Projektschätzung zwischen Mathematik und Psychologie
Projektschätzung zwischen Mathematik und Psychologie
Treffsichere Prognosen trotz vielfältiger Einflüsse?
Es gibt keine Schätzmethode, die treffsichere Ergebnisse von Aufwand- und Kostenschätzungen garantiert. Obwohl beim Schätzen viel gerechnet wird, sind beim Zustandekommen von Schätzergebnissen oft die "menschlichen Faktoren" ausschlaggebend.
Nicht selten sind Projektschätzungen
- politisch beeinflusst.
Dahinter können unausgesprochene Ziele stecken, ein Projekt zu verhindern, zu verzögern, zu fördern, an bestimmte Bedingungen zu knüpfen oder auf andere Art zu beeinflussen. - verkäuferisch bestimmt.
Ein Bewerber könnte bewusst ein niedriges Schätzergebnis präsentieren um den Projektauftrag erst einmal zu bekommen. Später, wenn das Projekt nicht mehr abgebrochen werden kann, versucht er dann, durch Nachforderungen auf das tatsächlich erforderliche Budget zu kommen. - durch Machtunterschiede geprägt.
Es kommt durchaus vor, dass jemand in einer Machtposition Druck auf einen Schätzer ausübt. Der gibt aus Angst eine Kosten- und Aufwandschätzung ab, die dem "Mächtigen" gefällt. Offizielle Schätzzahlen können auch davon abhängen, ob der Schätzer ein schwacher oder starker Rhetoriker ist und deshalb in Verhandlungen unterliegt oder seine Vorstellungen durchsetzt. - davon abhängig, ob Schätzer und Realisierer identisch sind.
Wer später persönlich mit seiner Arbeit für die Richtigkeit der Ergebnisse einstehen muss schätzt vermutlich sorgfältiger als derjenige, der erst einmal mit einer ungefähren Schätzung den Auftraggeber überzeugen will, aber für die Projektrealisierung nicht mehr geradestehen muss. - von Neigungen zu "positivem Denken" oder zu Pessimismus geprägt.
Der Optimist geht bei seinen Schätzungen davon aus, dass alles wunderbar funktionieren wird. Er glaubt, weder Konflikte im Team noch unerwartete Nebenaufgaben oder technische Probleme könnten dazwischenkommen. Seine Schätzung ergibt andere Zahlen als die des Pessimisten, der weder der Software und der Hardware, noch den beteiligten Personen traut. - von den Erfahrungen der Schätzer abhängig.
Ein Projektschätzer kann Kosten und Zeit nur dann realistisch prognostizieren, wenn er Erfahrung mit ähnlichen Projekten und ähnlichen Umfeldbedingungen hat. Wer immer im selben Unternehmen an verschiedenen Projekten arbeitet, dem fehlt oft die Erfahrung mit ähnlichen Vorhaben. Denn Projekte innerhalb ein und derselben Firma unterscheiden sich oft stark voneinander. Ein Mitarbeiter einer Softwarefirma, der immer wieder für verschiedene Unternehmen ähnliche Projekte abwickelt, wird auf deutliche Unterschiede stoßen. Es macht zum Beispiel viel aus, ob er in einem Unternehmen der freien Wirtschaft oder in einer Behörde arbeitet.
In erschreckend vielen Projekten sind sich bereits zu Beginn die Teammitglieder sicher, dass die Zielvereinbarungen mit dem Auftraggeber auf völlig unerreichbaren Zahlen beruhen. Die Motivation von Entwicklern, die innerlich davon ausgehen, dass die Schätzungen der Projektleitung sowieso unrealistisch sind, kann nicht die beste sein. Wer legt sich da noch ins Zeug, um mit seiner Arbeit im Zeit- und Kostenrahmen zu bleiben?
Unsicherheitsfaktoren
Manches ist vor allem bei längeren Projekten auch dann nicht leicht vorherzusehen, wenn der Schätzer Erfahrungen mit ähnlichen Vorhaben und Umfeldern hat und sich weder politisch noch auf andere Art beeinflussen lässt. Unsicherheitsfaktoren sind
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