Resilient trotz Rollenvielfalt Der Projektleiter als "Fels in der Brandung"

Der Projektleiter als "Fels in der Brandung"

Ein Projektleiter hat es wirklich nicht leicht. Er muss täglich mit den vielfältigen, sich teils widersprechenden Erwartungen der Stakeholder umgehen. Wenn er nicht über eine innere Stabilität verfügt, kann dies leicht zu Dauerstress und chronischen Krankheiten führen. Heinz-Detlef Scheer schildert zunächst anhand eines anschaulichen Beispiels die Wirkmechanismen von Burn-out. Dann erklärt er, welche Fertigkeiten ein Projektleiter benötigt, um die erforderliche Resilienz zur Bewältigung der vielfältigen Anforderungen zu stärken bzw. zu erwerben. Abschließend geht er auf Resilienz unterstützende Techniken ein, die der Projektleiter in seinen Alltag integrieren kann.

Management Summary

Resilient trotz Rollenvielfalt Der Projektleiter als "Fels in der Brandung"

Der Projektleiter als "Fels in der Brandung"

Ein Projektleiter hat es wirklich nicht leicht. Er muss täglich mit den vielfältigen, sich teils widersprechenden Erwartungen der Stakeholder umgehen. Wenn er nicht über eine innere Stabilität verfügt, kann dies leicht zu Dauerstress und chronischen Krankheiten führen. Heinz-Detlef Scheer schildert zunächst anhand eines anschaulichen Beispiels die Wirkmechanismen von Burn-out. Dann erklärt er, welche Fertigkeiten ein Projektleiter benötigt, um die erforderliche Resilienz zur Bewältigung der vielfältigen Anforderungen zu stärken bzw. zu erwerben. Abschließend geht er auf Resilienz unterstützende Techniken ein, die der Projektleiter in seinen Alltag integrieren kann.

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Die Stakeholder in einem Projekt stellen vielfältige Anforderungen an den Projektleiter. Diese stehen auch teilweise im Widerspruch zueinander. Neben den Erwartungen des Projektleiters an sich selbst können diese Anforderungen zu bedeutsamen Stressfaktoren mit Krankheitswert werden. Dagegen hilft nur ein Mittel: innere Stabilität.

Neuerdings wird ein Projektleiter, der wie ein "Fels in der Brandung" wirkt, gerne als "resilient" bezeichnet. Unter Resilienz versteht man

  • die "psychische Widerstandsfähigkeit" (Wikipedia) gegen Stress, Depression und Burn-out (Berndt, 2013),
  • ein ganzes Bündel an Fähigkeiten, besser Fertigkeiten, mit den Herausforderungen des Lebens realistisch und zugleich optimistisch umzugehen und Rückschläge jeder Art konstruktiv zu verwerten (Mourlane, 2015) oder schlicht
  • das "Ausmaß der Widerstandskraft einer Person, die es ihr ermöglicht, negativen Einflüssen standzuhalten, ohne z.B. eine psychische Störung zu entwickeln" (Margraf, Jürgen; Maier, Wolfgang (Hrsg.), 2012)

Ein Projektleiter, der sich in seinem Job aufreibt und "als leere Muschelschale am Strand" landet, erhält dagegen das Etikett "Burn-out-Patient". Die zu Burn-out führenden Umstände sind erst in den letzten Jahren in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Zudem hat ein Image-Wandel der Langzeitfolgen von Dauerstress zu einem leichteren Zugang zu Behandlungen dieser ernsthaften Gesundheitsgefahren sowie zur verstärkten Nutzung präventiver Angebote geführt, wie Work-Life-Balance-Kurse oder Coaching.

Während man früher eine "Depression infolge von Überlastung durch Arbeit" einem Kollegen oder gar Vorgesetzten kaum mitteilen konnte, ohne Gefahr zu laufen, als "nicht belastbar" oder gar "Memme" zu gelten, gilt ein Burn-out-Syndrom heute beinahe als Auszeichnung für großes, ja geradezu "kämpferisches" Engagement. Dennoch sollten Sie es nach Möglichkeit nicht so weit kommen lassen und frühzeitig Maßnahmen ergreifen, um die eigene Resilienz zu stärken.

