Einsatz in der Praxis Risikomanagement konform zu SPICE
Einsatz in der Praxis Risikomanagement konform zu SPICE
Risikomanagement wird von vielen, ebenso wie Qualitäts- und Lieferantenmanagement, als eine Nebendisziplin des Projektmanagements angesehen. Diese Sichtweise ist jedoch gefährlich. Denn werden Risiken nicht beachtet, können daraus schnell handfeste Probleme entstehen. Nicht umsonst bezeichnen Tom deMarco und Timothy Blister in ihrem Buch "Bärentango" das Risikomanagement als "Projektmanagement für Erwachsene".
Praktiziertes Risikomanagement kann zwar nicht immer verhindern, dass ein Risiko eintritt. Aber es sorgt dafür, dass sich die Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadenshöhe eines Risikos nach Möglichkeit reduzieren lässt. Ist ein Risiko identifiziert und tritt dieses ein, wird das frühzeitig bemerkt. So ist es möglich, dem festgestellten Problem mit Gegenmaßnahmen zu begegnen.
Risikomanagement
Unter Risikomanagement versteht man laut ISO/IEC Guide 73, 3.1.7 "aufeinander abgestimmte Tätigkeiten zum Leiten und Lenken einer Organisation in Hinblick auf Risiko". Laut Automotive SPICE besteht der Zweck des Risikomanagement-Prozesses darin, "die Risiken kontinuierlich zu ermitteln, zu analysieren, zu behandeln und zu überwachen".
Unternehmen, die sich in Ihrer Prozessreife weiterentwickeln wollen, stützen sich oft auf gängige Reifegradmodelle wie SPICE oder CMMI. Damit sichern sie sich ihre Position gegenüber externen Auftraggebern, die oft bestimmte Reifegrade (CMMI, SPICE) für einzelne Prozesse vertraglich festschreiben.
Dieser Artikel zeigt die Grundzüge des Prozesses "Risikomanagement" nach SPICE auf. Der Leser erhält so eine Vorstellung davon, wie Risikomanagement in seinem Unternehmen aufgebaut oder in einem Projekt etabliert werden kann. Durch die Orientierung an SPICE lassen sich zum einen die Erfahrungen anderer Unternehmen nutzen, die in SPICE als Best-Practise-Modell eingeflossen sind und gleichzeitig die Anforderungen für einen Reifegrad 1 (und höher) erfüllen.
SPICE wird dabei, wie von der Norm vorgesehen, auf zweierlei Weise genutzt: Zum einen liefert es Orientierung, wie sich entsprechende Risikomanagement-Prozesse aufbauen und optimieren lassen. Zum anderen dient es im Sinne der Prozess-Assessierung dazu, das in der Praxis angewendete Risikomanagement gegen die Normanforderungen zu prüfen und Stärken sowie Verbesserungspotenziale in der praktischen Anwendung zu ermitteln.
Das von SPICE geforderte Risikomanagement ist weitgehend in Einklang mit den gängigen Risikomanagement-Methodiken, wie sie PMI oder ähnliche Vorgehensmodelle kennen.
Welche Teilprozesse gibt es?
Als Beispiel-Reifegradmodell wird hier Automotive SPICE verwendet, da es derzeit als einziges SPICE-Assessmentmodell in deutscher Sprache zur Verfügung steht. Dessen Prozess Risikomanagement stimmt inhaltlich fast vollständig mit dem des branchenunabhängigen SPICE-Assessmentmodells Teil 5 der ISO/IEC 15504 überein, so dass die Aussagen dieses Artikels auch branchenübergreifend gelten.
Die einzelnen Teilprozesse von Automotive SPICE zeigt Bild 1.