Viele Menschen sind zurzeit verunsichert, wie es mit ihrer beruflichen Zukunft weitergeht. Sie können nicht einschätzen, was Digitalisierung, Automatisierung, künstliche Intelligenz und andere Veränderungen in der Arbeitswelt mit sich bringen. Sie fragen sich, ob ihr Job zukünftig noch existieren wird, oder ob sie noch viele Male etwas Neues lernen müssen. Oder ob sie von der technologischen Entwicklung abgehängt werden. Vor allem fragen sie sich, welchen Weg sie einschlagen sollen, welche ihrer Karriereoptionen auch in der Zukunft tragfähig sein werden.
Was sich in der Arbeitswelt 4.0 verändert, welche Auswirkungen die Veränderungen auf Sie als Beschäftigte haben und wie Sie sich auf eine ungewisse und unsichere berufliche Zukunft am besten vorbereiten können, erfahren Sie in diesem Artikel. Dazu begleiten Sie Lars* (*Name aus Datenschutz-Gründen verändert) in seinem Prozess der beruflichen Neuorientierung.
Beispiel: Projektmanager sucht zukunftsfähigen Arbeitsbereich
Lars war zum Zeitpunkt des Karrierecoachings 37 Jahre und als Projektmanager im Bereich Business Development in einem großen Konzern tätig. Sein bisheriger Bereich im Konzern wurde aufgelöst, so dass er sich überlegen musste, ob er noch weiter in diesem Thema, in diesem Konzern und in dieser Rolle tätig sein wollte oder nach alternativen Möglichkeiten Ausschau halten sollte. An diesen Punkt kamen wir miteinander in Kontakt und ich durfte ihn als Karrierecoach in diesem Prozess begleiten.
Da Lars sich schon in der Funktion als Projektmanager im Business Development viel mit zukunftsorientierten Technologien beschäftigt hat, war die Frage in der Phase der beruflichen Neuorientierung sehr präsent, inwieweit dies auch Einfluss auf die Arbeitswelt von morgen hat, und was davon wichtige und zukunftsfähige Arbeitsbereiche sein können. Aus diesem Grunde war es ihm wichtig, nicht einfach nach dem Prinzip "Mehr vom Selben" zu suchen, sondern sich selbst mehrere Optionen zu erarbeiten und diese auf ihre aktuelle Passung hin zu überprüfen.
Arbeitswelt 4.0 – das verändert sich für Menschen und Berufswege
Arbeitswelt, Arbeitsmarkt, Unternehmen und Berufsbilder ändern sich in ungeahnter Geschwindigkeit. Die Arbeitswelt 4.0 ist vor allem "VUCA". So wirken sich u.a. Globalisierung, Digitalisierung, Veränderungen in der Gesellschaft sowie der demographische Wandel auf die Arbeitswelt der Zukunft aus und machen diese volatil, ungewiss, unplanbar, komplex und widersprüchlich.
Einerseits findet z.B. durch Globalisierung und Digitalisierung eine Entgrenzung von Arbeit statt, gleichzeitig suchen Menschen immer stärker nach einem Zusammenhalt und einem Sinn in ihrer Arbeit. Industrie 4.0 und die digitale Transformation verändern Unternehmen und Organisationsformen, bekannte Player wie Kodak verschwinden vom Markt und zur gleichen Zeit entstehen tausend neue Startups.
Viele der uns heute bekannten Berufsbilder wird es zukünftig nicht mehr geben: Schätzungen, u.a. von Prof. Dr. Frey von der Oxford University, gehen davon aus, dass zwischen 40 und 60 Prozent der heutigen Jobs in einigen Jahren nicht mehr existieren. Zugleich entstehen neue Berufsbilder, was sich auch an den fast 20.000 Studiengängen ablesen lässt, die es zurzeit an deutschen Universitäten gibt.
Konnte man in der Vergangenheit mit einer Ausbildung beziehungsweise einem Studium die gesamte berufliche Laufbahn bestreiten, werden wir zukünftig zwischen fünf und acht Ausbildungen machen müssen, um mit diesen Veränderungen Schritt zu halten.
Auch die Anforderungen an Beschäftigte aller Hierarchie-Stufen werden sich kontinuierlich wandeln, sowohl im Hinblick auf personelle, fachliche und methodische Kompetenzen, als auch in Bezug auf die Formen der Zusammenarbeit oder Führung. Karriere findet zukünftig nicht mehr unbedingt in der gewohnten "Leiter"- Form statt, es wird z.B. Spiralkarrieren wie bei der Haufe umantis AG geben, bei denen sich je nach (Projekt-)Bedarf Führungs- und Experten- oder Projektleitungsrollen abwechseln und man heute Führungsverantwortung in Projekt A haben kann und morgen Expertin in Projekt B ist. Auch sogenannte Hybrid-Karrieren, mit gleichzeitiger oder abwechselnder Angestellten- und Selbständigen-Tätigkeit werden zunehmen. Die Veränderung wird also die Norm und Karriere nicht länger planbar.
Agilität als Karrierekonzept
Aber es gibt eine Möglichkeit, sich auf die Veränderungen im Arbeitsmarkt vorzubereiten: mithilfe von Effectuation (eine Entscheidungslogik, bei der man von den eigenen Ressourcen und Kompetenzen ausgeht) und agilen Methoden.
Hinter beiden Konzepten steckt die Idee, dass wenn ich das Ziel noch nicht konkret beschreiben kann (ich mir also keinen genauen Plan machen kann, wie ich von meinem Ausgangspunkt A zu meinem Zielpunkt B komme), ich eine iterative Vorgehensweise wählen muss. Effectuation und agile Methoden gehen dabei nicht von dem sowieso noch unbekannten Ziel aus, sondern von den gesamten vorhandenen Ressourcen, Ideen und Kompetenzen. Darauf aufbauend bewege ich mich Schritt für Schritt in die Zukunft, mit einer Offenheit für sich verändernde Umstände, zufällige Begegnungen, Beiträge von Kundinnen oder Geschäftskontakten und in dem Bewusstsein, dass der Weg beim Gehen entsteht.
Wann werden wir die derzeitige Mode überstanden haben...
30.10.2019
... das über alles und jedes die agile Soße gekippt wird? Für mich alles ein klares Zeichen, dass kein Mensch weiß, wie man mit den steigenden Komplexitäten in allen Lebensbereichen klarkommen soll ausser sich gänzlich aus dem allgemeinen Rat-Race zu verabschieden. Auch die agilen Rezepteverkäufer nicht. Sie versuchen nur, sich ein Stück vom Kuchen abzuschneiden, indem sie vorgeben, Lösungen zu kennen. Irgendiwe muss man ja Geld verdienen.