Radikaler Neustart Der neue PMBOK Guide 7 – ab jetzt alles ganz anders!

Der neue PMBOK Guide 7 – ab jetzt alles ganz anders!

Der neue PMBOK Guide 7 wagt einen radikalen Neuanfang: Die vom Project Management Institute (PMI) herausgegebene Richtlinie ersetzt Prozessmodell und Wissensgebiete durch Prinzipien, Ausrichtung auf Nutzwert und Leistungsbereiche.

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Radikaler Neustart Der neue PMBOK Guide 7 – ab jetzt alles ganz anders!

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Der neue PMBOK Guide 7 wagt einen radikalen Neuanfang: Die vom Project Management Institute (PMI) herausgegebene Richtlinie ersetzt Prozessmodell und Wissensgebiete durch Prinzipien, Ausrichtung auf Nutzwert und Leistungsbereiche.

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Das US-amerikanische Project Management Institute (PMI) versteht sich als weltweit führender Fachverband für Projektmanager:innen. Seit 1996 gibt es den "Guide to the Project Management Body of Knowledge" heraus, besser bekannt unter dem Namen "PMBOK® Guide". Dieser wird kontinuierlich mit dem Feedback der Community weiterentwickelt, sodass ca. alle vier Jahre eine neue Ausgabe erscheint. Im Juli 2021 erschien nun die siebte Version, zunächst als Download für die Mitglieder des PMI und kurz darauf in Buchform (sowohl gedruckt als auch als E-Book) im freien Verkauf. Die vollständige Bezeichnung lautet: "A Guide to the Project Management Body of Knowledge PMBOK® Guide Seventh Edition and The Standard for Project Management. ANSI/PMI 99-001-2021". Im Folgenden verwende ich die Kurzbezeichnung "PMBOK Guide 7" – auch wenn dies nicht ganz präzise ist, wie Sie sehen werden.

Adieu Wissensgebiete und Prozesse

Das Wichtigste gleich an erster Stelle: Das Besondere am PMBOK Guide 7 ist die völlig neue Struktur und der komplette Bruch mit der alten Logik. Diese war seit 1996 geprägt von den Prozessbeschreibungen, die nach Wissensgebieten (Knowledge Areas) und später zusätzlich nach Prozessgruppen (Process Groups) gegliedert waren. Genau diese Wissensgebiete, Prozesse und Prozessgruppen sind nun nicht mehr im Buch zu finden.

Wer sich dem Thema "PMBOK Guide" ohne Vorkenntnis nähert, hat wahrscheinlich weniger Verständnisprobleme mit der neuen Version als Kenner der Materie, wie z.B. die weltweit über eine Million PMPs – die nach PMI zertifizierten Project Management Professionals. Diese werden wahrscheinlich die berühmten Wissensgebiete vermissen. Die Wissensgebiete sind weder versteckt noch umbenannt worden, sondern tatsächlich nicht mehr da. Mit ihnen verschwanden auch die Prozesse aus dem PMBOK Guide, die ja in Summe das jeweilige Wissensgebiet ausgemacht hatten.

Das PMI begründet diese Neugestaltung damit, dass sich der PMBOK Guide den wandelnden Ansprüchen anpasst und nun zeitgemäß strukturiert ist. Was aber versteht das PMI konkret unter "zeitgemäß"? Ganz offensichtlich ist damit die Agilität gemeint – dies wird aber nicht explizit so formuliert. Seit dem PMBOK Guide 5 gab es bereits Versuche, dieses Thema zu integrieren. Diese waren meiner Meinung nach gut gemeint, aber nicht gut gemacht. Da fanden sich ein paar agile Schlagworte, die jedoch in der nachfolgenden Beschreibung des Wissensgebiets nicht weiter vertieft wurden.

Bis dato galt das PMI für viele als "Wasserfall-Projekt-Organisation", wozu ein fast 1000 Seiten starker PMBOK Guide (6. Ausgabe) beitrug, der schon rein vom Anblick her alles andere als schlank und elegant war. Inhaltlich prägten Methoden wie Netzplantechnik und Earned Value Management, aber eben auch ein detailliertes Prozessmodell diesen Eindruck.

Traditionell – hybrid – agil? Egal!

Hätte PMI sich entschlossen, dieses "Schlachtfeld" Wasserfall vs. Agile weiter zu bedienen, wären die Niederlage gegen den Zeitgeist und damit der Weg in die Bedeutungslosigkeit wohl wahrscheinlich gewesen. Der PMBOK Guide 7 verfolgt nun einen ganz anderen Ansatz. Die Frage ist nun nicht mehr "Agile oder Wasserfall". Die Frage ist nun vielmehr: "Wie kann ein System implementiert werden, das den Stakeholdern den gewünschten Nutzen liefert?"

Es wird daher mit dem neuen PMBOK Guide auch gar nicht erst versucht, irgendwie eine Brücke zwischen agilen und nicht agilen Umgebungen zu bauen. So, wie es im PMBOK Guide 7 keine Wissensgebiete mehr gibt, so gibt es auch keine "Glaubensrichtungen" mehr. Es gibt sinnvolle Ansätze je nach Aufgabenstellung. Wichtig ist aber die Aufgabenstellung, nicht der Ansatz.

Meiner Meinung nach ist dies ein ziemlich radikaler Schnitt mit einer sehr erfolgreichen Vergangenheit. Auch wenn dies dem Zeitgeist nicht entspricht: Der agile Ansatz hat neben all seinen Vorzügen auch seine klaren Nachteile. Bei einigen Projekttypen ist es meiner Einschätzung nach sogar kontraproduktiv, nicht planbasiert, sondern in iterativen Zyklen vorzugehen.

Meilenstein oder Rohrkrepierer?

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Alle Kommentare (3)

Thomas
Walenta

Sehr gute Übersicht über Inhalt, Struktur und mögliche Auswirkungen des neuen PMBoK Guide ed7.
Zumindest hat PMI die Spannung erhöht wohin es mit dem PMP und den betrieblichen PM Methoden geht, die bislang weitgehend auf den Vorausgaben des Guides beruht haben.

Vielleicht ist es auch ein wenig der Versuch, neuen Ankömmlingen im Projektmanagement das Aufholen zu erleichtern.

Thomas, Chapeau!

Das mit den betrieblichen Methoden ist wirklich spannend - auch weil es "vorher" scheinbar so einfach war. Scheinbar, denn oftmals sind nur die Prozessüberschriften oder die Artefakte namentlich übernommen worden. Wenn ich denke, wie viele Project Charter ich gesehen habe, die in Wirklichkeit eher Scope Statements waren oder gar schon Projektmanagementpläne. Alles unter dem Namen PMBOK compliant. Wir werden sehen - vielleicht gibt es hier im projektmagazin schon bald die erste Vorstellung einer PB7-basierten eigenen Methode?

Kurt
Lehberger

Jetzt bin ich gespannt auf das neue Buch, PMBOK 7te Ausgabe, und werde es lesen. Danke