Interview mit David Kremer, Fraunhofer IAO und Dieter Hirsch, IBM Deutschland: Es geht darum, Kosten zu senken
Interview mit David Kremer, Fraunhofer IAO und Dieter Hirsch, IBM Deutschland: Es geht darum, Kosten zu senken
Am 27. November 2003 findet das 3. PM-Forum der GPM Baden-Württemberg in Stuttgart-Vaihingen statt. Thema ist "Erfolgsfaktor Projektpersonal - finden und fördern, für mehr Leistung und Gewinn". Petra Berleb hat diese Veranstaltung zum Anlass genommen, um Antworten vom Tagungsleiter, Dipl.-Inf. Dieter Hirsch, IBM Deutschland, und Dipl.-Psych. David Kremer vom Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation zu Fragen der Personalentwicklung in projektorientierten Unternehmen zu erhalten.
David Kremer
Dipl.-Psych. David Kremer arbeitet im Bereich der entwicklungsfördernden Organisationsgestaltung im Competence Center Personalmanagement des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Change Management, die Beteiligungsgestaltung in Veränderungsprozessen und Innovations- und Kreativitätsförderung in Unternehmen. Das Fraunhofer IAO entwickelt ein Training zum Thema Wissensintegration in der Projektarbeit und damit Tools, mit deren Hilfe die Effizienz und Innovationsfähigkeit von Projektteams wirksam gesteigert werden kann.
Dieter Hirsch
Dipl.-Inf. Dieter Hirsch ist IBM certified Project Manager. Er arbeitet seit über 25 Jahren in der IT-Branche und hat in zahlreichen Projekten in Industrie und öffentliche Verwaltung als Projektmanager und Anwendungsberater mitgewirkt. Seine fachlichen Schwerpunkte sind PL-Qualifizierung und methodische Vorgehensmodelle im Projektmanagement. Dieter Hirsch ist Mitglied des Vorstands der GPM Regionalgruppe Stuttgart.
PM: In wirtschaftlich schlechten Zeiten setzen Unternehmen aus Kostengründen häufig bei Mitarbeiterschulungen den Rotstift an. Wie stellen diese Unternehmen die Qualifizierung ihrer Mitarbeiter sicher?
Dieter Hirsch: In Zeiten, in denen es in den Firmen etwas ruhiger zugeht, sind Qualifizierungsmaßnahmen für die Projektmitarbeiter zeitlich entspannter zu planen und durchzuführen als in Phasen, in denen viel Arbeit anfällt. Wir alle wissen, dass in einer Hochkonjunktur mehr Geld für Weiterbildung vorhanden ist, aber den guten Projektmitarbeitern oft keine oder nur sehr wenig Zeit dafür eingeräumt wird. Denn ein Projektmitarbeiter ist nur dann ein guter Projektarbeiter, wenn er auch gut "performed". Es gibt jedoch einfache, kostengünstige Möglichkeiten zur Weiterbildung. Ich denke zum Beispiel an interne PM-Arbeitskreise oder PM-Zirkel, die als Plattform zum Erfahrungsaustausch dienen.
Oder nehmen Sie das Beispiel der GPM, wo Projektmitarbeiter aus unterschiedlichen Unternehmen in abendlichen Regionalveranstaltungen ihre Erfahrungen austauschen und diskutieren. Die Frage der Qualifizierung ist eine Frage der Unternehmenskultur. Sie zeigt, wie das Unternehmen oder ein Mitarbeiter zur Projektmanagement-Profession steht und diese lebt.
David Kremer: Die Unternehmen sparen gerne und schnell bei der Personalentwicklung. Damit wächst die Gefahr, dass - wenn eine solche Krise länger dauert - die Schere zwischen den vorhandenen Qualifikationen und den wachsenden oder sich ändernden Anforderungen immer größer wird. Das Unternehmen sollte deshalb die Qualifizierungsmaßnahmen priorisieren, anstatt sie abzuschaffen. Zunächst muss es durch Qualifizierung die Kernprozesse sichern. Außerdem sollte es Qualifikationen stärken, die in wirtschaftlich schwierigen Zeiten relevant für wichtige Aufgaben sind, zum Beispiel für Akquise oder Kundenbindung. Letztendlich ist es auch notwendig - und das wird als sehr aktuelles Thema gesehen - die Maßnahmen zu evaluieren, also Bildungscontrolling zu betreiben, und zu verfolgen: "Was bringt es dem Unternehmen, einen Mitarbeiter in ein Seminar zu schicken?"
"Die Soft Skills sind auf dem Vormarsch"
PM: Die Firmen kontrollieren also immer stärker die Ergebnisse von Qualifizierungsmaßnahmen?