Stadtteilentwicklung und Bürgerbeteiligung als vorrangige Ziele Das Projektmanagement der Olympischen Spiele 2012 in London

Im Juli 2005 erhielt London den Zuschlag für die Olympischen Spiele 2012. Im Gegensatz zu den Mitbewerbern hatte London in seinem Konzept vor allem auf Nachhaltigkeit sowie die intensive Einbindung der Bürger gesetzt und damit das IOC überzeugt. Der eingeschlagene Weg zahlte sich aus: Die Bürgerakzeptanz liegt bei knapp 90% und die Baumaßnahmen konnten vier Monate vor Zeitplan und unter Budget abgeschlossen werden. Klaus Grewe, Gesamt-Projektkoordinator der Olympischen Spiele 2012, gibt einen Einblick in das Megaprojekt und die damit verbundenen Herausforderungen.

 

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Stadtteilentwicklung und Bürgerbeteiligung als vorrangige Ziele Das Projektmanagement der Olympischen Spiele 2012 in London

Im Juli 2005 erhielt London den Zuschlag für die Olympischen Spiele 2012. Im Gegensatz zu den Mitbewerbern hatte London in seinem Konzept vor allem auf Nachhaltigkeit sowie die intensive Einbindung der Bürger gesetzt und damit das IOC überzeugt. Der eingeschlagene Weg zahlte sich aus: Die Bürgerakzeptanz liegt bei knapp 90% und die Baumaßnahmen konnten vier Monate vor Zeitplan und unter Budget abgeschlossen werden. Klaus Grewe, Gesamt-Projektkoordinator der Olympischen Spiele 2012, gibt einen Einblick in das Megaprojekt und die damit verbundenen Herausforderungen.

 

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London setzt mit der Ausrichtung der Olympischen Spiele 2012 neue Maßstäbe: Die Stadt hatte sich zum Ziel gesetzt, das Olympische Gelände als dauerhaftes Zentrum für die sozial schwächsten Stadteile Londons zu etablieren und alle Beteiligten von Beginn an in die Planungs- und Ausführungsprozesse einzubeziehen. Entscheidendes Glied zur Umsetzung dieser politischen Vorgaben war die Projektsteuerung, die sich an Methoden und Prozessen aus der der Öl- und Verfahrensindustrie orientierte und damit Neuland bei einem staatlichen Projekt betrat. Sie ermöglichte es, alle Vorhabengruppen zu koordinieren und einzubeziehen sowie die Termine und Kosten zu kontrollieren und die entsprechenden Informationen öffentlich bereitzustellen.

Bild 1: Der Olympische Park in Ost-London (Computeranimation). Bild vergrößern

Die Vorbereitungen der Olympischen Spiele waren im Dezember 2011 zu 99% abgeschlossen – vier Monate vor Zeitplan. Die Kosten lagen unter Budget, Rückstellungen wurden daher nicht angegriffen. Die Bürgerakzeptanz liegt der Tageszeitung "The Times" zufolge bei 87% (The Times, 9. April 2011).

Londons Versprechen gegenüber dem IOC

London hat am 5. Juli 2005 den Zuschlag für die Olympischen Spiele 2012 erhalten. Mit den folgenden Versprechen konnte es sich gegenüber Paris, New York, aber auch Leipzig durchsetzen:

  • Einen Olympischen Park als Mittelpunkt für die sozial schwächsten Stadtteile Londons und ihrer multikulturellen Bevölkerung zu hinterlassen.
  • Bürger und Vorhabenstrategen von Beginn an in den Planungs- und Entscheidungsprozess einzubeziehen.
  • Gleichberechtigung der Paralympischen Spiele und der Olympischen Spiele.
  • Effiziente Sportstätten und eine Infrastruktur bereitzustellen, die höchsten umweltverträglichen und ökonomischen Maßstäben standhalten. Die verbleibenden Sportstätten als Mittelpunkt der englischen Sportkultur zu erhalten.

Ausschlaggebend für den Zuschlag war letztendlich der zentrale stadtplanerische Ansatz, den Osten Londons um ein attraktives neues Zentrum zu bereichern und damit langfristig eine positive Stadtentwicklung einzuleiten. Mit diesem Ziel hob sich die Bewerbung Londons deutlich von den Geboten der Mitbewerber ab. Zudem hatte die Vergangenheit gezeigt, dass alle Olympischen Gelände mit Ausnahme von München und Atlanta entweder nicht mehr genutzt werden, hohe Instandhaltungskosten verursachen oder dem Verfall preisgegeben sind. Dies sind Realitäten, die bei Investitionskosten von mehreren Milliarden Pfund berücksichtigt werden müssen, um Akzeptanz bei den Bürgern zu finden.

Der Standort

Sehr bewusst wurde der Standort im Osten Londons gewählt. Das zukünftige Olympische Gelände umfasst ein ehemaliges, brachliegendes, viktorianisches Industriegebiet, das bedingt durch die frühe Industrialisierung und damit verbundene unzureichende Verkehrsanbindung isoliert von den umgebenden Stadtteilen war. Mehrere viktorianische Kanäle, zwei Eisen- und zwei U-Bahnlinien sowie eine Autobahn begrenzen das Gelände.

Bedingt durch die wechselnde industrielle Nutzung der letzen 150 Jahre – im Durchschnitt blieb dort kein Unternehmen länger als fünf Jahre – war das Gelände hochgradig mit Schadstoffen belastet.

Die an das Olympische Gelände angrenzenden Stadtteile Tower Hamlets, Hackney, Walthon Forest und Leyton waren früher Zentrum für Einwanderungswellen aus Irland, Schottland aber auch für die erste große Zuwanderung aus dem damals noch existierenden Empire. In der 1898 von Charles Booths erstellten "Deprivation Map of London" wiesen diese Stadtteile die höchsten Kriminalitäts-, Arbeitslosen- und Armutsraten in ganz England auf. Auch heute zählen diese immer noch zu den ärmsten Regionen Englands, nur die Struktur der Zuwanderung hat sich verschoben: Dominierend sind nun Gruppen aus Osteuropa, Ostasien und dem Mitteleren Osten sowie interessanterweise Gruppen aus ehemaligen französischen Kolonien.

Ein Erbe für das 21. Jahrhundert ("Legacy-Maßnahmen")

Das Projektmanagement der Olympischen Spiele 2012 in London


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Alle Kommentare (5)

Guest

Sehr guter, kompakter Artikel, der einen guten Einblick in das Management solcher Großprojekte liefert.

 

Edgar
Ludwig
Dipl.-Ing.

Ein beeindruckender Projekterfolg mit neuen Ansätzen auch für weniger gigantischen Projekte

 

Stefan
Hagen
Dr.

Spannender und gut geschriebener Artikel! Danke dafür.

 

Dominik
Müller

Es gibt sie also doch: komplexe Großprojekte, die durch perfekte Kommunikation und Organisation on time und under budget abschließen. Her mit diesen Projektmanagern!!!! Danke für diesen motivierenden Bericht.

 

Jörg
Kopatz

Ein spannender und fesselder Kurzbericht für ein gewaltiges und erforlgreiches Projekt. Ich habe allein vom Lesen richtig Lust bekommen, in einem so goßen Projekt mit solch einem professionellen Umfeld tätig zu sein, was leider nicht überall so gegeben ist.