Ein Weg zu mehr Gelassenheit im Leben So nutzen Sie überholte Glaubenssätze kraftvoll für die persönliche Entwicklung
Regen Sie sich häufig auf, z.B. über unzuverlässige Kollegen? Möglicherweise liegt dies daran, dass einer Ihrer persönlichen Glaubenssätze überholt ist. Erfahren Sie, wie Sie Ihren Glaubenssätzen auf die Schliche kommen und diese ablegen.
Management Summary
Als Mitglied erhalten Sie die wichtigsten Thesen des Beitrags zusammengefasst im Management Summary!
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Regen Sie sich häufig auf, z.B. über unzuverlässige Kollegen? Möglicherweise liegt dies daran, dass einer Ihrer persönlichen Glaubenssätze überholt ist. Erfahren Sie, wie Sie Ihren Glaubenssätzen auf die Schliche kommen und diese ablegen.
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Teamleiter Phillip Kühn brütet mit den beiden Entwicklern Timo Hoffmann und Lukas Köhler über einer Kundenanforderung. Die drei suchen nach einer zeitsparenden und gleichzeitig eleganten Lösung. Phillip Kühn kratzt sich am Kopf und runzelt die Stirn: "Ich sehe noch nicht, wie wir das Problem mit der Schnittstelle in den Griff kriegen. Sie muss die Daten direkt in die Prozesse des anderen Systems reinkippen." Lukas Köhler lehnt sich zurück. "Das hört sich zunächst vielleicht kompliziert an, aber es ist ganz einfach. Unser System funktioniert auftragsgetrieben. Da können wir nach jeder Auftragsprüfung den Status rüber senden. Wir haben allerdings Massendaten, also viele Auftragsprüfungen. Die Frage ist: Kann das andere System mit Massendaten umgehen? Hast Du dazu was gehört?" Lässig wendet er sich seinem Kollegen Timo Hoffmann zu, der aber lediglich den Kopf schüttelt.
Phillip Kühn verliert die Geduld: "Leute, seit zwei Stunden sitzen wir hier und denken nach, dass die Köpfe nur so rauchen. Und dann kommt als Antwort auf eine so wichtige Frage 'Keine Ahnung!' Das kann ja wohl nicht wahr sein!", bricht es aus ihm heraus. "Wenn man eine Aufgabe angefangen hat, dann macht man sie auch zu Ende, koste es, was es wolle. Und übrigens auch, wenn das Wochenendarbeit bedeutet."
"Reg Dich doch nicht immer so auf!", versucht Lukas Köhler ihn zu besänftigen. "Dauernd sagst Du uns, wir sollen unsere Sachen zu Ende machen. Wollen wir ja auch. Aber wir arbeiten hier doch agil. Da ist es doch nicht dramatisch, wenn uns die Antwort jetzt fehlt. Dann nehmen wir den Job eben in den nächsten Sprint hinein. Bis dahin sollten die Antworten hoffentlich da sein." Das besänftigt Herrn Kühn aber nicht: "Ach, das mit dem agilen Arbeiten ist ja auch nur eine Methode der Aufschieberitis. Man muss das nur wollen, dann schafft man das auch. Aber hier will keiner, ist mein Eindruck." Die Kollegen werfen sich einen Blick zu und rollen mit den Augen. Phillip Kühn ist immer noch aufgebracht und fragt sich, wie er es immer wieder schaffen kann, die Leute zu motivieren, jetzt mal endlich schneller zu machen und das Projekt voranzutreiben.
Er hat schon länger das Gefühl, alles würde immer wieder verzögert, nur damit die Projektmitarbeiter in ihrem ganz eigenen Rhythmus arbeiten können. Weder die Terminvorgaben von Kunden noch Absprachen mit Partnern scheinen die Kollegen und Kolleginnen zu interessieren. "Ich beiße auf Granit", murmelt Phillip Kühn vor sich hin. Mit den Worten "Wenn man es nicht selbst macht, geschieht es auch nicht" geht er zurück in sein Büro.