Dieser Artikel

  • schildert zunächst anhand eines anschaulichen Beispiels die Wirkmechanismen, welche zu Burn-out führen,
  • um dann ausführlich darzulegen, welche Fertigkeiten ein Projektleiter mitbringen sollte, um die erforderliche Resilienz zur Bewältigung der vielfältigen Anforderungen zu stärken bzw. zu erwerben, und
  • geht dann abschließend er auf die Resilienz unterstützende Techniken ein, die der Projektleiter in seinen Alltag integrieren kann.

Eine Rolle – viele Erwartungen

Wie bereits angedeutet, wird ein Projektleiter oft geradezu "belagert" von Stakeholdern, die aufgrund ihrer eigenen Funktionen ganz unterschiedliche, teilweise sich widersprechende Anforderungen an ihn haben (Bild 1). Dazu kommen die eigenen Erwartungen des Projektleiters an seine Funktion. Diese können in Summe dazu führen, dass die innere Stabilität des Projektleiters vor eine Zerreißprobe gestellt wird.

Bild 1: Interne und externe Stakeholder (rot) haben Erwartungen an den Projektleiter.
Bild vergrößern

Hierzu zur Veranschaulichung ein Beispiel.

Beispiel

Die Mager-Gruppe hat sich auf die Produktion von Haushalts- und Industrierobotern spezialisiert. Aufgrund einer Kundenbefragung und einer anschließenden Marktanalyse initiierte das Management eine Qualitätsoffensive, um den Qualitätsabstand der eigenen Industrieroboter zu denen der Mitbewerber zu verringern. Das obere Management hat dafür in Abstimmung mit dem Qualitätsmanager höhere Investitionen eingeplant. Es erwartet vom Projektleiter Peter Mooslechner, dass er der Qualitätssteigerung der Produkte oberste Priorität einräumt. Die Einhausungen der Roboter sollen in Zukunft mit Sicherheitstechnik ausgerüstet werden, die erst noch entwickelt werden muss, wie z.B. Feuerlöschanlagen.

Parallel läuft aber gerade in der Produktion wegen der heiklen Finanzlage des Unternehmens ein Kostenreduzierungsprogramm. Konkret bedeutet dies, dass im laufenden Geschäftsjahr, welches gerade begonnen hat, keine neuen Werkzeuge mehr angeschafft werden sollen. Der Fertigungsleiter des Bereichs Roboter-Einhausungen – Mager Junior – geht davon aus, dass der Projektleiter das berücksichtigt, indem er den Einbau der Sicherheitseinrichtungen so plant, dass dieser ohne Werkzeug-Neuanschaffungen realisiert werden kann.

Alle Kommentare (3)

Guest

Detlef, vielen Dank für diesen - wie üblich - hervorragenden Artikel! Einerseits finde ich es spannend, immer wieder neue Aspekte dieses Themenkomplexes zu lernen, andererseits ist es für mich persönlich auch wichtig, über bereits bekannte Aspekte (z.B. tradierte Glaubenssätze) immer mal wieder zu lesen bis es gefestigtes und abrufbares Wissen ist. Diesen Artikel drucke ich mir jetzt aus und hoffe, dass ich regelmäßig daran denke ihn mal wieder zu lesen! Vielen Dank - mein Leben wird durch diesen Artikel ein Stück besser, weil ich wieder einen Anstoß habe meine Prioritäten weiter zu optimieren und ein paar Erkenntnisschritte hatte! M7654

 

Heinz-Detlef
Scheer

Lieber SC M7654 Vielen Dank für den Kommentar, den ich aus irgendwelchen Gründen leider erst heute gelesen habe. Leider kann ich nicht herausfinden, wer du bist, wäre für Mail dankbar. Dank natürlich auch an Daniel Seidl! Gerade dieses "immer mal wieder nachschauen!": "Bin ich überhaupt noch auf der Spur?" ist ein guter Helfer zu eigenen Gunsten, Ob der eigene Partner als kollegialer Coach oder ein Freund, ein Kollege das ist, der einen erinnert, wenn man es selbst nicht schafft. UND: besser langsam als gar nicht mehr zu sich selbst finden. Viel Erfolg und herzliche Grüße! Detlef Scheer