Die Kartenabfrage kann auch für sich allein eingesetzt werden, z.B. wenn im Rahmen einer Besprechung schnell Vorschläge für eine Entscheidung benötigt werden. In den meisten Fällen ist die Kartenabfrage aber entweder Bestandteil einer umfangreicheren Methode oder dient dazu, Input für eine andere Methode bereitzustellen.
Für den spontanen Einsatz sollten in Besprechungszimmern stets einfache, rechteckige Moderationskarten in ausreichender Zahl sowie passende Faserschreiber vorhanden sein. Für den geplanten Einsatz in einem Workshop sollten Sie bewusst die weitergehenden Möglichkeiten der Kartenabfrage prüfen, die Sie mit unterschiedlichen Farben und Formen der Karten und verschiedenen Abläufen des Ausfüllens und Zusammentragens erreichen können. Im Folgenden beschreibe ich die Grundlagen der Kartenabfrage; in den Abschnitten "Varianten" und "Praxistipps" erfahren Sie weitere Möglichkeiten.
Bereiten Sie die Kartenabfrage vor!
Eine Warnung vorab: Nur deshalb, weil es sich ja "nur" um das Ausfüllen von ein paar Karten handelt, sollten Sie diese Methode nicht weniger sorgfältig vorbereiten und durchführen als alle anderen Schritte Ihres Moderationsprozesses oder Workshops.
Die Kartenabfrage liefert Ihnen und Ihrem Team die Basis für die weiteren Schritte. Was hier verpasst wird – z.B. zu frühes Aussortieren scheinbar irrelevanter Beiträge oder falsche Zusammenstellungen – hat massive Auswirkungen auf spätere Schritte und ist nur schwer zu korrigieren.
Klären Sie zunächst folgende Fragen hinsichtlich der anzuwendenden Methodik:
- Ist es sinnvoll, dass erkennbar ist, wer den Beitrag eingebracht hat? Wenn ja: Soll dies auf der Vorderseite der Karte oder auf der Rückseite gekennzeichnet werden?
- Sollen die Teilnehmenden beim Beschreiben der Karten auch bereits ihre persönliche Einschätzung der Priorität ihres Beitrags ausdrücken? Dies kann z.B. durch die Farbskala gelb-orange-rot ausgedrückt werden, wobei rot für "besonders wichtig" steht.
- Gibt es ein Schema, in dem die Beiträge formuliert werden sollen? Z.B. das Schema "Substantiv-Verb" für eine Funktion oder das Schema "SMART" für ein Ziel.
- Sollen die Teilnehmenden bereits eine erste Kategorisierung ihrer Beiträge vornehmen, z.B. bei der Risikoidentifikation rote Karten für Bedrohungen und grüne Karten für Chancen?
- Sollen zunächst alle jeweils für sich Ideen sammeln, um zurückhaltende Personen zu eigenständigen Beiträgen zu ermutigen, oder soll die Ideensammlung von Beginn an in der Gruppe erfolgen, damit sich die Teilnehmenden gegenseitig anregen?
Bei Online-Meetings mit einem virtuellen Whiteboard sollten Sie zusätzlich folgende Punkte überlegen:
- Verfügt das gewählte Whiteboard über die benötigten Funktionen? Z.B. Farb- und Formgestaltung der Karten, Identifizierung der Ersteller:innen, Möglichkeiten zur Weiterbearbeitung wie Kommentierung oder Punktbewertung.
- Ist allen Teilnehmenden das Arbeiten mit dem eingesetzten Whiteboard geläufig?
- Verfügen alle Teilnehmenden über ausreichend große Bildschirme, sodass sie stets die gesamte Arbeitsfläche sehen können?
Bereiten Sie dann die für Ihren Einsatzzweck benötigten Materialien vor und sorgen sie für ausreichendes Backup. Ich erlebe immer wieder, dass die kreative Gruppenarbeit behindert oder sogar blockiert wird, nur weil die einfachsten Vorbereitungen nicht durchgeführt wurden. Wenn eine Gruppe z.B. fünf Minuten darauf warten muss, bis funktionierende Stifte gefunden wurden, um ihre spontanen Assoziationen zu einer provokanten Fragestellung zu notieren, sind die Beiträge eben nicht mehr spontan.
Überlegen Sie einen Ablageort (ein "Archiv") für aussortierte Karten. Möglich ist z.B. eine eigene Moderationswand, an der diese aussortierten Karten nebeneinander befestigt werden, sodass sie immer noch präsent sind und bei Bedarf wieder aus dem Archiv geholt werden können.