Wenn das Aufregen zur Gewohnheit wird
Das geschilderte Beispiel ist insofern typisch für den Projektalltag, als dass es immer wieder vorkommt, dass wichtige Informationen fehlen. Als Projektleiter kann man sich darüber schon mal aufregen (mir passiert das vor allem in stressigen Projektsituationen). So weit, so normal. Schwierig wird es erst, wenn bestimmte Ereignisse und Dinge sich so sehr häufen, dass wir täglich mehrmals an die Decke gehen – irgendwann reicht dafür schon der geringste Anlass. Meist hört dieser Zustand von selbst wieder auf, beispielsweise sobald das Projekt die größten Hürden hinter sich hat. Wir könnten mit den Schultern zucken und sagen "Na und, so etwas gibt es doch immer mal wieder!"
Doch eine Häufung solcher Ereignisse kann ein Hinweis darauf sein, dass eigene Prinzipien und daraus sich ergebende Denk- sowie Verhaltensmuster so aktiviert werden, dass wir besonders emotional reagieren, was auf Dauer ziemlich nervtötend und aufreibend sein kann. Um diese Themen geht es hier. Denn dauernde Aufregung kostet uns Aufmerksamkeit und Kraft, welche uns womöglich später im Projekt oder im Privatleben fehlen. Ich möchte Ihnen hiermit eine Anleitung liefern, wie Sie diese Aufreger für Ihre persönliche Entwicklung und für eine neue Gelassenheit nutzen können.
Wenn schwierige Zeitgenossen, Pechsträhnen und Gedankenkarusselle ständig an uns zehren
Dass wir respektlosen Menschen begegnen oder es mit faulen Kollegen zu tun haben, die an unseren Nerven zerren, kommt häufig phasenweise vor. Auch über dauernd fordernde Kunden oder gedankenlose Teammitglieder kann man sich aufregen. Häufig sind sie für uns sogar schwierige Zeitgenossen. (Zum Umgang mit schwierigen Zeitgenossen siehe den Beitrag "So handhaben Sie schwierige Zeitgenossen souverän").
Mich selbst verfolgte vor Jahren eine scheinbar ewig währende Pechsträhne: Immer wieder wurde ich in Verhandlungen heruntergehandelt. Die Kunden schafften es regelmäßig und mit scheinbar schlafwandlerischer Sicherheit, bei mir einen roten Knopf zu drücken, der mich einknicken ließ, sodass ich meine Dienstleistung billiger verkaufte, als ich wollte. Lange war ich davon überzeugt, dass mir fürs Verhandeln das Durchhaltevermögen fehlte. Tatsächlich behinderte mich ein anderer Glaubenssatz, der für mich als Selbstständige noch gefährlicher war. Auf diesen stieß ich dank eines prahlerischen Bekannten, dazu gleich mehr.
Sie merken, es geht um Situationen und Ereignisse, die uns emotional sehr erregen. Im Extremfall bekommen wir den Eindruck, in einer Sackgasse zu sein und/oder wir fühlen uns ungerecht behandelt.
Mein Rat ist, zunächst in einer ruhigen Minute, z.B. im Urlaub oder während des Wartens in einem Stau, über diese Situationen und die Gefühle nachzudenken und diese mit Distanz zu betrachten. Vielleicht entdecken Sie ein Muster. Ist es z.B. immer die gleiche Art Mensch, über die Sie sich aufregen? Oder begegnet Ihnen immer wieder der gleiche Satz, auf den Sie zunehmend dünnhäutig reagieren? Hier einige Beispiele:
Ich habe mich eine Zeit lang immer wieder über einen Bekannten aufgeregt, der als Arzt dauernd damit prahlte, wie sehr die Pharmabranche seine Dienstleistungen schätze und deren Vertreter ihn dafür mit Geschenken überhäufen würden. Diese Selbstinszenierung wurde für mich mehr und mehr zum Ärgernis, nahezu unerträglich.
Eine meiner Freundinnen vermietet seit langem ihr elterliches Haus. Immer wieder wurde sie von ihren Mietern ausgenutzt oder gar betrogen, sodass man sich immer im Schlechten trennte. Bei jedem Mieterwechsel begann das Spiel von neuem.
