Dot Voting wird ausschließlich in Kombination mit anderen Methoden wie z.B. Brainstorming eingesetzt. So bewerten z.B. im Rahmen eines Workshops die Teilnehmenden mithilfe von Dot Voting gesammelte Arbeitsergebnisse und wählen gemeinsam die geeignetsten für den nächsten Arbeitsschritt aus.
Für die Moderation von Gruppen aller Größe gehört Dot Voting zum Standardwerkzeug. Eine ausreichende Anzahl verschiedenfarbiger Klebepunkte gehört deshalb in jeden Moderationskoffer.
Schritt 1: Bereiten Sie das Material vor!
Wenn der Bewertungsprozess geplanter Bestandteil Ihrer Moderation ist, bereiten Sie die Materialien schon im Vorfeld so weit wie möglich vor. Wenn sich im Laufe des Workshops spontan der Einsatz von Dot Voting ergibt, können Sie zur Vorbereitung des Materials eine kurze Kaffeepause einschieben oder die Teilnehmenden miteinbeziehen.
Für das Dot Voting müssen Sie zwei Entscheidungen treffen:
- Gibt es nur eine Farbe oder gibt es für jede:n eine andere Farbe?
- Wie viele Punkte erhält jede:r Teilnehmende?
Eine, zwei oder mehrere Farben?
Wenn alle Teilnehmenden Punkte gleicher Farbe bekommen, dann anonymisiert dies die Abstimmung und reduziert die gegenseitige Beeinflussung. Zudem vereinfacht es den Ablauf erheblich, wenn man nicht zusätzlich auf die Farbverteilung achten muss. Ab zehn Teilnehmenden empfehle ich grundsätzlich, nur Punkte einer Farbe zu nehmen, da sowohl Handhabung als auch eine individuelle Auswertung mit unterschiedlichen Farben sehr aufwendig werden.
Unterschiedliche Farben für jede Person sind sinnvoll, wenn pro Option nur genau ein Punkt pro Teilnehmendem vergeben werden darf oder wenn nach dem Dot Voting noch eine Begründungsrunde durchgeführt werden soll.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass jede Person den gleichen Satz unterschiedlicher Farbpunkte erhält. Die Farbe des Punkts steht dann für eine zusätzliche Aussage. Z.B. erhält jede:r Teilnehmende vier gelbe Punkte und einen roten Punkt. Der rote Punkt drückt dann aus, dass diese Option für den:die Teilnehmer:in von besonderer Bedeutung ist. Oder Sie vergeben gleich viele rote und grüne Punkte. Die grünen drücken Zustimmung, die roten Ablehnung aus.
Wie viele Punkte?
Sie können es einfach machen und standardmäßig immer fünf Punkte an jede:n Teilnehmende:n vergeben.
Eine vielfach zitierte Faustregel besagt, dass jede:r Teilnehmende ein Fünftel der Zahl der Optionen an Punkten bekommt. Eine ggf. besser angepasste Anzahl an Punkten pro Teilnehmendem erhalten Sie aus folgenden Überlegungen.
Die passende Punktzahl wird von folgenden Faktoren beeinflusst:
- Anzahl der Abstimmenden (Kleingruppe von fünf Personen oder Großgruppe mit über 200 Personen)
- Zahl der zur Auswahl stehenden Elemente (fünf Vorschläge oder eine ganze Mindmap mit über 50 Einträgen)
- Angestrebte Anzahl der ausgewählten Elemente (z.B. die drei wirkungsvollsten Maßnahmen von zwölf vorgeschlagenen)
- Angestrebte Klarheit der Priorisierung (z.B. möglichst keine zwei gleichbewerten Auswahlmöglichkeiten)
Es hat weder Sinn, nur einen Punkt zu vergeben, denn dann können Sie direkt abstimmen, noch ist es sinnvoll, so viele Punkte an jede Person zu verteilen, wie es Auswahlmöglichkeiten gibt, da die Teilnehmenden dann nicht das Gefühl haben, entscheiden zu müssen.
Wenn Sie eine sehr scharfe Entscheidung treffen und wirklich nur die wichtigsten Optionen identifizieren wollen, vergeben Sie maximal so viele Punkte an jede Person wie Sie Ergebnisse auf der Auswahl sehen wollen.
Wenn Sie eine differenzierte Bewertung anstreben, dann können Sie bis zu 80% der Optionszahl als Punktzahl verwenden, also z.B. bei 20 Optionen erhält jede:r Teilnehme:r 0,8x20=16 Punkte. Dies führt allerdings zu langen Bewertungsprozessen, die dadurch an Spontaneität verlieren.
Wollen Sie lediglich ein Stimmungsbild einfangen, z.B. bei der Bewertung einer Mindmap in einer Großgruppe, dann genügen drei bis fünf Punkte pro Person. Ansonsten nimmt der Bewertungsprozess zu viel Zeit in Anspruch und vermindert die Energie des Gruppenprozesses.
Virtuelles Dot-Voting bei Conceptboard
25.04.2022
Ich sehe sehr oft den Nachteil, dass die eigene Entscheidung durch schon geklebte Punkte stark beeinflusst wird. Wenn Optionen schon mehrere Punkte haben, dann werden weitere Punkte eher dorthin geklebt, so dass andere Optionen benachteiligt werden.
Daher finde ich ein Voting-Tool auf dem virtuellen Conceptboard interessant. Die Varianten werden benannt (über Sticky Notes), das Voting eröffnet mit einer vorgegebenen Anzahl von Klebepunkten. Jeder Teilnehmende kann seine Punkte vergeben, dabei sieht er die anderen Abstimmungen nicht. Erst wenn der Board-Owner die Abstimmung beendet, werden die Ergebnisse für alle angezeigt.
Volker Pauling, pmtraining.de