
Projektrisiken für deutsche Automobilzulieferer auf dem US-Markt
Projektrisiken für deutsche Automobilzulieferer auf dem US-Markt
Die Automobilindustrie als einer der bedeutendsten deutschen Wirtschaftszweige ist sehr exportorientiert. Die daraus häufig erwachsende Entscheidung für die Zulieferer, ob das Exportland von Deutschland aus zu beliefern ist oder ein Zweigwerk im Ausland die bessere Alternative darstellt, ist nicht immer einfach. Wenn eigene Kapazitäten im Ausland aufgebaut werden, hat deren Planung, Aufbau und Inbetriebnahme für das entsprechende Unternehmen Projektcharakter - mit einer Reihe von Risiken.
Für die überwiegend mittelständisch geprägte Automobil-Zulieferindustrie ist die Umsetzung solcher Vorhaben eine erhebliche Herausforderung. Unterstützung bei der Minimierung bestehender Risikopotentiale wird daher auch durch Verbände und Institutionen angeboten. Bezogen auf einen der bedeutsamsten Auslandsmärkte, den US-Markt, ist die Deutsch-Amerikanische Handelskammer ein wichtiger Ansprechpartner. Auf deren Anregung und mit ihrer Unterstützung wurde im Jahr 2003 eine Untersuchung zur Minimierung interner Projektrisiken durchgeführt (Susanne Bender, "Beiträge zur Minimierung von internen Risiken bei internationalen Projekten", Diplomarbeit an der FH Erfurt, Erfurt, 2003). Dieser Artikel fasst die wesentlichen Ergebnisse der Untersuchung zusammen und soll dem Praktiker helfen, Projektrisiken zu erkennen und ein eigenes, äquivalentes Risikomanagement aufzubauen.
Das Untersuchungskonzept
Wirksames Risikomanagement basiert in hohem Maße auf einer fundierten Risikoanalyse. Bekannte bzw. zu erwartende Risken können durch Präventionsmaßnahmen vermieden oder zumindest ihre Auswirkungen gedämpft werden.
Projektrisiken können interner oder externer Natur sein (Bild 1). Während interne Risiken im Projekt selbst ihre Ursache haben und dort auch nachhaltig beseitigt werden können, liegen die Ursachen externer Risiken im Projektumfeld. Deshalb können Letztere häufig nicht oder nur teilweise ausgeschlossen werden. Es bleiben dann nur adäquate Vorsorgemaßnahmen. Je früher und genauer die spezifischen Risiken erkannt werden, um so größer sind die Chancen, sie in den Griff zu bekommen.

Bild 1: Interne und externe Projektrisiken
Ziel der Untersuchung
An diesem Punkt setzte die hier vorgestellte Untersuchung an. Da innerhalb der untersuchten Branche kein völlig einheitliches Risikopotential zu erwarten war, lag das Ziel der Untersuchung darin, mögliche Risikokategorien und Einzelrisiken zu identifizieren. Dies ist insofern wesentlich, als eine statistisch abgesicherte Bewertung der Risikopotenziale unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht möglich war. Angesichts der Dynamik der Märkte ist auch die Frage zu stellen, ob und wie lange die Ergebnisse einer Detailerhebung für die Praxis überhaupt nutzbar sein würden. Das Ziel bestand vielmehr darin, mögliche Risiken und Maßnahmen zu ihrer Beherrschung aufzuzeigen.
Nutzbarkeit der Ergebnisse
Die vorliegenden Analyseergebnisse sind vor allem in zwei Richtungen nutzbar. In Analogie zur Medizin können wir sie mit Prävention und Therapie umschreiben. Im ersten Fall gehen wir von der latenten Gefahr aus, dass sich aus einer vorhandenen Situation ein Risiko entwickelt. Durch geeignete Vorsorgemaßnahmen kann die Gefahr abgewendet oder zumindest das Gefahrenpotenzial weitgehend reduziert werden. Für die praktische Arbeit heißt das: Wenn die generell möglichen Risiken bereits bekannt sind, lässt sich das eigene Projekt leichter daraufhin prüfen, ob und in welchem Maße Risikopotenzial besteht. Auf dieser Basis können dann gezielt Gegenstrategien entwickelt werden.
Im zweiten Fall besteht bereits ein Risiko oder es ist nicht möglich, durch Vorsorge eine risikobehaftete Situation zu vermeiden. In diesem Fall können lediglich Maßnahmen getroffen werden, um die zu erwartenden Auswirkungen zu begrenzen. Auch hier soll die Kenntnis möglicher Risiken und denkbarer Reaktionen die Risikobeherrschung erleichtern.
Um die Analysenergebnisse möglichst praxisgerecht aufzubereiten, wurde daher die tabellarische Auflistung mit den potenziellen Projektrisiken um die Kriterien "mögliche Ursachen", "Vorsorgemaßnahmen" und "Verminderungsmaßnahmen" erweitert. Auf diese Weise entstand mit den Tabellen 1 und 2 eine Art Checkliste, die als Hilfsmittel bei der Planung und Realisierung von Auslandsprojekten in der Automobil-Zulieferindustrie verwendbar ist. Selbstverständlich kann ein solches Hilfsmittel nur der Einstieg sein und nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Eine Detailanalyse und die Entwicklung individueller Strategien im jeweiligen Einzelfall bleiben unerlässlich.
Ergebnisse der Analyse
Die potenziellen Risiken wurden identifiziert, systematisiert und in den Tabellen "Interne Risiken bei Auslandsprojekten der Automobilindustrie in den USA" und "Externe Risiken bei Auslandsprojekten der Automobilindustrie in den USA" zusammengefasst. Dabei zeigte sich, dass eine Reihe von Risiken, die generell bei Projekten auftreten, auch in der untersuchten Branche im Zusammenhang mit Auslandsengagements existieren. Auf deren Darstellung wurde hier bewusst verzichtet.
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