
Projektteams
Projektteams
Auf einen Blick
Projektteams
Buchvorstellung des Autors Dr. phil. Matthias F. Hüsgen
Kein Projektmanagement ohne Projektteam
Bei einer Befragung der einhundert umsatzgrößten Industrieunternehmen Deutschlands gaben diese als zweithäufigstes Problem bei der Projektarbeit Spannungen innerhalb des Projektteams an. Dennoch wird jenseits der Sozialpsychologie den Menschen bzw. den sozio-emotionalen Prozessen in Projektteams erst wenig Beachtung geschenkt. Dies gilt besonders für den Projektmanagement-Ansatz. Modelltheoretisch ist die Forschung bisher bestimmt durch Stufen- oder lineare Input-Outputmodelle, die zu kurz greifen. Adäquater sind dynamische, systemtheoretisch geprägte Modelle, da sie unter anderem die Indetermination des Geschehens im Projektteam berücksichtigen - sie sind jedoch bisher nur vereinzelt zu finden.
Zielsetzung und Ansatz
Angesichts dieses Missstands wird mit dieser Arbeit beabsichtigt, zum Verständnis des Phänomens "Projektteam" beizutragen - ich muss mich und das Geschehen im Projektteam verstehen, um darin erfolgreich zu arbeiten. Es wurde ein dreistufiges Vorgehen gewählt: Erstens wird auf Basis der Literatur ein multidisziplinärer Überblick über den Stand der Forschung gegeben. Zweitens wurde darauf aufbauend ein Modell der Zusammenarbeit in Projektteams entwickelt. Drittens ist dieses neuartige Modell empirisch geprüft worden.
Projektteams sind selbst steuernde, komplexe soziale Systeme. Generell existieren zwei Ansatzpunkte, um das Kontroll- und Steuerverhalten von Menschen in Interaktion mit komplexen sozialen Systemen zu verbessern: Zum einen der Wissenserwerb über das System; zum anderen die Schnittstellen zwischen Individuen und System.
Den Wissenserwerb fördert die Arbeit im Sinne einer Wissensbasis für Teammitglieder durch die ausführliche Beschreibung des Erkenntnisstands aktueller Projektteamforschung. Für den zweiten Ansatzpunkt wurde ein Modell konstruiert: Die Schnittstelle wurde durch die Förderung mentaler Modellbildung verbessert. Einen wichtigen Einfluss hat dabei das systemtheoretische Verständnis von Organisationen. Das gewählte subjektiv-konstruktivistische Vorgehen führt zum Sechs-Ebenen-Modell, das zu vertehen ist als "kognitive Landkarte". Es handelt sich also um ein mentales Modell für die Beschreibung der Umwelt. Die betriebliche Praxis verlangt naturgemäß eher nach einem Prognose- bzw. einem Entscheidungsmodell. Wie gezeigt wurde, ist dies zumindest zum heutigen Zeitpunkt unmöglich.
Das Sechs-Ebenen-Modell
Das Sechs-Ebenen-Modell ist ein Raummodell aus sechs paarweise angelegten Ebenen:
- Individual- und Teamebene
- Struktur- und Prozessebene
- sozioemotionale und sachrationale Ebene
Die Individualebene entspricht der Sicht der Individuen, also der einzelner Teammitglieder. Die Teamebene entspricht der kollektiven Sicht des Projektteams. Struktur- und Prozessebene unterscheiden sich anhand des Grades der Institutionalisierung und der Dauer des Auftretens einzelner Aspekte (beispielsweise Normen, Eigenschaften vs. Konfliktlösung, Lernen). Die sozioemotionale Ebene beschreibt die nach Innen gerichteten Aspeke der Zusammenarbeit der Mitglieder, wie Klima, Emotionen oder Zufriedenheit. Die sachrationale Ebene beinhaltet jene Aspekte, die sich auf die Lösung der dem Team gestellten Aufgabe beziehen.
Die sechs Ebenen umschließen einen Raum. Das gesamte Teamgeschehen kann innerhalb dieses Raums, d.h. mit diesen Ebenen abgebildet werden. An den Schnittpunkten von jeweils drei Ebenen entsteht ein Unterraum, der als Oktant bezeichnet wird. Die Oktanten schaffen ein genaues Erfassungsraster für das Geschehen im Projektteam, das im Rahmen der Arbeit operationalisiert wurde.
Einsatz des Sechs-Ebenen-Modells
Der Einsatz des Sechs-Ebenen-Modells entspricht neueren Teamentwicklungsansätzen zur Steigerung der Selbstbeobachtung- und Diagnosefähigkeiten. Der Einsatz dient - verstanden als Teamentwicklungs-Maßnahme - nicht nur der Diagnose, sonder ist möglicherweise auch Ausgangspunkt für automnome Selbstreflexion im Team. Ein einzelnes Teammitglied oder das ganze Projektteam können das Sechs-Ebenen-Modell zu einem bestimmten Zeitpunkt der Projektlaufzeit heranziehen, um sich selbst in diesem dreidimensionalen Raum zu verorten. So wird anhand des Modells das Selbst und die jeweilige Situation sowohl auf Team- als auch auf Individualebene fassbar, kommunizierbar und reflektierbar. Das Sechs-Ebenen-Modell erhöht auf zweierlei Weisen die Diagnosefähigkeit: Zum einen kann sich sowohl ein Individuum als auch das gesamte Team innerhalb der Sechs-Ebenen verorten. Zum anderen kann ein Team das Teamgeschehen im Rückblick beschreiben.
Auf dieser Basis ließ sich ein Fragebogen entwickeln, der einem Projektteam die strukturierte Selbstbeobachtung ermöglicht. Zur Entwicklung eines universell einsatzbaren Instruments wurde eine empirische Untersuchung durchgeführt. Hierzu wurden zweistufige Interviews mit Mitgliedern aus 94 Projektteams in 21 Unternehmen durchgeführt. Als Ergebnis entstand ein empirisch validierter Fragebogen zur autonomen Verortung im Sechs-Ebenen-Modell.
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