Stressfaktor Angst im Beruf
Stressfaktor Angst im Beruf
Angst - Das Tabuthema
Bauchschmerzen vor dem Referat im Kollegenkreis, Übelkeit auf dem täglichen Weg ins Büro, hoher Blutdruck, Essstörungen... Warum bekommen eigentlich so viele Menschen ernsthafte psychische und körperliche Probleme, "nur" weil sie Angst haben? Angst vor dem Chef und vor Kollegen, Angst Fehler zu machen? Warum greift niemand ein, warum helfen sich Betroffene nicht selbst? Solange die Umwelt den Mut, Angstprobleme im Berufsleben offen auszusprechen, als Schwäche auslegt, schleppen Millionen von Mitarbeitern und Führungskräften diese Bürde mit sich herum.
Dass "Probleme" vor einiger Zeit umgetauft wurden in "Herausforderungen", die jeder mit etwas gutem Willen zu bewältigen hat, hat bei vielen Menschen Versagensängste eher verstärkt denn reduziert. Wenn Sie zu denen gehören, die im Beruf Angst haben, dann lassen Sie sich gleich zu Anfang eines gesagt sein: Sie haben viele Leidensgenossen. Und es gibt Experten, die Ihnen nützlichen Rat geben können. So veranstaltet zum Beispiel die Olchinger Unternehmensberatung Breuel & Partner im September einen "Führungstag" mit dem Titel "Erfolgskiller Angst". Bedenken Sie: Angst haben ist menschlich. Angst ist keine Schande!
IT-Branche – Angst ein Fremdwort?
Sicher nicht. Auch und gerade in der ach so dynamischen IT-Branche, wo die Organisationsform des Teams besonders ausgeprägt ist, existieren Ängste. Sollzahlen und Deadlines, die eingehalten werden müssen, üben Druck aus. Natürlich, Arbeitsplätze existieren in genügender Zahl, und die Unternehmen sind froh, wenn sie Leute finden. Dennoch "entsorgen" sie Mitarbeiter, die nicht auf Anhieb einwandfrei funktionieren. Auch in Branchen, in denen Arbeitskräfte mit verführerischen Arbeitsbedingungen und gutem Gehalt umworben werden, zählt letztendlich nur der schnelle Erfolg. Wer nicht dynamisch genug ist, bleibt auf der Strecke. Dabei werden gerade in der Softwarebranche häufig aufs Geratewohl Mitarbeiter von heute auf Morgen zum Team- oder gar Projektleiter befördert und damit ins kalte Wasser geworfen. Die psychologische und fachliche Ausbildung fehlt, Probleme im Team sind vorprogrammiert, Teamleiter fürchten sich vor falschen Entscheidungen.
Woran liegt es aber, dass selbst in der IT-Branche Mitarbeiter zu lange im selben Job bleiben, obwohl sie ahnen, dass sie sich woanders viel wohler fühlen würden? Sicher ist ein Stück Bequemlichkeit dabei, solange der Leidensdruck noch nicht groß genug ist. Da ist aber auch die Angst davor, dass das Umfeld ihnen schnelle Stellenwechsel als Charakterschwäche oder mangelndes Durchhaltevermögen auslegt.
Tipp: Halten Sie – egal in welcher Branche Sie arbeiten – immer die Augen nach Alternativjobs offen, auch wenn Sie mit der derzeitigen Stelle (noch) zufrieden sind – Plan B, sozusagen. Wenn Sie Alternativen haben, um Ihre Existenz zu sichern, brauchen Sie schon einmal keine Angst vor dem Jobverlust zu haben und können viel selbstbewußter auftreten. Vorsicht: Jobwechsel sind keine Lösung, wenn Sie ein grundsätzliches Angstproblem haben.
Angst als Kostenfaktor
Wäre nicht alles viel einfacher, wenn alle diese Menschen sich so einfach "outen" könnten? Was wäre das für ein allgemeines "Aha"-Erlebnis, wenn die Betroffenen sähen, dass sie reihenweise Leidensgenossen haben? Wie viel effektiver könnte dann in den Unternehmen gearbeitet werden! Wie sehr würde sich das in Mark und Pfennig auszahlen, wenn Unternehmen die Angstproblematik zusammen mit ihren Mitarbeitern offen angehen würden! "Wie wäre es, wenn Ängste, ähnlich wie Gewinn oder Verlust, bilanziert werden müßten", stellt Unternehmensberaterin Brigitte Kossmann von Breuel & Partner in den Raum. Sie ist sich sicher, dass "Ängste Erfolg killen", und das kostet Geld.
Doch die Realität sieht anders aus. Da ist es schon "peinlich", Eheprobleme oder Schulsorgen mit den Kindern einzugestehen. Kein Wunder, denn welcher – auch noch so wohlgesonnene – Kollege würde da nicht insgeheim denken: "Der kriegt nicht mal die Sache mit seinen Sprößlingen daheim auf die Reihe. Wie will der eigentlich ein Team führen?" Der Kollege würde die Sache in der Schublade "Schwächlinge" ablegen, und das nicht einmal unbedingt mit böser Absicht. Und sein Respekt vor dem überforderten Familienvater hätte einen Knacks bekommen.
Ein Arbeitsleben ohne Angst – geht das?
Ein glückliches Arbeitsleben ohne Angst wird in der Regel wohl ein schöner Traum bleiben. Das Ziel bei der Bewältigung von Ängsten sollte daher nicht sein, künftig ein Arbeitsleben ohne diese als negativ empfundenen Gefühle zu führen. Ein Jobwechsel bedeutet nicht automatisch ein künftig angstfreies Dasein, gerade bei ängstlich veranlagten Menschen. Da hilft kein Tapetenwechsel, sondern nur der Abbau dieser Grundangst.
Trösten Sie sich: Auch Menschen, die von sich sagen, dass sie glücklich in ihrem Job sind, haben hin und wieder Angst. Auffällig ist, dass manche Menschen mit einer wirklichen Bedrohung nicht halb so viel Angst haben und viel glücklicher sind als andere, die eigentlich wenig zu befürchten hätten.
Angstauslöser
Was macht Angst?
Kommt Ihnen einer dieser Faktoren bekannt vor? Die sind – zusammen mit vielen anderen – dafür verantwortlich, dass ausser Ihnen Millionen von Werktätigen mit Bauchschmerzen zur Arbeit gehen:
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