Projektkrisen überwinden Individuelle Lösungen für Krisen in Digitalprojekten

Individuelle Lösungen für Krisen in Digitalprojekten

Digitalprojekte – seit Jahren auf dem Vormarsch und durch Corona für viele Unternehmen aktuell überlebensnotwendig. Doch was tun, wenn das Projekt in einer ernsthaften Krise steckt? Jens M. Woehe gibt Tipps zur Rettung von Digitalprojekten.

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Digitalprojekte – seit Jahren auf dem Vormarsch und durch Corona für viele Unternehmen aktuell überlebensnotwendig. Doch was tun, wenn das Projekt in einer ernsthaften Krise steckt? Jens M. Woehe gibt Tipps zur Rettung von Digitalprojekten.

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Digitalprojekte werden immer schneller eingeführt, organisatorisch und technologisch komplexer und dadurch auch anfälliger für Krisen. Wenn sie als Krisenprojekt bei der obersten Geschäftsleitung aufschlagen, dann stecken sie oftmals wirklich tief in der Krise. Die Zeit läuft, jeder Tag Golive-Verschiebung kostet viel Geld.

Aber schnell die Kuh vom Eis zu kriegen, das funktioniert in den seltensten Fällen. Dafür sind Krisenprojekte oftmals in mehreren Dimensionen (z.B. ein zu starres Projektmanagement-Konzept gepaart mit zu viel Administration, schlechter Kommunikation der Projektpartner:innen und divergierenden Projektzielen) zu festgefahren. Und: Krisenkonzepte von der Stange funktionieren auch nicht, denn in der Regel hat sich die Gesamtlage in einen schwierigen Problemkomplex verwandelt.

Und was die Lösung noch schwerer macht, ist, dass wir es im Digitalgeschäft in aller Regel mit kalten und latenten Dauerkrisen zu tun haben. Prinzip Wassermelone: Von außen scheint alles im "grünen Bereich" zu sein, doch innen leuchtet es feuerrot. Symptome davon sind vorgeschobene Sachlichkeit und wenig offene Diskussion. Digitalisierung hat modern und kreativ zu sein und deshalb wird wie bei vielen Veränderungsprojekten auch in der Digitalbranche über Probleme öffentlich nicht gerne geredet.

Seit Ende der 90er Jahre gibt es gerade im Bereich der IT-Großprojekte zahlreiche Studien und Erfahrungen (z.B. Diebold Management Institut, Universität Oxford / McKinsey 2014). Internationale Beratungsfirmen sprechen davon, dass 70% aller großen und unternehmensweiten Digitalprojekte mit hohem Veränderungsgrad im ersten Anlauf scheitern oder nicht annähernd ihre gesetzten Projektziele erreichen. Ganz zu schweigen von den internen Krisenprojekten, die nicht großartig im Unternehmen bekannt sind und damit "unterhalb des Radars fliegen". Die werden dann von den Projektinitiatoren geräuscharm entsorgt. Da haben auch agile Projektformen und New Work substanziell nichts geändert.

In der Regel muss bei "richtigen" Projektkrisen an ziemlich vielen Stellschrauben (Ressourcen, Budget, Zeitrahmen, Softfacts etc.) gedreht werden, um den Turnaround zu schaffen. Dies sowohl auf der Arbeitsebene im Projekt und auch auf Seite des Managements bzw. des Auftraggebers.

Mit diesem Beitrag möchte ich eine Unterstützung zur Einordnung von Digitalprojekten geben und interdisziplinäre Ansätze aufzeigen, wie Projektkrisen solcher Projekte überwunden werden können. Die vorgestellten Lösungsstrategien beinhalten Überlegungen und Sichtweisen aus vielen Disziplinen: IT, Projektmanagement, Personal, Controlling und auch der Psychologie.

Wie sollte man in Projektkrisen vorgehen?

Es kommt auf den Typus des Digitalprojekts an. Je nach Projektportfolio, IT-strategischer Bedeutung, Vorgehen (agil, hybrid oder klassisch) und technologischer und organisatorischer Projektkomplexität führen völlig unterschiedliche Lösungsansätze in Krisensituationen zum nachhaltigen Erfolg.

Für das Risiko- und Krisenmanagement von Digitalprojekten strukturieren die betreffenden Projekte entlang von zwei Dimensionen:

  1. Digitaler Innovationsgrad: Der digitale Innovationsgrad stellt die Größe des Innovationssprungs dar, den die Technologien für die am Digitalprojekt beteiligten Unternehmen bedeuten.
  2. Projektkomplexität: Hier sind nicht nur die rein organisatorischen Herausforderungen, sondern auch die soziale Projektkomplexität gemeint. Diese drückt sich über viele Kriterien aus, wie z.B. die Anzahl und Heterogenität der an dem Digitalprojekt beteiligten und betroffenen Personen, Organisationsgruppen und Projektpartner:innen oder die Komplexität der fachlichen Anforderungen, die sich aus den Markt- und Geschäftsprozessen ergeben sowie die strategische Bedeutung des Projekts für den Unternehmenserfolg.

Wenn man nun diese beiden Dimensionen "Digitaler Innovationsgrad" und "Projektkomplexität" nimmt und eine Vierfelder-Matrix mit den Ausprägungen "niedrig" und "hoch" bildet, dann lassen sich alle Digitalprojekte, die wir aus der Praxis kennen (IT-Infrastrukturprojekte, SAP HANA Migration, Projekte im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) etc.) in vier Grundtypen von Digitalprojekten einteilen:

  1. "Standard"
  2. "Akzeptanz"
  3. "Pionier"
  4. "Disruptor"

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