
Heinz-Detlef Scheer
19.02.2015
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Wer viel leistet, erfährt in unserer Gesellschaft zumeist Wertschätzung. Hochbegabte Projektingenieure leisten auch viel, werden aber häufig von Kollegen und Vorgesetzten verkannt, so Heinz-Detlef Scheer. Er erklärt, was unter Hochbegabung verstanden wird, und wirbt für Verständnis für das Anderssein von Hochbegabten. Auch liefert er Lösungsansätze, was Hochbegabte selbst, deren Vorgesetzte und Kollegen tun können, damit sie entspannt und erfolgreich zusammenarbeiten.
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Wer viel leistet, erfährt in unserer Gesellschaft zumeist Wertschätzung. Hochbegabte Projektingenieure leisten auch viel, werden aber häufig von Kollegen und Vorgesetzten verkannt, so Heinz-Detlef Scheer. Er erklärt, was unter Hochbegabung verstanden wird, und wirbt für Verständnis für das Anderssein von Hochbegabten. Auch liefert er Lösungsansätze, was Hochbegabte selbst, deren Vorgesetzte und Kollegen tun können, damit sie entspannt und erfolgreich zusammenarbeiten.
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Wir leben in einer ausgesprochen stark entwickelten Leistungsgesellschaft. Menschen, die viel leisten, sind bei uns anerkannt und werden geschätzt, gelobt und in Unternehmen und Behörden "befördert". Eine gewisse Intelligenz gehört zu den Grundvoraussetzungen, um in bestimmten Berufen durch Aus- und Weiterbildung, im Rahmen einer akademischen Laufbahn oder in großen Unternehmen, z.B. in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung, "aufzusteigen".
Nicht wenige Projektingenieure erleben allerdings, dass sie trotz bester "Grundausstattung" in Form eines hohen IQs, einer inhaltlichen passenden und mit summa cum laude bewerteten Doktorarbeit in einem Job in der Industrie grandios scheitern.
Dieser Artikel erläutert eingangs, was unter Hochbegabung verstanden wird, und zeigt dann an verschiedenen Beispielen das Dilemma von Unterforderung und Verkennung hochbegabter Ingenieure, die häufig in unterschiedlichsten Fachrichtungen in Projekten mitarbeiten oder Projekte leiten. Auch schildert er die verhängnisvollen Verhaltensmechanismen, die immer wieder zu Missverständnissen in der Zusammenarbeit zwischen Hochbegabten und ihren Kollegen führen – und in Extremfällen im Mobbing münden.
Und er wirbt für Verständnis für das Anderssein von Hochbegabten und liefert Lösungsansätze, was Hochbegabte selbst, deren Vorgesetzte und Kollegen tun können, um künftig entspannter und erfolgreicher zusammenzuarbeiten.
Wenn wir uns damit beschäftigen, was Hochbegabung ist, müssen wir uns zunächst damit befassen, was unter "Intelligenz" verstanden wird. Es gibt mittlerweile einen weltweiten Konsens, dass wir von Intelligenz sprechen, wenn wir einen allen intelligenten Leistungen zugrundeliegenden sog. "Generalfaktor der Intelligenz", auch "g-Faktor" genannt, meinen. Dieser steht für "generelle" oder "allgemeine" Intelligenz, die mit wissenschaftlich entwickelten Verfahren erfasst wird, innerhalb derer verbale, numerische und figurale Fähigkeiten gemessen werden können. Diese sog. "Intelligenz-Tests" ("IQ-Tests") messen nicht das Leistungsniveau des Probanden, sondern sein Potenzial für den jeweiligen Aufgabenbereich. Fähigkeiten wie Durchhaltevermögen, soziale Kompetenz oder Lernfähigkeit, oder auch Fertigkeiten, also erlerntes Verhalten, werden dadurch nicht erfasst (Rost, 2009).
Seriöse IQ-Tests sind so konstruiert, geeicht und skaliert, dass sie einen Mittelwert von 100 aufweisen. Innerhalb eines IQ-Bereichs von 85-115 befinden sich ca. 68% der Bevölkerung, gemessen an ihrer kognitiven Leistungsfähigkeit, zwischen 70 und 130 liegen etwa 96%. Ein Mensch wird als "hochbegabt" bezeichnet, wenn er in einem IQ-Test, der den g-Faktor misst, eine Leistung erbringt, die einem IQ ≥ 130 entspricht. Die Wenigsten wissen allerdings um ihre Hochbegabung!
Das bedeutet für die Bundesrepublik Deutschland mindestens 1,6 Millionen hochbegabte Bürger. Davon dürften ein paar Hunderttausend in Projekten arbeiten. Was für eine Ressource! Hochbegabte denken schneller und mehr auf einmal als andere. Leider reicht das häufig schon aus, um zahlreiche Probleme, auch im betrieblichen Alltag, zu generieren. Hier einige Beispiele:
Die Folge: Diese Kollegen werten häufig den Hochbegabten und sein Verhalten ab. Das geschieht manchmal offen ("Du kriechst ja dem Chef geradezu hinten rein!") oder hinten herum ("Wer hat denn diesen arroganten Schnösel eingeschleust?! – Du weißt schon, wen ich meine?!"). Auf jeden Fall bleibt diese Etikettierung nicht unbemerkt und führt zu einer manchmal sehr Energie zehrenden Ausgrenzung des Hochbegabten.
Der Hochbegabte fühlt sich zurückgewiesen und einsam und verfällt häufig nach wiederholten vergeblichen Versuchen, Zugehörigkeit herzustellen, in Depressionen. Auch kann es sein, dass er Fluchttendenzen zeigt, z.B. innerlich kündigt, oder, gruppendynamisch gesehen, "Gegensabotage" betreibt durch eine Haltung nach dem Motto: "Zu Euch will ja auch keiner wirklich gehören!"
Möglicherweise spielt bei der Abwertung der Arbeitsleistung der Hochbegabten die in Mitteleuropa mehr oder weniger kollektiv verinnerlichte calvinistische Arbeitsethik eine tragende Rolle, nach der nur der hart arbeitende Mensch ein gottgefälliges Leben führt und dafür nach dem Tode belohnt wird. Aus dieser Haltung ist der verbreitete Glaubenssatz abgeleitet, dass nur ein Mensch, der viel leistet und sich dabei auch mächtig und sichtbar anstrengt, ein guter Mensch ist.
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