Erkenntnisse der Websession zum Managen in der Corona-Krise Homeoffice und Online-Collaboration funktionieren
Seit einigen Wochen scheint es, als sei die Welt aus den Angeln gehoben. Viele Dinge, die zuvor undenkbar schienen, wurden wegen des Corona-Virus innerhalb weniger Tage vielerorts Realität. Doch neben Unangenehmem wie Kontaktbeschränkungen gibt es auch erfreuliche Überraschungen, z.B. dass Arbeiten im Homeoffice und interaktive Online-Formate funktionieren. Die große Frage ist, was wir aus diesen Erkenntnissen machen.
Erkenntnisse der Websession zum Managen in der Corona-Krise Homeoffice und Online-Collaboration funktionieren
Seit einigen Wochen scheint es, als sei die Welt aus den Angeln gehoben. Viele Dinge, die zuvor undenkbar schienen, wurden wegen des Corona-Virus innerhalb weniger Tage vielerorts Realität. Doch neben Unangenehmem wie Kontaktbeschränkungen gibt es auch erfreuliche Überraschungen, z.B. dass Arbeiten im Homeoffice und interaktive Online-Formate funktionieren. Die große Frage ist, was wir aus diesen Erkenntnissen machen.
Was die Corona-Krise für Planung und Projektmanagement bedeutet, habe ich im Beitrag "Erfolgreich Managen in Zeiten der Corona-Krise" dargestellt. Dort gehe ich insbesondere auf die grundlegend anderen Management-Prinzipien ein, die das Management-System Effectuation empfiehlt, und empfehle die noch weitreichendere Anwendung agiler Prinzipien. Die große Resonanz in Form von Aufrufen des Beitrags und den Diskussionen bei LinkedIn und Xing darüber zeigten, dass das Thema viele Menschen interessiert.
Noch deutlicher wurde dies, als das projektmagazin und ich daraufhin kurzfristig eine Websession ankündigten: Innerhalb weniger Stunden meldeten sich 300 Teilnehmer an, sodass wir die Anmeldeliste schließen mussten. Wir entschieden uns deswegen, insgesamt drei Websessions anzubieten. Diese fanden in den vergangenen zwei Wochen statt und erhielten großen Zuspruch und sehr positives Feedback.
Interaktion und Austausch sind online auch in großen Gruppen möglich
Neben der Vermittlung meiner Ideen zum Management in Zeiten der Unsicherheit verfolgten wir damit zwei weitere Ziele: Die Websession selbst sollte deutlich machen, wie gut man auch interaktiv in Teilgruppen arbeiten kann. Zudem wollten wir ein wenig mehr über den aktuellen Status Quo zum Arbeiten im Homeoffice erfahren.
Es zeigte sich, dass auch in einer Websession ein hoher Grad an Interaktivität möglich ist: Zum einen in Form von Votings, Meinungsbeiträgen und der Abstimmung der Zusammenarbeit per Chat funktionierte der Austausch mit jeweils deutlich über 60 Teilnehmern. Auch die Aufteilung in mehrere kleine Arbeitsgruppen (getrennt nach Branchen), die eine Kreativitäts-Übung nach dem Limonaden-Prinzip der Effectuation machten, war ein voller Erfolg. Die vielen Diskussionen und Interaktionen belegen, welche Chancen selbst die vertrackte Corona-Situation bietet.
Homeoffice funktioniert besser als oft angenommen
Ebenso positiv überrascht sind wir von den Ergebnissen der in den Websessions durchgeführten Befragungen. Zwar arbeiten aktuell lediglich 6% der Teilnehmer "weiter vor Ort", während sich über drei Viertel ausschließlich im Homeoffice befinden (die restlichen 18% arbeiten teilweise im Homeoffice).
Trotzdem gab nur gut die Hälfte an, dass sich ihre tägliche Arbeit durch die Krise grundlegend bzw. sogar sehr grundlegend verändert hat. Immerhin 43% haben den Eindruck, dass sich ihre Arbeitsweise wenig bis gar nicht verändert hat.
Besonders interessant: Die Frage, wie sehr die Qualität der Zusammenarbeit unter diesem hohen Anteil an Homeoffice-Arbeit gelitten hat. Überraschender Weise war das Ergebnis fast neutral. Nur 23% der Befragten empfinden die aktuelle Situation als "schlechter" oder gar "deutlich schlechter", während 17% die Situation sogar besser bzw. 4% "deutlich besser" empfanden.
Dies scheint mir eine durchaus bemerkenswerte Verteilung. Die Sorge um die Qualität der Zusammenarbeit war schließlich vor der Corona-Krise ein typisches Argument für die Begrenzung oder den Ausschluss der Heimarbeit. Dieses Argument scheint angesichts der dargestellten Zahlen so pauschal kaum mehr haltbar. Interessant wäre es, die Umfrage nach ein oder zwei Monaten zu wiederholen, wenn Prozesse angepasst und verteilte Teams selbstverständlicher geworden sind – oder auch, um zu sehen, ob manche Unternehmen die Uhren im Zuge der Lockerung der Auflagen wieder zurückgedreht haben.
Wird die Corona-Krise zum "Sputnik-Schock" für die Digitalisierung?
Sicher ist die in den Websessions abgefragte Meinung nur ein Mosaik-Stein und kaum repräsentativ. Denn die Teilnehmerzahl war mit 150 überschaubar und die Stichprobe besteht vor allem aus Lesern der projektmagazins und von "Process and Project", die freiwillig an einer Online-Veranstaltung teilnahmen. Zudem beruhen die Antworten auf Selbstauskunft
Dennoch bestätigen die Ergebnisse die vielfach formulierte Vermutung, dass gerade in Bezug auf die virtuelle Zusammenarbeit die Welt nie wieder in den Zustand von vor der Corona-Krise zurückkehren wird.
Nach der erfolgreichen interaktiven Websession und den Umfrageergebnissen scheint die Hoffnung berechtigt, dass die Chancen interaktiver Online-Arbeit auch bei größeren Gruppen sowie die Möglichkeiten des Homeoffice zukünftig umfassender und besser verstanden und genutzt werden.
Meine Hoffnung ist nun größer, dass die Corona-Krise das Zeug zum "Sputnik-Schock" für Digitalisierung und moderne Management-Methoden in Deutschland hat.