Authentisch und wirksam führen
Viele Manager glauben, dass sie ihr Team nur dann erfolgreich führen können, wenn sie das Verhalten der "idealen" Führungspersönlichkeit kopieren. In der Praxis erzeugt eine solche Verstellung bei den Mitarbeitern aber oft Verwirrung und Misstrauen. Dr. Günter Rattay zeigt, wie man auf Basis der eigenen Persönlichkeit einen authentisch-wirksamen Führungsstil entwickeln und pflegen kann.
Authentisch und wirksam führen
Viele Manager glauben, dass sie ihr Team nur dann erfolgreich führen können, wenn sie das Verhalten der "idealen" Führungspersönlichkeit kopieren. In der Praxis erzeugt eine solche Verstellung bei den Mitarbeitern aber oft Verwirrung und Misstrauen. Dr. Günter Rattay zeigt, wie man auf Basis der eigenen Persönlichkeit einen authentisch-wirksamen Führungsstil entwickeln und pflegen kann.
Viele Manager glauben, dass sie nur dann erfolgreich führen können, wenn sie das Bild der idealen Führungspersönlichkeit kopieren. Eifern sie dem Ideal mit seinen makellosen Wesenszüge nach, verursacht das in ihrem Umfeld aber oft Unsicherheit und Verwirrung. Führung wirkt nur, wenn sie im Einklang mit den Werten der führenden Person steht. Der authentisch-wirksame Führungsstil schreibt deshalb keine Verhaltensregeln vor, sondern stellt die Persönlichkeit der Führungskraft in den Mittelpunkt.
Das Ideal: die perfekte Führungskraft
Viele moderne Personalentwicklungskonzepte (PEK) konzentrieren sich auf Eigenschaften und Verhaltensweisen von Führungskräften und beschreiben deren ideale Ausprägung. Die Vorstellung von der Norm-Führungskraft hat ihren Reiz. Ihre Charakterzüge sind eine Erfolg versprechende Voraussetzungen für wirksame Führung und grundsätzlich gut zu heißen.
Im Widerspruch zu dieser Normierung steht jedoch die zunehmende Komplexität unserer Umwelt und die Annahme, dass jeder Mensch eine individuelle Persönlichkeit hat, mit spezifischen Anlagen ausgestattet ist sowie von unterschiedlichen Erfahrungen geprägt und eigenen Träumen geleitet wird.
Verstellung führt zu Misstrauen
Versuchen Manager, sich das Normprofil einer idealen Führungskraft anzueignen, ist das einerseits Kräfte raubend, andererseits stellen sich in der Praxis nicht die gewünschten Ergebnisse ein. Die Mitarbeiter nehmen wahr, wenn bewusst gewählte Aussagen nicht zu unbewusst gesendeten Signalen passen und somit nicht authentisch sind. Auf eine solche Unstimmigkeit reagieren sie mit Misstrauen und erfüllen ihre Aufgaben nur halbherzig.
Basis für gute Führung: die eigene Persönlichkeit
Der authentisch-wirksame Führungsstil basiert auf der Hypothese, dass Führungskräfte dann erfolgreich sind, wenn sie authentisch agieren, d.h. wenn ihre Aussagen mit dem eigenen Verhalten und Wertesystem übereinstimmen. Derart geführte Mitarbeiter spüren keine Widersprüche und reagieren auf die glaubwürdigen Botschaften ihres Vorgesetzten meist mit hohem Engagement.
Es braucht Zeit, bis man sich selbst gut genug kennt, um den authentisch-wirksamen Führungsstil umsetzen zu können. Die wichtigsten Elemente dieses Prozesses sind im Folgenden aufgeführt:
Zeit für Selbstreflexion und Feedback
Die Basis für Authentizität sind die eigenen Werte. Um diese zu identifizieren, müssen Sie sich Zeit und Raum nehmen. Versuchen Sie, Ablenkungsmechanismen und "Zeiträuber" des Alltags unter Kontrolle zu halten.
Hören Sie in sich hinein und gehen Sie Ihren eigenen Werten auf den Grund. Setzen Sie sich parallel zur inneren Besinnung mit Ihrer Umwelt aktiv auseinander: Fordern Sie Feedback ein und reflektieren Sie Ihr Verhalten kritisch, um Differenzen zwischen Ihrer Wahrnehmung und der anderer Personen zu erkennen. So können Sie herausfinden, in welchen Bereichen Sie authentisch wirken und somit entsprechend Ihrer eigenen Werte agieren und in welchen Bereichen das nicht der Fall ist
Zwischen übernommenen, erlernten und eigenen Werten trennen
Zunächst müssen Sie herausfinden, welche Werte Sie tatsächlich vertreten können. Jeder Mensch ist das Produkt seiner Persönlichkeit und seiner gesammelten Erfahrungen. Passen die erlernten Verhaltensmuster zu Ihrer Identität, sind sie authentisch-wirksam und Sie sollten sie beibehalten. Andere Wertvorstellungen, die Sie ebenfalls klar und greifbar empfinden, die jedoch Ihr Erscheinungsbild nicht abrunden und von anderen als widersprüchlich erlebt werden, sind bei genauerer Betrachtung oft Grundsätze von Autoritäten aus Ihrer Vergangenheit (übernommene Werte). Sie sollten sich der Herkunft der Werte bewusst werden und dann entscheiden, welche Sie beibehalten möchten und welche sie ablegen.
Neben den erlernten und übernommenen Werten gibt es - oft nur sehr schwer erkennbar - eigene Wünsche, Träume und Werte. Diese können Sie erkennen, wenn Sie Ihre Körpersignale wahrnehmen. (Mit welchen Gesten, Signalen fühlen Sie sich wohl? Welche passen mit Ihren Einstellungen zusammen oder stehen dazu im Widerspruch?)