Kreativität und Kritik passen nicht gut zusammen. Deswegen ist im klassischen Brainstorming das Kritisieren von Ideen auch strengstens untersagt. Ideen sind im ersten Schritt aber selten perfekt. Wie ein Rohdiamant müssen Ideen in der frühen Phase noch geschliffen und poliert werden. Plussing vereint Kreativität und konstruktive Kritik und kann daher vielfältig mit anderen Methoden der Ideengenerierung eingesetzt werden. Darüber hinaus kann Plussing grundsätzlich auf alle Arbeitsergebnisse angewendet werden, bei denen ein erweiterter Input erwünscht ist.
Die 3 Prinzipien des Improvisationstheaters
Das Plussing basiert auf drei Prinzipien aus dem Improvisationstheater:
Das "Ja, und …"-Prinzip
Anders als ein "Ja, aber …" signalisiert das "Ja, und …" Offenheit für die Idee und sorgt für konstruktive Kritik.
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Im Improvisationstheater sorgt dieses Prinzip dafür, dass das Stück am Laufen bleibt. Beim Plussing gilt es für beide Rollen: Der:die Feedbackgeber:in akzeptiert die Idee des:der Ideengeber:in ("Ja, und …"). Der:die Ideengeber:in akzeptiert die Kritik des:der Feedbackgeber:in und versucht, diese auf seine:ihre Idee anzuwenden.
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Ein Bühnenstück wird nur erfolgreich, wenn das ganze Ensemble funktioniert. Das gleiche Prinzip gilt auch für die Ideengenerierung. Wer sich vordrängt, um selbst im Rampenlicht zu stehen, killt Ideen im Anfangsstadium.
Beispiele
Im Folgenden wird der schrittweise Ablauf des Plussing anhand von zwei Beispielen mit unterschiedlichen Settings gezeigt.
Im ersten Beispiel befinden wir uns in einem Kreativworkshop eines Haushaltswarenherstellers. In der ersten Runde wurden zahlreiche Ideen für neue Produkte generiert und daraus eine Handvoll vielversprechende Ideen ausgewählt. Nun gilt es, diese Ideen zu verbessern.
Das zweite Beispiel spielt in der Kommunikationsabteilung eines großen Unternehmens. Gerade wurde die erste Version eines Nachhaltigkeitsberichts erstellt, der nun in einem gemeinsamen Termin überarbeitet werden soll.
Schritt 1: Legen Sie das Setup fest!
Plussing kann sowohl im Zweiergespräch als auch im Team durchgeführt werden. Gerade wenn im Team noch eine niedrige psychologische Sicherheit besteht, kann das Zweiergespräch für eine vertrauensvolle Atmosphäre sorgen. Eine Person übernimmt die Rolle "Ideengeber:in". Dies muss nicht notwendigerweise die Person sein, welche auch die Idee hatte. Die andere Person ist Feedbackgeber:in.
Das Plussing im Team sorgt dafür, dass die anderen Teammitglieder auf dem Feedback aufbauen können und Wiederholungen vermieden werden. Wie bei einem Ensemble im Improtheater spielt man sich so die Bälle zu. Auch hier stellt eine Person die Idee oder das Arbeitsergebnis vor.
Erklären Sie dem Team die Prinzipien, am besten anhand von Beispielen aus Ihrer Erfahrung. Stellen Sie ihm dann den weiteren Ablauf vor. Je nach Situation wählen Sie das passende Setting oder stimmen es mit dem Team ab. Berücksichtigen Sie dabei die Aufgabenstellung und den zur Verfügung stehenden Zeitrahmen.
Beispiele
Im Beispiel 1 teilt der Moderator die Gruppe in Zweierteams ein. Jedes Zweierteam nimmt sich einen Klebezettel von der Wand mit den ausgewählten Ideen und definiert, wer welche Rolle übernimmt.
Im Beispiel 2 verzichtet die Moderatorin auf die Gruppeneinteilung, da es sich bei dem Nachhaltigkeitsbericht um ein einzelnes, konkretes Arbeitsergebnis handelt. Allerdings braucht es auch hier eine:n Ideengeber:in. Diese Rolle übernimmt hier die Verfasserin der ersten Version.