Working Out Loud bei der BMW Group Was agile Projektteams von einer Graswurzelbewegung lernen können
Seit 2016 beschäftigt sich die IT-Projektleiterin Ilona Libal bei BMW intensiv mit dem Einsatz von Working Out Loud im Unternehmensumfeld. Aus dieser Erfahrung liefert sie fünf Bausteine für die erfolgreiche Einführung von Working Out Loud. Zudem zeigt sie, wie diese Vorgehensweise bei der Einführung der agilen Arbeitsweise im Unternehmen hilft.
Working Out Loud bei der BMW Group Was agile Projektteams von einer Graswurzelbewegung lernen können
Seit 2016 beschäftigt sich die IT-Projektleiterin Ilona Libal bei BMW intensiv mit dem Einsatz von Working Out Loud im Unternehmensumfeld. Aus dieser Erfahrung liefert sie fünf Bausteine für die erfolgreiche Einführung von Working Out Loud. Zudem zeigt sie, wie diese Vorgehensweise bei der Einführung der agilen Arbeitsweise im Unternehmen hilft.
Seit 2016 beschäftige ich mich intensiv mit dem Einsatz von Working Out Loud im Unternehmensumfeld. Aus dieser Erfahrung heraus habe ich folgende fünf Bausteine für die erfolgreiche Einführung von Working Out Loud identifiziert:
- Schaffe eine Basis – teile Dein Wissen und suche Dir Gleichgesinnte.
- Kremple die Ärmel hoch und lege los – sorge dafür, dass Deine Ideen Wirklichkeit werden.
- Hole das Management ins Boot und sichere Dir die Unterstützung von ganz oben.
- Werde zum Vorbild für andere und sei die Veränderung, die Du Dir im Unternehmen wünschst.
- Berichte von Deinen Erfolgen und werde so sichtbar für Entscheider, aber auch Kollegen, die ebenfalls etwas ändern möchten.
Diese Vorgehensweise kann auch helfen bei der Einführung der agilen Arbeitsweise im Unternehmen, wie ich im Folgenden darlege.
Parallelen zu Agile
Als langjährige IT-Projektleiterin war ich schon vor meiner aktuellen Tätigkeit bei der BMW Group davon überzeugt, dass wir die komplexen Themen, mit denen wir konfrontiert sind, nur lösen können, wenn wir alle uns intrinsisch motiviert engagieren, ganz in unseren Aufgaben aufgehen und die Möglichkeit bekommen, uns mit unseren Interessen und Fähigkeiten einzubringen. Also ganz so, wie es die Arbeitsmethode der Stunde, agiles Arbeiten, verlangt.
Ich begrüße es deshalb sehr, dass vielerorts die Management-Ebenen die Bedeutung agiler Prinzipien erkannt haben und sie als neuen Teil der Unternehmenskultur vorgeben. Allerdings möchte ich drauf hinweisen, dass man agiles Arbeiten nicht von oben verordnen kann. Das ist meiner Meinung nach zum Scheitern verurteilt. Wir müssen zuallererst Menschen informieren, motivieren und so ihr Commitment gewinnen. Genau dafür eignet sich "Working Out Loud" (kurz WOL).
WOL schlägt Wurzeln bei BMW
Auf diese Methode stieß ich Anfang 2016, als ich bei der BMW Group einen Bedarf an mehr Freude und Zufriedenheit erkannte. Working Out Loud dient der zielgerichteten Vernetzung, die Kooperation und Zusammenarbeit fördert sowie die eigene Arbeit sichtbar macht. Damit gewinnt der Einzelne bessere Ergebnisse und mehr Sinn in seinem Tun. Dadurch wird ein Unternehmen agil, innovativ und verbessert die Qualität der Zusammenarbeit.
Damals hatte der US-Amerikaner John Stepper WOL gerade erst entwickelt. In Deutschland verbreitete sich dieses Konzept in Form einer Graswurzelbewegung – und wir wurden schnell ein Teil davon. Wir, das waren meine vielen Mitstreiter und ich, die ich mir – ganz im Sinne von Working Out Loud – im Unternehmen gesucht hatte und die meine Überzeugungen im Hinblick auf eine engere Zusammenarbeit teilten.
