Sinnkrisen überwinden & Prävention leisten Mehr Sinn in der Projektarbeit

Sinn ist eine wichtige Quelle für Motivation. Wer wie Projektleiter viel leistet, aus seiner Tätigkeit jedoch wenig Sinn zieht, empfindet diese dauerhaft als belastend. Am Beispiel eines in die Sinnkrise geratenen Projektleiters zeigt Coach Christian Bachmann, wie Sie für sich persönlich mehr Sinn erfahren und für Ihr Team gute Rahmenbedingungen dafür schaffen.

Sinnkrisen überwinden & Prävention leisten Mehr Sinn in der Projektarbeit

Sinn ist eine wichtige Quelle für Motivation. Wer wie Projektleiter viel leistet, aus seiner Tätigkeit jedoch wenig Sinn zieht, empfindet diese dauerhaft als belastend. Am Beispiel eines in die Sinnkrise geratenen Projektleiters zeigt Coach Christian Bachmann, wie Sie für sich persönlich mehr Sinn erfahren und für Ihr Team gute Rahmenbedingungen dafür schaffen.

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Das (Arbeits-)Leben des Menschen muss täglich in irgendeiner Form gestaltet oder bestanden werden. Wer wie Projektarbeiter jeden Tag ein hohes Arbeitspensum zu leisten hat, aus seiner Tätigkeit aber wenig Sinn zieht, für den wird die Arbeit erschöpfend und belastend. Denn dieser Sinn beantwortet unsere persönliche Frage nach dem "Wozu".

Finden wir auf diese, meist unbewusst gestellte, Frage keine befriedigenden Antworten (mehr), kann dies zu einer persönlichen Sinnkrise führen. Dann fragen wir uns unweigerlich: "Wozu leiste ich täglich diesen hohen Aufwand?" oder umgangssprachlich: "Warum tue ich mir das noch an?" Umgekehrt wirkt es auf die meisten Menschen enorm motivierend, wenn sie aus ihrer Arbeit einen hohen Sinn ziehen; dies setzt viel Energie frei, um die beruflichen Anforderungen zu bewältigen.

Viele Beschäftigte messen den Sinn Ihrer Arbeit am Erfolg Ihrer Handlungen. Speziell für Projektleiter kann dieser Ansatz problematisch sein, da es sich bei Projekten meist um komplizierte und komplexe Unterfangen handelt, die auch trotz einer hervorragenden Projektleitung scheitern können. Für das Eintreten des gewünschten Ergebnisses braucht es das Engagement aller internen und externen Stakeholder, und selbst dann noch können Rahmenbedingungen z.B. aus dem Kundenumfeld das Projekt negativ beeinflussen.

Des Weiteren haben viele Projektleiter ihre Karriere als Fachexperten begonnen. Da sie nun kaum oder gar nicht mehr fachlich arbeiten, wie der Coachee aus dem Praxisbeispiel dieses Beitrags, müssen sie Sinn aus anderen Quellen schöpfen.

Im Folgenden erhalten Sie

  • konkrete Denkanstöße und Empfehlungen, wie Sie in der täglichen Projektarbeit mehr Sinnerfüllung erfahren
  • wie Sie Ihre Einstellung zu Ihrer persönlichen Sinnhaftigkeit reflektieren und weiterentwickeln können
  • konkrete Tipps, wie Sie in Ihrem Projektteam Rahmenbedingungen einführen, um den Sinn als Motivator optimal zu nutzen.

Fallbeispiel: Die Ausgangslage

Einer meiner Coachees, nennen wir ihn Herr Frei, leitete seit einem Jahr ein IT-Projekt mit zweijähriger Laufzeit, hoher Komplexität und einem Teilprojektteam im Ausland. Dieses Projekt führte ihn an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit. Vor einigen Monaten traten bei ihm gehäuft Schlafstörungen auf. Dadurch bekam er Probleme mit seiner Energiebilanz, d.h. er fühlte sich nach der Arbeit häufig ausgelaugt und hatte immer öfter das Gefühl, sich über das Wochenende nicht mehr erholen zu können (siehe zum Thema Energiebilanz auch den Beitrag "Wie unsere Gefühle und Gedanken unseren Projektalltag beeinflussen", Projekt Magazin 22/2015).

Die Erschöpfung schlug sich in Konzentrationsproblemen nieder, zudem wurde er während der Arbeit zunehmend reizbar und "dünnhäutig". Schließlich ließ er sich temporär krankschreiben. Im Coaching manifestierte sich seine Sinnkrise in folgendem Satz: "Meine Arbeit macht keinen Sinn mehr, ich glaube, ich bin am falschen Platz."

Eigentlich galt der Mittdreißiger in seinem Unternehmen – einem schnell wachsenden IT-Unternehmen – als smarter Typ. Gleich nach seinem erfolgreichen Informatikstudium arbeitete er dort für mehrere Jahre als Fachexperte sowie als Teilprojektleiter und zeichnete sich durch Einsatz und Zuverlässigkeit aus. Herr Frei bemühte sich dann aktiv um eine Projektleitung. Dieser Wunsch ging vor einem Jahr in Erfüllung. Privat lebt er seit einigen Jahren in einer stabilen Partnerschaft.

Die durch die Erschöpfung bedingte Krankschreibung umfasste mehrere Wochen. Für Herrn Frei stellte dies zunächst eine schwierige persönliche Erfahrung dar, da er sich selbst und seinem Umfeld eingestehen musste, dass er die Grenze seiner Leistungsfähigkeit überschritten hatte. Dennoch hatte er das Gefühl, dass er sich gut erholen konnte und er kehrte mit frischem Elan an seinen Arbeitsplatz zurück. Vor einem Monat merkte er, dass seine Energiebilanz wieder ins Negative kippte, weshalb er sich zu einem Coaching entschloss.

Persönliche Sinnquellen

Als ich Herrn Frei fragte, woraus er persönlich bei seiner Tätigkeit als Projektleiter Sinn ziehe, musste er lange überlegen. Dann nannte er zuerst das Teamklima: Dafür zu sorgen, dass die Zusammenarbeit untereinander reibungslos funktioniere, sei ihm wichtig und gebe ihm ein gutes Gefühl. Weiter sei er dankbar für die Möglichkeit, Verantwortung übernehmen zu können. Außerdem sei ihm das Gefühl wichtig, etwas bewirken zu können. Zuletzt nannte er Erfolg und die damit verbundene Anerkennung für seine Arbeit als für ihn sinnstiftend.

Sinn: Eine Annäherung