkretisiert für den konkreten Berufsalltag, wie Privatleben, Beruf, Gesundheit und Werte nach und nach in Einklang gebracht werden können. Aber wie im richtigen Orchester steht auch bei der Work Life Balance vor der Aufführung schweißtreibende Arbeit. Das vorliegende Buch liefert hierfür erste Anleitungen.