Gemeinsam luden wir John Stepper im Sommer 2016 zum Vortrag nach München ein. In der Reihe "Innovatives Arbeiten mit Working Out Loud" organisierten wir drei Veranstaltungen für je 500 Teilnehmer. Die Plätze waren jeweils innerhalb von zehn Minuten ausgebucht. 2.700 Mitarbeiter waren auf der Warteliste.
Wir beobachteten, wie John die Teilnehmer mit seiner Idee nicht nur motivierte, sondern im Herzen berührte. Offenbar traf Working Out Loud einen Nerv – und schlug sofort Wurzeln bei der BMW Group. Mittlerweile wird WOL in vielen Unternehmensbereichen praktiziert: in der Vorproduktion, der Entwicklung und natürlich in der IT.
So starten Sie mit WOL
Heute bin ich ehrenamtlich als Referentin und Mentorin für Working Out Loud tätig. Dabei begleite ich Kolleginnen und Kollegen, die mitbekommen haben, wie viel Freude und Erfolg das Vorgehen nach Working Out Loud bringt und die nun den ersten Schritt gehen wollen.
Dieser besteht in der Teilnahme an einem WOL-Circle mit fünf Teilnehmern über zwölf Wochen. Die Gruppe sollte sich fach- und funktionsübergreifend zusammensetzen – je diverser, umso besser.
Am Anfang steht ein Ziel, das dem Circle-Mitglied am Herzen liegt. Das kann ein privates Vorhaben (z.B. die erste Teilnahme an einem Marathon) ebenso sein wie ein berufliches Ziel (sich darin zu verbessern, Inhalte visuell zu präsentieren). Wichtig ist nur, dass man intrinsisch motiviert ist, also kein rein vernunftgetriebenes Ziel verfolgt.
WOL trägt den Keim der Veränderung in sich
Die meisten wählen sich anfangs ein persönliches Ziel. Trotzdem folgen auch daraus häufig Veränderungen im beruflichen Umfeld. Denn die Art, wie man in den zwölf Wochen im WOL-Circle kooperiert und sich austauscht, verändert die Teilnehmer, ihre Art zusammenzuarbeiten und sich zu vernetzen: großzügiges Geben in lebendigen Beziehungen statt oberflächlichem Networking.
Menschen wachsen über sich hinaus und entwickeln Fähigkeiten, die sie nie für möglich gehalten hätten. Menschen lernen, über ihre Arbeit zu sprechen, andere auf sich aufmerksam zu machen und Sichtbarkeit für sich und andere zu schaffen.
Working Out Loud Circles finden außerhalb der Projekte statt und dienen der bereichsübergreifenden Vernetzung. Ich habe jedoch festgestellt, dass Mitarbeiter sich beim agilen Arbeiten deutlich leichter tun, wenn sie Working Out Loud praktizieren bzw. dieser Methode offen gegenüberstehen. So verlangt beispielsweise das Arbeiten mit Scrum genau die Art von vernetztem, übergreifendem Denken, das WOL trainiert.
Die WOL-Community wächst und gedeiht
Auch andere Großunternehmen setzen auf Working Out Loud, um agile Arbeitsmethoden einzuführen: Für einen besseren Austausch untereinander haben wir eine WOL-Community of Practice gegründet (AUDI, BMW, Bosch, Continental, Daimler, Deutsche Bank, Deutsche Telekom und Siemens). Die Initiative wurde mit dem HR-Excellence Award ausgezeichnet.
Auf der PM Welt 2019 stelle ich gemeinsam mit Melanie Kuhlmann anhand vieler Praxisbeispiele und Erfahrungen vor, was agile Projektteams von dieser Graswurzelbewegung lernen können. Ich freue mich sehr, wenn wir uns am 15. Mai in München persönlich kennenlernen und über unsere Erfahrungen diskutieren.