Ein Kollege warf sich regelmäßig mit großem Engagement in seine Projekte, mit den Worten: "Wat mutt, dat mutt!" Der Spruch steht für den fast blinden Aktionismus, mit dem er seine Projekte leitete.
Phillip Kühn befolgte meinen Rat. Als im Zug das WLAN ausgefallen war, betrachtete er die Situation in seinem Projekt und stellte fest, dass er immer wieder auf die gleichen Hindernisse stieß und sich über die gleichen misslichen Umstände aufregte. Was konnte er tun?
Glaubenssätze sind die Leitplanken unseres Lebens
Hinter den geschilderten Vorkommnissen stehen oft Glaubenssätze, die wie Leitplanken in unserem Leben wirken. Meist zeigen sie sich in geflügelten Worten, die wir aus unserer Familie oder unserem Umfeld kennen. Oder es sind Sätze, die uns wichtige Bezugspersonen mit auf unseren Weg gegeben haben, z.B. die Großmutter oder der erste Chef. Manchmal sind es auch Regeln, die wir schon seit Ewigkeiten kennen und die wir wie selbstverständlich befolgen.
Hier eine Auswahl für verbreitete Glaubenssätze:
- Geld verdirbt den Charakter.
- Schuster, bleib bei deinen Leisten.
- Wer hoch hinaus will, kann tief fallen.
- Bleib so, wie du bist.
- Ohne Fleiß kein Preis.
- Indianer kennen keinen Schmerz.
- Willst du erfolgreich sein, musst du positiv denken.
- Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
- Besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.
- Man kann nicht auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen.
Haben Sie spontan "Ja, stimmt!" gedacht bei einigen dieser Glaubenssätze? Überlegen Sie auch einmal, welche Glaubenssätze Sie kennen, welche in Ihrer Familie verwendet wurden oder noch werden und welche Ihnen aus Ihrer Jugend geläufig sind. Welche fallen Ihnen ein? Diese Sätze sollten Sie notieren. Denn zum einen ist es immer gut, sich seine eigenen Prinzipien bewusst zu machen, die das eigene Handeln beeinflussen. Zum anderen werden Sie sie später noch benötigen, wenn wir versuchen werden, den Glaubenssätzen stärker auf den Grund zu gehen.
Glaubenssätze sind hilfreich, denn mit ihnen sortieren wir, was in unserem Leben geschieht – automatisch, unbewusst, und damit effizient. Sie dienen als Leitplanke für unser Handeln und sind für viele Teil einer sicheren Führung durch das Leben – schließlich haben sie sich jahrelang bewährt. Auch Projektleiter Phillip Kühn aus unserem Beispiel konnte einige Prinzipien identifizieren, die für ihn so etwas wie goldene Regeln sind, an denen er nicht rüttelt:
- Wenn man eine Aufgabe angefangen hat, bringt man sie auch zu Ende.
- Man muss etwas nur wollen, dann schafft man es auch.
- Wenn ich es nicht selbst mache, passiert nichts.
Meist führen die Glaubenssätze ein ebenso heimliches wie selbstverständliches Dasein, wirken sowohl in unserem Familien- als auch in unserem Berufsleben. Und gerade, weil sie so selbstverständlich sind, werden wir im Innersten erschüttert, wenn sie andauernd verletzt werden.
Glaubenssätze und andere Prinzipien bestimmen unbewusst unser Dasein
Glaubenssätze helfen uns, uns im Leben zurechtzufinden. Allerdings kann es auch passieren, dass ein bewährter Glaubenssatz seine Gültigkeit verliert. Das zeigt sich durch Personen und Situationen, die uns regelmäßig und öfter aufregen und "auf die Palme" bringen.
So, wie es Herrn Kühn in unserem Beispiel geschieht. Er regt sich offensichtlich häufig über unvollständige Arbeiten auf und das seiner Ansicht nach viel zu geringe Engagement der Kollegen. Kennen Sie auch solche Situationen? Zu Anfang spürt man zunächst ein gewisses Unbehagen und wundert sich über die Häufung von Ereignissen. Später schlägt dies in Ärger um, man regt sich auf und vielleicht beschleicht einen irgendwann das Gefühl, alle Welt hätte sich gegen einen verschworen.
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