Coach Casting: Externe Projektbegleiter richtig auswählen
Coach Casting: Externe Projektbegleiter richtig auswählen
Wenn Sie einen Coach fragen, wo seine Wurzeln liegen, dann müsste er Sie in das kleine Dorf Kocs im Nordwesten Ungarns schicken. Seine Bewohner sollen Anfang des 16. Jahrhunderts erstmals einen leichten Pferdewagen aus einem Sesselgeflecht gebaut haben. Dieses Fahrzeug gelangte über die Grenzen nach Deutschland und nach England. Aus Kocs wurde "Kutsche" beziehungsweise "Coach", aus Kutschen wurden "Coaches".
Die ursprüngliche Bedeutung von "Coach" als Reisegefährt liegt nicht weit von der heutigen Aufgabe eines Coaches entfernt: Er ist ein Begleiter, der seine Klienten unterstützt, von A nach B zu kommen - aus verworrenen und verfahrenen beruflichen Situationen in handhabbare und entscheidungssichere Zustände. Wer einen Coach sucht, will Klarheit fnden. Er nimmt sich einen Begleiter für eine Reise, deren Ziel es ist, berufliche und private Probleme zu lösen oder schlichtweg erfolgreich "unterwegs zu sein", im Berufs- wie im Privatleben.
Das Ziel bestimmt der Kunde
Dafür wird der Klient gewohnte Orte verlassen. Aber genauso wenig wie eine Kutsche das Reiseziel für den Reisenden bestimmt, sollte der Coach die Ziele der Coaching-Reise vorgeben. Als Klient sollten Sie sich daher überlegen: Was ist Ihr Ziel? Soll der Vorstand Sie in einem Projekt stärker unterstützen? Wollen Sie mehr Engagement bei Projektmitarbeitern bewirken? Haben Sie andere Ziele?
Während des Coaching-Prozesses werden Sie und Ihr Coach das Ziel möglicherweise verändern. Gerade deshalb ist es wichtig, dass Sie beide in etwa dasselbe unter dem Prozess verstehen, der vor Ihnen liegt. Dies gilt umso mehr, als Coaches sich in ihrem Arbeitsverständnis so stark voneinander unterscheiden wie orthodoxe Schulmediziner und Bachblüten-Homöopathen. Die Kernfrage lautet also: Ist Ihr Coaching-Verständnis mit dem Ihres Coaches in Einklang zu bringen? Sprechen Sie und Ihr potenzieller Coach die gleiche Sprache?
Überprüfen können Sie Ihr Verständnis anhand der Definition des "Coaching-Reports" von Christopher Rauen. Coaching ist demnach eine Form der Beratung, in der der Coach als neutraler Feedback-Geber hilft. Zu diesem Zweck kombiniert er individuelle, unterstützende Problembewältigung und persönliche Beratung. Er nimmt dem Klienten keine Arbeit ab. So führt er beispielsweise keine Gespräche mit dem Vorstand über eine bessere Unterstützung für das Projekt. Statt dessen berät er auf der Prozessebene. Grundlage dafür ist eine freiwillige und tragfähige Beratungsbeziehung.
Coaching arbeitet mit transparenten Methoden und erlaubt keine manipulativen Techniken. Diese stünden der angestrebten Förderung von Bewusstsein entgegen.
Hilfe zur Selbsthilfe
Coaching soll die Selbstreflexion und die Selbstwahrnehmung des Klienten unterstützen. Auch Bewusstsein und Verantwortung soll es fördern, um auf diese Weise Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Im politisch-strategischen und psycho-sozialen Gestrüpp beruflicher Projekte gibt der Coach deshalb nach Auffassung von Lothar Panten von der Evolog GmbH ungeschönte, neutrale und wertschätzende Rückmeldungen. Letztlich sollte er es ermöglichen, "den Wald und die Bäume zu sehen", wie es der Frankfurter Coach Joachim Hipp formuliert.
Wie lange soll es dauern?
Ein Coaching-Prozess umfasst meist fünf oder mehr Sitzungen. Es gibt aber auch Coaches wie Martin Sage von Sage Innovations New York, die den Coaching-Prozess eher als langfristige Begleitung betrachten. Er dauert dann mehrere Jahre. Sage bietet dabei neben den Einzelsitzungen auch Einmonatstrainings an, die die Teilnehmer ebenfalls über mehrere Jahre belegen.
Weil die Ansätze so unterschiedlich sind, sollten Sie sich vorab überlegen: Wollen Sie mit dem Coach ein konkretes berufliches Problem lösen, zum Beispiel: "Der Projektkunde soll meine Lösungsvorschläge akzeptieren!"? Oder steuern Sie langfristige Veränderungen und Ziele an, etwa: "Ich will große und millionenschwere Projekte erfolgreich durchführen"? Die Dauer der Unterstützung wird im erstgenannten Fall auf einige Wochen, im zweiten Fall vielleicht auf Jahre ausgelegt sein. Je nach Ziel des Coachings werden unterschiedliche Coaches in Frage kommen.
Eignet sich Coaching für das Problem?
Prüfen Sie, ob sich die Arbeitsweise des Coachings überhaupt für Ihr Thema eignet. Denn nicht für jedes Problem ist Coaching der passende Weg, worauf auch Lothar Panten hinweist. Getreu dem Motto: "Ein Taucher, der nicht taucht, taugt nichts" können Coaches auch die Neigung haben, alles als "coachbar" zu sehen.